Die im schwach regulierten Entry Standard notierte Rocket Internet-Aktie ist mit knapp 19 Euro derzeit weniger als halb so viel wert als zum Börsengang 2014, bei dem die Titel zu 42,50 Euro ausgegeben wurden. Am Donnerstag lag die Aktie mit rund drei Prozent im Minus. Wie andere Kleinaktionäre gab sich Kunert geduldig: "Wer das Geschäftsmodell kennt, versteht, dass es lange dauert, um die Beteiligungen profitabel zu machen."

Rocket-Chef Oliver Samwer erklärte, es sei weiterhin das Ziel, dass im vierten Quartal 2017 mindestens drei Beteiligungen die Gewinnschwelle knackten. Bisher schreiben alle Startups Verluste. Zu Jahresbeginn war der Fehlbetrag vor Steuern und Abschreibungen (Ebitda) bei den größten Beteiligungen um 23 Prozent auf 140 Millionen Euro gesunken.

Samwer warb um Geduld: Die übernächste Hauptversammlung werde zeigen, dass es funktioniere und die Gewinnschwelle bei einigen Beteiligungen erreicht worden sei. Dazu sollen vor allem geringere Marketingausgaben und Einsparungen bei Personal und Verwaltung der Startups beitragen. "Wir werden ein Wachstumsunternehmen bleiben", fügte der 43-Jährige hinzu. Der Umsatz solle in den kommenden Jahren um 25 bis 40 Prozent zulegen. Im ersten Quartal hatten die größten Beteiligungen, zu denen der Kochbox-Anbieter HelloFresh und die Online-Möbelhändler Home24 und Westwing gehören, um 34 Prozent zugelegt.

Leise Kritik gab es bei der Hauptversammlung auch an der Kommunikation. Er hoffe künftig auf mehr Transparenz, sagte Aktionär Christian W. Röhl und machte zugleich bereits eine "neue Demut" bei Rocket aus. Samwer gab zu: "Oft ist nicht klar genug, was wir machen." Das Scheitern gehöre zum Geschäftsmodell von Rocket, erläuterte er. "Die meisten Unternehmen, die wir von null an starten beziehungsweise finanzieren, werden nichts." Aber Rocket verliere dabei nie viel Geld, da das eigene Engagement stets begrenzt sei. Lange Zeit war Samwer in der Öffentlichkeit eher mit markigen Sprüchen wie "Ich bin süchtig nach schnellem Wachstum, Formel 1 und nicht Golf" aufgefallen.

Samwer kündigte an, künftig vor allem bei möglichen Börsengängen anders zu kommunizieren: "Das ist eine große Lehre des vergangenen Jahres für uns." 2015 hatte Rocket vor allem mit dem kurzfristig abgesagten Börsengang von HelloFresh für Negativ-Schlagzeilen gesorgt.

Deswegen will Samwer diesbezüglich künftig keine Aussagen mehr treffen. Beteiligungen an Startups zahlen sich für Rocket in der Regel erst in barer Münze aus, wenn sie gewinnbringend verkauft oder an die Börse gebracht werden. Beides ist bei dem Berliner Unternehmen derzeit nicht absehbar. Auch eine der größten Beteiligungen - der Berliner Online-Essenslieferdienst Delivery Hero - winkte bei einem schnellen Gang aufs Parkett ab.

Von einem Streit mit dem schwedischen Großinvestor Kinnevik war bei der Hauptversammlung wenig zu merken. Der scheidende Kinnevik-Vertreter, Firmenchef Lorenzo Grabau, versicherte, trotz des Rückzugs aus dem Aufsichtsrat würden beide Unternehmen weiterhin eng zusammenarbeiten. Der Verzicht auf das Mandat hänge allein mit möglichen Interessenskonflikten zusammen, da Rocket nicht mehr nur Unternehmen gründe sondern auch in bereits bestehende investiere.