Es werde eine Spanne von 5,6 bis 5,8 Milliarden statt 5,8 bis 6,0 Milliarden Euro erreicht, nach 5,48 Milliarden im Vorjahr, teilte SAP mit. Grund sei der Wechsel vom Lizenzgeschäft zum Cloud-Computing: Die Kunden ersetzten traditionelle Software-Lizenzen zunehmend durch zunächst günstigere Mietsoftware aus dem Internet. SAP-Chef Bill McDermott betonte, der Effekt gebe sich nach der starken Wachstumsphase, langfristig werde die Profitabilität des Dax-Konzerns wieder steigen.

Finanzchef Luka Mucic sagte Reuters, es werde keine Abstriche am Ziel des Cloud-Wachstums geben. "Unsere Priorität ist, jetzt so schnell wie möglich und so stark wie möglich in der Cloud zu wachsen - also Neugeschäft zu machen", sagte Mucic . Bisher seien fast 90 Prozent der Cloud-Nutzer SAP-Stammkunden, gut zehn Prozent würden neu von außen gewonnen.

Der Wechselkurs soll den Gewinn 2014 nicht mehr belasten, da der Euro sich inzwischen zum Dollar und anderen Währungen abgeschwächt hat. Vor drei Monaten hatte SAP noch eine Belastung des Betriebsergebnisses von zwei Prozent erwartet, jetzt könnte sie ganz wegfallen. Damit hat SAP sein Gewinnversprechen um rund 300 Millionen Euro gekappt, verdient voraussichtlich aber noch immer zwei bis sechs Prozent operativ mehr als 2013. Anfang des Jahres hatte der Konzern aus Walldorf das mittelfristige Ziel einer operativen Umsatz-Rendite von 35 Prozent wegen des Cloud-Ausbaus von 2015 auf 2017 verschoben.

Die Aktie ging wegen der Gewinnwarnung auf Talfahrt und war mit einem Minus von fast fünf Prozent größter Verlierer im Dax. "SAP ist erfolgreich in der Cloud, die Wachstumsdynamik nimmt zu - das geht zu Lasten der Marge, denn das Lizenz-Geschäft wird kannibalisiert", erklärte Mirko Maier, Analyst von der Landesbank Baden-Württemberg.

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MUCIC: PRIORITÄT BLEIBT WACHSTUM IN DER CLOUD

Cloud-Software ist für die Kunden günstiger, da sie eine vergleichsweise geringe Gebühr über einen längeren Vertragszeitraum zahlen statt sich eine Software-Lizenz zum relativ hohen Einmalpreis zu kaufen. SAP ist hinter dem US-Marketingspezialisten Salesforce.com bereits die Nummer zwei am Markt für die Software von der Stange. McDermott strebt den ersten Platz an. Doch der Cloud-Ausbau setzt SAP wegen der hohen Abhängigkeit vom Lizenzverkauf vorerst unter Druck, zumal die Konkurrenz durch viele Nischenanbietern groß ist.

Im dritten Quartal beschleunigte sich das Cloud-Wachstum: SAP erlöste von Juli bis September mit 278 Millionen Euro gut 40 Prozent mehr mit Cloud-Abonnements als im Vorjahreszeitraum. Am Rückgang der Lizenzerlöse im dritten Quartal um drei Prozent auf 952 Millionen Euro ist allerdings erkennbar, dass das Cloud-Geschäft angestammtes Geschäft verdrängt. Seit Januar stieg der Anteil des Cloud-Geschäfts am Gesamtumsatz von rund vier auf gut sechs Prozent. Kein anderes Unternehmen wachse in der Sparte so stark wie SAP - und bleibe dabei profitabel, betonte Mucic. Das Umsatzziel für Cloud-Software hob SAP leicht an auf 1,04 bis 1,07 Milliarden Euro von bisher 1,00 bis 1,05 Milliarden Euro. Die jüngst angekündigte Übernahme des US-Unternehmens Concur, einem Anbieter von Software zum Dienstreisemanagement, ist noch nicht enthalten, da sie erst Anfang 2015 vollzogen wird.

Der Softwarekonzern übertraf beim Umsatz die Prognose von Analysten, während das Betriebsergebnis leicht hinter den Erwartungen zurückblieb. Von Juli bis September steigerte SAP den Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum währungsbereinigt um fünf Prozent auf 4,256 Milliarden Euro. Das um Wechselkurse und Sondereinflüsse bereinigte operative Ergebnis legte um drei Prozent auf 1,36 Milliarden Euro zu. Die operative Marge sank leicht auf 31,8 Prozent - bis 2017 soll sie aber auf 35 Prozent steigen.
Reuters

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Einschätzung der Redaktion


SAP hat sich frühzeitig auf die Cloud ausgerichtet. Die Strategie ist richtig - und geht auf. Im abgelaufenen dritten Quartal legte das noch relativ junge Geschäft mit Mietsoftware um gut 40 Prozent zu. Im Vergleich zu Wettbewerbern wie Oracle haben die Walldorfer hier einen klaren Vorsprung.

Doch die Übergangsphase vom traditionellen Software-Verkauf zur Vermietung ist reichlich knifflig. Denn anders als bei herkömmlichen Verkauf (OnPremise), bei dem der Kaufpreis praktisch mit Vertragsschluss fällig wird, fließt die Mietgebühr bei Cloud-Verträgen über die gesamte Vertragslaufzeit von drei bis fünf Jahren tröpfchenweise rein. Aber die Kosten für Cloud-Verträge, etwa für den Vertrieb oder den Betrieb der Rechenzentren schlagen eben schon am Anfang zu Buche. Das drückt zunächst auf die Marge.

Dazu kommt, dass der Umbau von SAP zur Cloud-Company völlig neue Anforderungen ans Personal stellt. Gerade ältere Entwickler müssen sich mit der neuen Technologie erst noch anfreunden und werden entsprechend qualifiziert, einige werden hinauskomplementiert. Das sorgt nicht nur in der Zentrale im badischen Walldorf für einiges Murren.

Mit der heutigen Prognose-Kürzung hat SAP der geänderten Wirklichkeit nun erneut Tribut zollen müssen. Investoren mögen den Kurs von Konzernchef Bill McDermott und Firmen-Patriarch Hasso Plattner für alternativlos halten und die milliarden-schwere Übernahme von Concur grundsätzlich für sinnvoll. Aber eine gesenkte Gewinnerwartung und eine offensichtlich völlig überteuerte Übernahme mag keiner gern. Die Folgen sind im Aktien-Kurs abzulesen: Aktuell liegt das Papier auf einem Zweijahres-Tief.

Wir haben vor den Q2-Zahlen über die jüngste Verschärfung des Sparkurses in Walldorf berichtet und SAP zurückgestuft. Charttechnisch ist die SAP-Aktie derzeit schwer angeschlagen. Auch ein weiterer Kurs-Rückfall auf 45 Euro scheint aktuell nicht ausgeschlossen. Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung: Halten. Thomas Schmidtutz