Für SAP gehe es jetzt darum, den Marktanteil am noch weniger profitablen Cloud-Geschäft auszubauen, statt um jeden Preis die Rendite zu steigern, gab McDermott am Dienstag in Walldorf die Marschrichtung vor. "In diesem Markt haben wir nichts anderes vor, als die Nummer eins zu sein."

Um das Ziel zu erreichen, wird Europas größter Softwarekonzern den Gewinn in den kommenden Jahren nicht mehr so stark steigern wie bisher angekündigt. Im Verhältnis zum Umsatz soll das Betriebsergebnis etwa auf dem jetzigen Niveau von 32 Prozent verharren. Bislang hatte McDermott bis 2017 eine Rendite von 35 Prozent in Aussicht gestellt. Auch milliardenschwere Übernahmen, mit denen SAP seine Cloud-Sparte in den vergangenen Jahren rasch aufbaute, stünden nicht mehr auf der Tagesordnung.

Die Anleger konnte McDermott zunächst nicht überzeugen. Die Aktie war mit einem Minus von bis zu fünf Prozent und Kursen unter 55 Euro der mit Abstand schwächste Wert im Dax. "Der forcierte Ausbau der Cloudsparte fordert seinen Tribut", erklärte Mirko Maier, Analyst von der Landesbank Baden-Württemberg. Das Wachstumsziel zur Cloud-Software sei aggressiver als erwartet und sehr ehrgeizig, deshalb sei das Gewinnziel verhalten.

Der Weltmarktführer für Software zur Unternehmenssteuerung ist als Cloud-Anbieter in dieser Branche bisher die Nummer zwei hinter Salesforce, die auf Software zum Vertriebsmanagement spezialisiert ist. Um den US-Rivalen vom Thron zu stoßen, wird SAP den Gewinn in den kommenden Jahren nicht mehr so stark steigern wie bisher angekündigt. Das bereinigte Betriebsergebnis soll 2017 zwischen 6,3 und 7,0 Milliarden Euro liegen bei einem Gesamtumsatz von maximal 22 Milliarden Euro. Ein Margenziel nannte McDermott nicht mehr, doch entspräche dies einem operativen Gewinn von 28 bis 33 Prozent vom Umsatz. Der Walldorfer Konzern hatte bereits vor einem Jahr sein Gewinnziel wegen der Expansion des Cloud-Geschäfts verschoben.

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BALD MEHR UMSATZ MIT CLOUD ALS MIT LIZENZEN

SAP stellt das Produktangebot seit Jahren vom Software-Verkauf auf Mietsoftware aus dem Internet um. Das ist anfangs nicht so profitabel wie der Lizenzverkauf, da sich die Einnahmen auf mehrere Jahre verteilen. Langfristig soll die Cloud mehr Gewinn abwerfen. Der Lizenzabsatz geht gleichzeitig zurück. Die Cloud-Erlöse schnellten 2014 um 45 Prozent nach oben auf bereinigt 1,1 Milliarden Euro, während der Lizenzumsatz um drei Prozent auf 4,4 Milliarden Euro sank. Ab 2018 werde der Cloud-Umsatz über den Software-Erlösen liegen, prognostizierte SAP. Bis 2020 will SAP mit der Mietsoftware rund acht Milliarden Euro bei einem Gesamtumsatz von 26 bis 28 Milliarden Euro erzielen.

Jahrelang hat SAP darum gekämpft, die Rendite auf 40 Prozent Gewinn vom Umsatz zu steigern, wie es Erzrivale Oracle schaffte. McDermott erklärte, in der Cloud-Welt komme es nicht mehr so auf die Rendite an. Zunächst sei es wichtiger den Marktanteil zu erhöhen. Das Cloud-Geschäft könne dann nur hoch profitabel werden, wenn es eine breite Basis an Kunden gebe, von denen die meisten ihre Cloud-Mietverträge immer wieder verlängerten. Im Vorteil sieht sich SAP gegenüber Spezialisten und reinen Cloud-Anbietern wie Salesforce auch, weil die Walldorfer die gesamte Bandbreite von Anwendungen in Firmen von der Logistik über Finanzmanagement bis Personalwesen abdecken. Anfang Februar soll dazu ein neues Programmpaket vorgestellt werden, mit dem Manager auf mobilen Geräten mit aktuellsten Zahlen ihre Geschäfte steuern können.

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KEINE MILLIARDENÜBERNAHMEN MEHR

Nach mehreren Großübernahmen - im vergangenen Jahr das US-Unternehmen Concur für rund sechs Milliarden Euro - wollen die Walldorfer nunmehr aus eigener Kraft in der Cloud weiterwachsen. SAP müsse jetzt vor allem seine Schulden, die auf fast 19 von elf Milliarden Euro im Vorjahr stiegen, abbauen, erklärte Finanzvorstand Luka Mucic. "Wir werden uns in den nächsten drei bis vier Jahren darauf konzentrieren, den Leverage zurückzuführen, eine steigende Dividende zu zahlen und in organisches Wachstum zu investieren", sagte er zu Reuters. "Außer kleineren Firmenkäufen planen wir keine Akquisitionsaktivitäten." Das Produktportfolio sei komplett und müsse nur abgerundet werden. McDermott zufolge will SAP jetzt pro Zukauf nicht mehr als 200 Millionen Euro ausgeben.

Reuters