Mit dem Börsengang der Sixt Leasing AG stellt der Autovermieter Sixt SE das Leasinggeschäft finanziell auf eigene Füße. Das soll nicht nur der Tochter neue Spielräume erschließen, sondern auch dem Mutterkonzern mehr Bewegungsfreiheit geben. Sixt Leasing wird zudem die erste börsennotierte Autoleasinggesellschaft in Deutschland sein. Vorstandschef Rudolf Rizzolli und Finanzchef Björn Waldow erläutern die Ziele.

Der Börsengang sollte in der ersten Jahreshälfte stattfinden und ist jetzt offenbar doch ziemlich zügig vorbereitet worden. Wollten Sie sich das freundliche Börsenumfeld sichern?
Rizzolli: Das gute Börsenumfeld war für die Entscheidung, Sixt Leasing an die Börse zu bringen, nicht ausschlaggebend. Vielmehr sind beide Sixt-Geschäftsbereiche Autovermietung und Leasing stark gewachsen und haben auch weiterhin ambitionierte Wachstumspläne. Wir kamen im Konzern an einen Punkt, an dem sich aus dem Geschäft heraus die Frage stellte, wie dies finanziell am besten unterlegt werden kann.

Wo sehen Sie Wachstumspotenzial?
Rizzolli: Wir sind bereits in den vergangenen Jahren stark gewachsen, hatten Ende 2012 gut 60 000 und Ende 2014 mehr als 97 000 Verträge im Portfolio. Neben dem Großflottenleasing und dem Flottenmanagement, wie beispielsweise für SAP, sehen wir vor allem im Geschäft mit Privatkunden und Gewerbetreibenden einen riesigen Markt mit rund 1,1 Millionen potenziellen Kunden, die jährlich neue Fahrzeuge leasen oder finanzieren. Das entspricht rund zwei Drittel aller Fahrzeuge, die auf Privat- und Gewerbekunden entfallen.

Warum sollten diese Menschen das ausgerechnet über Sixt Leasing machen?
Rizzolli: Mit www.sixt-neuwagen.de bieten wir eine einzigartige Onlineplattform, auf der das Angebot von mehr als 30 Herstellern vergleichbar wird. Nicht nur attraktive Raten, sondern auch die Möglichkeit, den Leasingvertrag online anzubahnen, heben uns deutlich vom Wettbewerb ab.

Auf Seite 2: Wachstumsprognose und -potential





Können Sie die hohen Wachstumsraten der vergangenen Jahre halten?
Waldow: Unser Vertragsbestand ist von 2012 bis 2014 im Schnitt um rund 25 Prozent im Jahr gewachsen. Das führte 2014 zu einem Gesamtumsatz von 575 Millionen Euro. Natürlich wollen wir weiter profitabel wachsen und sehen uns dafür sehr gut gerüstet.

Mit der operativen Umsatzrendite von sechs Prozent liegt Sixt Leasing bereits über der Zielrendite im Konzern von fünf Prozent. Lässt Ihr Geschäftsmodell noch Spielräume nach oben zu?
Waldow: Mit den sechs Prozent sind wir ordentlich unterwegs. Wir werden dennoch hart daran arbeiten, unseren profitablen Wachstumskurs fortzusetzen.

Sixt Leasing hat den Geschäftsschwerpunkt in Deutschland. Wollen Sie auch das Auslandsgeschäft vorantreiben?
Rizzolli: Wir sind heute schon im Ausland tätig, mit eigenen Landesgesellschaften in Österreich, der Schweiz, Frankreich und den Niederlanden. Der Auslandsanteil beim operativen Umsatz lag 2014 bei 14 Prozent. Der Großteil unseres Geschäfts und unser Wachstumsschwerpunkt werden aber auch künftig in Deutschland liegen.

Auf Seite 3: Übernahme und Beteiligung





Können Sie sich Übernahmen vorstellen, um Ihre Wachstumsziele zu erreichen?
Rizzolli: Wir werden keine Wachstumsmöglichkeiten ausschließen. Falls sich Übernahmeziele anbieten, werden wir das prüfen und flexibel reagieren. Potenzielle Übernahmekandidaten müssen aber auf jeden Fall zu unserem konservativen Risikoprofil passen.

Die Beteiligung des Mutterkonzerns Sixt SE soll im Zuge des Börsengangs von 100 auf 40 bis 50 Prozent sinken. Das sichert dem Mutterkonzern aber noch immer eine Mehrheit bei den Hauptversammlungen. Wie ist also die Bedeutung, die diese Beteiligung künftig für den Mutterkonzern hat, einzu- schätzen?
Rizzolli: Die Sixt SE möchte weiterhin maßgeblich an Sixt Leasing beteiligt sein. Sixt Leasing wird voraussichtlich bis auf Weiteres konsolidiert. Die enge Verbindung zur Sixt Autovermietung zeigt sich darüber hinaus über den Markennamen Sixt, den wir auch weiterhin tragen. Die Marke Sixt ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, nicht zuletzt im Privat- und Gewerbekundengeschäft.

Sie nannten als Hauptgrund für die Abspaltung von der Muttergesellschaft, Sixt Leasing mit ausreichend eigenem Kapital auszustatten, um Wachstum und Flexibilität zu ermöglichen. Wie hoch wird die Eigenkapitalquote sein?
Waldow: Derzeit liegt die Eigenkapitalquote bei ein bis zwei Prozent. Rein rechnerisch planen wir zum Start an der Börse durch die Eigenkapitalzufuhr einen Wert von rund 13 Prozent.

Es besteht ein Ergebnisabführungsvertrag mit der Mutter Sixt SE. Was passiert damit?
Waldow: Der Ergebnisabführungsvertrag mit der Sixt SE wird unmittelbar vor dem Börsengang am 7. Mai beendet. Wir planen, künftig einen Teil des Ergebnisses zu thesaurieren, um unser Eigenkapital zu stärken und uns Flexibilität für weiteres Wachstum zu ermöglichen. Den anderen Teil, etwa 30 bis 40 Prozent des Nettoergebnisses, beabsichtigen wir als Dividende an unsere Aktionäre auszuschütten.

Auf Seite 4: Erich Sixt bleibt am Ruder





Ein Zweiervorstand wird die Sixt-Leasingsparte in eine neue Ära führen: Rudolf Rizzolli (41), gebürtiger Bozener, früherer Boston-Consulting-Manager und seit 2012 Sixt-Leasing-Chef, hat seit 1. April mit Björn Waldow (40) einen Finanzvorstand und gebürtigen Mannheimer an der Seite, der von Anfang an in die Planung des Börsengangs eingebunden war. Ex-Roland-Berger-Manager Waldow kam 2010 zum Sixt-Konzern.

Die bislang 100-prozentige Sixt-Tochter ist auf Großflotten-Leasing und -Management spezialisiert. So betreibt sie unter anderem künftig auch den kompletten SAP-Fuhrpark mit 14 000 Fahrzeugen. Starkes Wachstumspotenzial sieht der Sixt-Ableger im Geschäft mit Privatkunden und Kleingewerbe. "Sixt war bereits in den 60er-Jahren ein Pionier für das Fahrzeugleasing in Deutschland", sagte Aufsichtsratschef Erich Sixt. Und: "Sixt Leasing ist nach dem Umsatz- und Ertragswachstum der vergangenen Jahre optimal auf den Börsengang vorbereitet."

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Bis zu 149 Millionen Euro Kapital

Mit viel Branchenerfahrung bewegt sich Sixt Leasing in einem Wachstumsmarkt. Dabei ist das Geschäft wegen der im Schnitt dreijährigen Leasingverträge bei einem überschaubaren Risikoprofil gut planbar. Großaktionär Erich Sixt gibt zwar Anteile ab, behält aber die Hauptversammlungsmehrheit, sodass störende Einflüsse Außenstehender nicht zu erwarten sind. Damit bestehen gute Aussichten, dass der Ableger ähnlich erfolgreich sein wird wie Sixt SE.

Auch die verbesserte Kapitalausstattung könnte dazu beitragen, die ohnehin guten Rentabilitätskennziffern der Sixt-Tochter weiter zu verbessern. Durch den Emissionserlös und eine weitere Kapitalzufuhr durch die Sixt SE sollen der Sixt Leasing AG mit dem Gang an die Börse insgesamt 130 bis 149 Millionen Euro zufließen.

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