Ein klassischer Guru der Investmentszene ist Ralph Dommermuth, Gründer, Vorstandschef und Großaktionär von United Internet, nicht. Doch für Außenstehende war es trotzdem oft lohnend, sich in den Windschatten seiner öffentlichen Investitionsentscheidungen zu begeben. Etwa 2014, nach Dommermuths Einstieg bei der mittlerweile komplett übernommenen Netzwerkfirma Versatel. Damals profitierten auch Privatanleger.

Dommermuth hat bei diesen Investments einen Vorteil, der ihn von klassischen Börseninvestoren unterscheidet: Über das TecDAX-Schwergewicht United Internet kann er hohe Synergien und Wachstumsbeiträge realisieren.

Auch bei seinem jüngsten Investment, der Aktie von Tele Columbus, ist das der Fall. Wer hier dem 52-jährigen Entrepreneur folgt, zahlt zudem noch vergleichbare Preise. Im Februar meldete United Internet eine Beteiligung von 25,1 Prozent an der Kabelnetzfirma. Der Kaufpreis betrug neun Euro pro Aktie, also nicht viel weniger als der aktuelle Preis des Papiers.

Tele Columbus ging Anfang 2015 an die Börse. Zuvor war ein Fusionsvorhaben mit Kabel Deutschland gescheitert. Nach dem Börsengang wurden die beiden Konkurrenten Pepcom und Primacom übernommen. Dazu musste das Kapital noch einmal erhöht werden. Inklusive der zugekauften Firmen hat Tele Columbus nun rund 3,5 Millionen zahlende Kunden und ist damit die Nummer 3 auf dem deutschen Markt.

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Großer Abstand zur Konkurrenz



Der Abstand zu den beiden Marktführern Kabel Deutschland und Unity Media ist groß, aber auch hinter Tele Columbus klafft eine große Lücke. Kein anderer Anbieter kann die Berliner noch erreichen. Zweifellos war die Marktstellung von Tele Columbus das strategische Hauptargument für Dommermuths Kauf. Denn den Kabelkunden kann man auch noch Internetzugänge und Mobilfunktarife verkaufen. Ähnliches hatte Vodafone mit der Übernahme von Kabel Deutschland bezweckt. Damals wurden mehr als 1000 Euro pro Kunde gezahlt.

Selbst unter Abzug der Schulden ist Tele Columbus im Moment noch meilenweit entfernt von dieser Bewertung. Auf Sicht von drei bis vier Jahren kann es Tele Columbus aus eigener Kraft schaffen, diese Lücke zu schließen. Das Unternehmen wird die Netze ausbauen, um den Cashflow pro Kunde zu erhöhen. Ab 2017, wenn die Zukäufe voll konsolidiert werden, dürfte dann selbst nach Investitionen ins Netz ein hoher freier Cashflow erwirtschaftet werden - die Schulden werden abgebaut, der Kurs steigt.

Es kann aber auch schneller gehen. Das Unternehmen ist ein Übernahmekandidat, und nicht nur United Internet wäre ein möglicher Käufer. Kommt es zum Deal, wird zumindest ein Teil des Potenzials über Nacht gehoben.