Manchmal braucht es Mut: Am 19. November meldete der Hedgefonds Eminence Capital, mehr als sieben Prozent des Kapitals von Keurig Green Mountain erworben zu haben. Eminence-Gründer Ricky Sandler ist dafür bekannt, sich zuweilen gegen den Trend zu stellen. Bei dem Hersteller von Kaffeekapseln hatte die Wall Street den Daumen nach unten gedreht. Wegen verfehlter Ertragsprognosen hatte die Aktie bis Anfang November mehr als 60 Prozent eingebüßt. Nun kassiert Sanders richtig ab: Die Investmentholding JAB der Industriellenfamilie Reimann übernimmt Keurig für 92 Dollar je Aktie - der Preis liegt mehr als 50 Prozent über den Kursen, die Sandler zuletzt gezahlt hatte.

Eine ähnlich konzentrierte Wette ist Sandler bei Interxion Holding eingegangen. Eminence ist mit einem Anteil von fast acht Prozent mit Abstand größter Aktionär der Niederländer. Der Marktwert der Aktien beträgt rund 150 Millionen Euro. Und obwohl sich die Aktie 2015 recht gut geschlagen hat, baute Sandler seine Position aus. Es gibt Parallelen zu Keurig: Das Geschäftsmodell des Kaffeekonzerns beruht darauf, dass Kunden kaum mehr wechseln, wenn sie sich einmal für das Kapselsystem entschieden haben. Das gilt noch mehr für Interxion.

Komfortable Rundumversorgung



Stark vereinfacht ausgedrückt, ist Interxion ein Anbieter von Spezialimmobilien. Der Fachbegriff lautet Colocation und bezeichnet die Unterbringung und Netzanbindung von Servern in einem Rechenzentrum. Dazu gehört Klimatisierung, eine Stromversorgung ohne Unterbrechungen und ein Rund-um-die-Uhr-Service.

Die IT-Ausstattung, also Server und Software, kommt hingegen von Mietern wie etwa der Deutschen Börse. Weil in den Zentren die Server der Kunden interagieren können, steigt aufgrund der räumlichen Nähe die Geschwindigkeit der Datenübertragung. Den einzelnen Mietern wird es daher schwerfallen, den Anbieter zu wechseln. Interxion betreibt 40 Rechenzentren in elf europäischen Staaten. Bei der Expansion setzt das Unternehmen sowohl auf neue Regionen als auch auf den Ausbau bestehender Kapazitäten. In Frankfurt etwa betreibt der Konzern neun Zentren, das zehnte ist im Bau. Mit jeder Erweiterung wird Interxion für Kunden interessanter: So nutzt Amazon Web Services seit 2015 den lokalen Knoten in Frankfurt.

Mit der erreichten Größe finanziert Interxion die Expansion über den Cashflow. Der Einnahme-Pool wächst stetig. Dieser Automatismus dürfte angesichts steigender Datenmengen kaum aufzuhalten sein. Allerdings ist ein Ende à la Keurig vorstellber. Klar ist: Die Branche konsolidiert. Bei Übernahmen von Rechenzentren wurde zuletzt das 14-Fache des Betriebsergebnisses gezahlt. Umgerechnet auf die Ergebnisprognose von Interxion für das laufende Geschäftsjahr entspricht das einem Kurs von rund 40 Euro.