Der Walldorfer Softwareriese SAP traut sich angesichts der starken Nachfrage nach seinem Flaggschiff-Produkt S/4 HANA für das laufende Jahr etwas mehr zu. Nach dem am Donnerstag veröffentlichten Zwischenbericht peilt Europas größtes Softwarehaus im Gesamtjahr einen Umsatz zwischen 23,3 und 23,7 Milliarden Euro an. Das wären 100 Millionen mehr als bislang. Die Prognose für den bereinigten operativen Gewinn behält der Konzern mit 6,8 bis 7,0 Milliarden Euro indes bei.

Von April bis Juni hat SAP die wichtigen Lizenzerlöse zwar währungsbereinigt um vier Prozent auf 1,09 Milliarden Euro unerwartet kräftig gesteigert. Aber beim Cloud-Umsatz blieben die Walldorfer mit einem Anstieg von 27 Prozent auf 932 Millionen Euro knapp hinter den Analysten-Prognosen zurück. Auch das um Sonderposten bereinigte operative Gewinnplus (Non-IFRS) von vier Prozent auf 1,57 Milliarden Euro fiel etwas schwächer als erwartet.

Unterm Strich musste der Konzern sogar einen Gewinnrückgang von 18 Prozent auf 666 Millionen in Kauf nehmen. Zur Begründung verwies Finanzvorstand Luka Mucic auf die anhaltend hohen Investitionen. Neben den Kosten für Forschung und Entwicklung sowie Marketing stieg auch die Mitarbeiterzahl mit einem Zuwachs von 3000 auf 87.000 deutlich an.

Dazu belasteten die laufenden Personal-Anpassungen sowie aktienbasierte Vergütungsprogramme das Zahlenwerk. Der starke Kursanstieg der SAP-Aktie schlug alleine im zweiten Quartal mit 254 Millionen Euro zu Buche. Im ersten Halbjahr haben sich die Aktien-Aufwendungen damit bereits auf 618 Millionen Euro erhöht. Bis Jahresende könnten weitere 280 bis 530 Millionen Euro hinzukommen, heißt es im Zwischenbericht.

Das wäre zwar noch mal richtig Geld, aber SAP kann es sich locker leisten. Die freien Mittelzuflüsse legten zum Halbjahr um 15 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro zu. Zudem sank die Nettoverschuldung gegenüber dem Vorjahr um satte 2,5 Milliarden Euro auf 1,79 Milliarden. Angesichts dieser Entwicklung und des Fehlens größerer Zukäufe will SAP in der zweiten Jahreshälfte bis zu 500 Millionen Euro für Aktienrückkäufe ausgeben. "Aufgrund des starken Wachstums" und des starken Cashflows wolle man die Aktionäre "am Erfolg der SAP teilhaben lassen", sagte Mucic.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion



Einschätzung der Redaktion



SAP bleibt weiter auf Kurs. Die Lizenzerlöse erweisen sich als unerwartet robust. Auch das etwas schwächere Cloud-Wachstum geht offenbar vor allem auf Termin-Verschiebungen ins zweite Halbjahr zurück. Zwar droht SAP Ärger wegen der Korruptionsvorwürfe bei seiner südafrikanischen Tochter, dazu kommt ein steigendes Währungsrisiko in der zweiten Jahreshälfte. Zudem zehren der anhaltende Personalaufbau sowie höhere Kosten, etwa für Rechenzentren oder für Forschung und Entwicklung zunächst am Gewinn. Aber abgesehen vom Währungsrisiko sind das Investitionen in Wachstum, die sich kurz- bis mittelfristig positiv auf die Umsatzentwicklung auswirken dürften. Auch beim unerwartet hohen Aufwand für Aktienprogramme ist ein Ende nach dem starken Kursanstieg der SAP-Aktie allmählich in Sicht.

Und mit dem lange erwarteten Aktienrückkaufprogramm dürfte der Kurs nach unten zunächst einigermaßen abgesichert sein.

Charttechnisch ist die Lage im grünen Bereich. Aktuell bildet das Papier zwischen 90 Euro eine ordentliche Unterstützung aus. Sollte diese Zone nicht halten und die bei 87 Euro verlaufende 200-Tagelinie nicht halten, droht ein schneller Rückschlag Richtung 82 bis 84 Euro. Da ist das Papier aber erst mal gut abgesichert.



Nach oben hat die Aktie kurzfristig noch Luft bis zum jüngsten Allzeithoch bei 96 Euro. Fällt der Widerstand, ist der Weg für weitere Kursanstiege frei.

Kaufen.

Ziel: 105 Euro

Stopp 87 Euro