Dividendenpapiere haben in Zeiten extrem niedriger Zinsen Hochkonjunktur. Die Verlockung ist umso größer, wenn eine zweistellige Rendite winkt. Das ist zwar eher selten, aber es passiert. Beispiel Semperit. Der Hersteller von Kunststoff- und Kautschukprodukten für den Medizin- und Industriesektor will zusätzlich zur regulären Auszahlung von voraussichtlich 1,10 Euro eine Sonderdividende von 4,90 Euro je Aktie ausschütten. Zahltag ist der 8. Mai 2015. Bei einer Gesamtdividende von sechs Euro und einem Kurs von zuletzt knapp 39 Euro kommt der Titel damit auf eine Rendite von 15,5 Prozent. Die Bezeichnung Dividendenkönig hat sich Semperit so redlich verdient.

Die Spendierfreude der Österreicher ist in Verbindung mit der Optimierung der Kapitalstruktur zu sehen. So hat der Vorstand angesichts der historisch niedrigen Fremdkapitalzinsen und der überdurchschnittlich hohen Eigenkapitalausstattung die Aufnahme von niedrig verzinstem Fremdkapital beschlossen. In der Folge sollen das Eigenkapital reduziert und so die Gesamtkapitalkosten gedrückt werden. Die dabei zuströmende Liquidität soll zur kostengünstigeren Finanzierung künftiger Wachstumsinvestitionen verwendet, die weiteren Finanzmittel sollen an die Aktionäre ausgeschüttet werden.

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Viel Licht und ein bisschen Schatten

Bei aller Begeisterung um die Dividende sollten Anleger nicht vergessen, dass Semperit im dritten Quartal 2014 auf der Ertragsseite eher enttäuscht und im Ausblick auf ein schwächeres Marktumfeld hingewiesen hat. Die für den Zeitraum 2010 bis 2015 vorgegebene Bandbreite für die operative Marge von im Schnitt acht bis elf Prozent pro Jahr wurde allerdings ebenso wie das Umsatzziel bestätigt. Einige Börsianer bemängeln ferner, dass es Semperit nicht gelungen sei, geeignete Übernahmeziele zu finden, und es deswegen erst einmal weiter aus eigener Kraft wachsen müsse.

BÖRSE ONLINE sieht die Vorteile dennoch überwiegen und hält den Titel wieder für kaufenswert, nachdem er im September unter unseren Stopp von 37,20 Euro und in den Wochen danach bis auf das 2014er-Tief von 33 Euro gerutscht war. Die Aussicht auf die extrem hohe Ausschüttung im Frühjahr liefert vorerst die ideale Unterstützung für den Kurs. Aber auch in den kommenden Jahren können Anleger mit attraktiven Gewinnbeteiligungen rechnen. Der Vorstand will die Quote deutlich auf 50 Prozent anheben. In ein längerfristig angelegtes Portfolio mit Dividendentiteln passt Semperit gut hinein.

Das Unternehmen ist in einer sehr gesunden Verfassung. Selbst nach der angepassten Kapitalstruktur wird die Eigenkapitalquote bei rund 40 Prozent liegen, und die Verschuldung wird äußerst niedrig sein. Die Kursziele der Analysten reichen in der Spitze bis 45 Euro.

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