Jeden Tag senden wir eine kaum messbare Menge von Informationen in die Welt hinaus: Das Smartphone sendet Nachrichten, das GPS identifiziert Standorte oder wir telefonieren, der Smart-TV läuft, und egal es ob Fernsehen oder Streaming-Dienste sind, der Daten-Zähler - wenn es denn einen gäbe - dreht sich munter weiter. Und was für private Haushalte gilt, findet natürlich auch zwischen und in Unternehmen und Ländern statt. Big Data, Globalisierung und Digitalisierung sind treibende Faktoren für diesen Trend.

Eine Branche, die eine wichtige Rolle in diesem Prozess einnimmt, sind die Satellitenbetreiber. Diese agieren als stille Vermittler zwischen den Erzeugern der Datenmengen und deren Empfängern. Das Geschäftsmodell ist simpel: Große Telekommunikationsanbieter, TV-Sender oder auch Regierungen sind die wichtigsten Kundengruppen. Diese nutzen Satelliten im All um ihre Informationen rund um den Globus zu schicken. Man spricht also von einem klassischen Business-to-Business(B2B)-Geschäftsmodell, zu dem der Endverbraucher keinerlei Kontakt hat.

Der Burggraben schützt vor Konkurrenz



Das Geschäft scheint sich zu lohnen: Die Nettomargen liegen im Schnitt bei bemerkenswerten 20 bis 30 Prozent. Zudem sorgt der fließende und wiederkehrende Datentransfer für kontinuierliche Cashflows. Beides erlaubt den Unternehmen, an immer effektiveren und schnelleren Datentransferlösungen zu arbeiten - schließlich soll ja immer alles unverzüglich passieren, und das unabhängig davon, ob eine Nachricht ans andere Ende der Welt oder nur nach nebenan soll.

Diese Tatsache erzeugt bereits einen ersten "Burggraben". Als Burggraben beschreibt der berühmte Großinvestor Warren Buffett einen Mechanismus, der ein Geschäftsmodell vor Eindringlingen schützt - wie früher der König in seiner Burg vom Graben beschützt wurde.

Der Burggraben ist im Fall der Satellitenbetreiber besonders schwer zu überwinden. So sind etwa die enorm wichtigen Kundenbeziehungen - man könnte sicherlich auch von Lobby sprechen - zu Telekommunikations-Riesen oder auch Regierungen für Newcomer nur schwer zu etablieren. Dies erfordert viel Zeit und somit auch Geld. Auch das Betreiben von Satelliten im Weltall ist kein alltägliches Geschäft wie der Handel mit Lebensmitteln oder das Anbieten von Dienstleistungen. Die Markteintrittshürden sind also hoch und der Burggraben somit tief.

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Drei Branchenkönige im Check



Drei europäische Unternehmen, die in diesem Bereich tätig sind und ihren Burggraben bisher gut verteidigen, sind SES, Eutelsat Communication und Inmarsat. Alle drei bedienen einen ähnlichen Markt, verfügen aber dennoch über interessante Alleinstellungsmerkmale.

Eutelsat scheint derzeit der Liebling aller Aktienanalysten zu sein. Das 1982 gegründete französische Unternehmen fokussiert sich mehr und mehr auf Entwicklungsmärkte, in denen der Datentransfer, wie wir ihn hierzulande kennen, noch nicht so weit ist. In diesen Märkten will man sich einen "First-Mover-Advantage" verschaffen, einen Vorsprung, den Konkurrenten später oftmals nicht mehr aufholen können. Unter anderem durch diese Strategie ist Eutelsat zum drittgrößten Satellitenbetreiber der Welt geworden.



Inmarsat aus Großbritannien hat sich einen anderen Bereich gesucht, in dem man die Marktführerschaft anstrebt. Eine Umfrage unter Flugpassagieren hat ergeben, dass kostenloses und jederzeit verfügbares Internet während des Flugs mittlerweile den höchsten Stellenwert einnimmt. Jederzeit verfügbar zu sein - und das auch in 15 000 Meter Höhe -, hat mittlerweile mehr Bedeutung als etwa erhöhter Komfort. Wenngleich es bereits kostenpflichtige Internetzugänge auf Linienflügen gibt, ist die Entwicklung dieses Services noch am Anfang und verspricht auch aufgrund des steigenden Flugaufkommens viel Potenzial.

Negativ bei Inmarsat ist jedoch die hohe Ausschüttungsquote, da man bisher die Dividendenausschüttungen zulasten der Substanz vornimmt. Eine Dividendenkürzung ist also nicht unwahrscheinlich.

SES aus Luxemburg wiederum verdient sein Geld vornehmlich in den USA und Europa. Insgesamt kommen aus diesen Regionen über 70 Prozent der Erträge. SES hat angekündigt, sich im Bereich der neuen 5G-Netzwerke engagieren zu wollen. Zudem zählt SES zu den aktivsten Anbietern, wenn es um Ultra-HD-TV-Übertragungen geht. In Europa bedient der Konzern 61 Prozent aller Haushalte und auch im dritten Quartal konnte man attraktive Neuaufträge mit Sky Deutschland, Viasat Ukraine oder Discovery Networks gewinnen. Allerdings hat die Konzentration auf die weit entwickelten Märkte USA und Europa zur Folge, dass der Markt durch die oligopole Aufstellung - wenige Anbieter, viele Nachfrager - in einen zunehmenden Preiskampf verfällt.

Hohe Profite, große Konkurrenz

Sobald zum Beispiel ein TV-Sender neue Datenvolumina ausschreibt, haben die Unternehmen die Möglichkeit, sich für die Bereitstellung von Satelliten zu bewerben. Bei diesen Ausschreibungen scheint der Kampf härter zu werden. Wenngleich sich die Profite auf hohem Niveau bewegen - und entsprechend in die Bewertung einfließen -, sind Rückgänge zu erkennen. Dies liegt auch daran, dass die Firmen viel investieren müssen, um immer besser zu werden. Darunter leiden die Margen. Für "alte" Satelliten sind Kunden eben nicht mehr bereit besonders viel zu bezahlen. Dazu kommt, dass Satelliten ein kapitalintensives Geschäft sind, da die Satelliten den Unternehmen oft selbst gehören - SES ist ein gutes Beispiel dafür.

Das spürt man auch an der Börse. SES und Inmarsat haben Anlegern zuletzt keine Freude bereitet. Eutelsat hingegen entwickelt sich positiv, was für die gute Positionierung und Stabilität des Unternehmens spricht.



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Satelliten auf einen Blick



Stille Vermittler: Das Geschäft von Satellitenbetreiben ist klassisches B2B (Business-to-Business). TV-Sender, Telekommunikationsanbieter und Regierungen sind wichtige Kunden. Der Privatmensch kommt erst indirekt als Endverbraucher ins Spiel.