Einmal pro Woche informiert der sogenannte CoT-Report (siehe übernächste Seite), über die aktuellen Long- und Short-Positionen der unterschiedlichen Marktakteure - und damit über deren Gemütslage. In der Woche zum 14. April gab es hinsichtlich der spekulativen Marktakteure keine einheitliche Tendenz zu berichten. Das allgemeine Interesse an Silber-Futures - ablesbar an der Anzahl offener Kontrakte (Open Interest) - nahm deutlich zu und kletterte innerhalb einer Woche von 169.700 auf 177.877 Futures (+4,8 Prozent).

Deutlich bergab ging es jedoch mit der kumulierten Netto-Long-Position (optimistische Markterwartung) großer und kleiner Spekulanten, die ein Minus von 50.438 auf 43.865 Kontrakte (-13,0 Prozent) zu verkraften hatte. Dies war vor allem auf die wachsende Skepsis unter den Großspekulanten (Non-Commercials) zurückzuführen. Sie reduzierten (erhöhten) ihre long (short) positionierten Futures, was bei der Netto-Long-Position zu einem massiven Rückgang von 42.081 auf 34.545 Kontrakte (-15,5 Prozent) führte. Bei den Kleinspekulanten (Non-Reportables) war eine gegenläufige Entwicklung zu beobachten - deren Optimismus nahm auf Wochensicht spürbar zu. Ihre Netto-Long-Position kletterte im Berichtszeitraum von 8.357 auf 9.320 Kontrakte (+11,5 Prozent).

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In den vergangenen zehn Jahren kann man dem Silberpreis vor allem eines attestieren: eine turbulente Achterbahnfahrt. Von weniger als sieben Dollar (August 2005) schoss das Edelmetall in Richtung 50 Dollar (April 2011) nach oben, um sich in den folgenden vier Jahren ungefähr zu dritteln. Seit einigen Monaten vollzieht das mit großem Abstand günstigste Edelmetall auf dem reduzierten Kursniveau eine Bodenbildung. Ungemach droht, falls dessen im Bereich von 15 Dollar angesiedelte untere Begrenzung signifikant unterschritten wird. Aktuell notiert der Silberpreis mit 16,25 Dollar zwar noch signifikant darüber, angesichts der in den vergangenen Jahren zu beobachtenden Kursausschlägen stellt dieser Abstand jedoch alles andere als ein "beruhigendes Sicherheitspolster" dar.

Schon immer entwickelte sich Silber erheblich wilder als Gold. Dies lässt sich an der Risikokennzahl Volatilität besonders gut ablesen. Mit aktuell 35 Prozent übertrifft die historische 100-Tage-Volatilität von Silber den vergleichbaren Wert von Gold um den Faktor zwei. Besonders interessant: Während sich die Silber-Volatilität seit Herbst vergangenen Jahres glattweg verdoppelt hat, gab es beim gelben Edelmetall im selben Zeitraum einen Anstieg um "lediglich" 50 Prozent zu beobachten. Doch Volatilität ändert sich nicht nur historisch, sondern auch innerhalb der unterschiedlichen Anlageklassen.

Als bestes Beispiel eignet sich in diesem Zusammenhang der Blick auf den Ölpreis. Während sich dieser in den vergangenen neun Monaten halbiert hat, war bei der 100-Tage-Volatilität eine Verfünffachung auf über 53 Prozent registriert worden. Verglichen damit kann man Silber, das häufig als kleiner Bruder von Gold bezeichnet wird, fast schon als Waisenknabe bezeichnen. Analysten kritisieren bei Silber gerne dessen hohe Volatilität. Eine im März von der Nachrichtenagentur Reuters durchgeführte Analystenumfrage wies für das laufende Jahr einen prognostizierten Silberpreis von durchschnittlich 16,70 Dollar pro Feinunze aus, während dieser zwei Monate zuvor noch bei 17,20 Dollar lag. Mit Blick auf 2016 wurde das durchschnittliche Kursziel von 18,20 Dollar auf 17,80 Dollar nach unten revidiert.

Auf Seite 3: Zum Commitments of Traders-Report



Zum Commitments of Traders-Report:

Einmal pro Woche veröffentlicht die US-Aufsichtsbehörde Commodity Futures Trading Commission (CFTC) den sogenannten Commitments of Traders-Report (COT) für sämtliche US-Terminbörsen und deren angebotenen Futures. Im wöchentlichen Rhythmus wird unter anderem die Anzahl der offenen Kontrakte (Open Interest) für jeden Basiswert veröffentlicht. Sie bringt zum Ausdruck, wie sich das allgemeine Interesse auf Wochensicht entwickelt hat.

Außerdem zeigt der COT-Report auf Basis der Marktdaten des jeweiligen Dienstags auf, wie sich die Marktpositionen der kommerziellen Branchenvertreter (Commercials) und der spekulativen Marktakteure - aufgeteilt in Großspekulanten (Non-Commercials) und Kleinspekulanten (Non-Reportables) - innerhalb einer Woche verändert haben. Für jede Gruppe von Marktakteuren werden jeweils deren Long- und Short-Positionen aufgeführt. Übertrifft die Long-Seite das Short-Engagement wird von einer Netto-Long-Position gesprochen, die eine mehrheitlich optimistische Markterwartung zum Ausdruck bringt. Im anderen Fall (mehr short als long) handelt es sich um eine Netto-Short-Position, die eine tendenziell pessimistische Markterwartung anzeigt. Für die Aktivitäten der spekulativen Marktakteure interessieren sich die Marktbeobachter normalerweise besonders stark, da ihr Handeln vor allem auf das Erzielen möglichst hoher Gewinne ausgerichtet ist und daher einen starken Einfluss auf die Preisentwicklung und das Marktsentiment ausüben kann.

Zum Autor:

Jörg Bernhard ist freier Journalist und hat sich in den vergangenen Jahren auf Zertifikate-, Rohstoff- und Edelmetallinvestments spezialisiert.