Dieses Mal scheinen sich die Kaufinteressenten ihrer Sache bei Stada wirklich sicher zu sein. Um den Medikamentenhersteller im zweiten Anlauf zu übernehmen, haben die Finanzinvestoren Bain und Civen ihre Offerte von 66 Euro auf 66,25 Euro nur homöopathisch angehoben. Gezeitigt senkten die Bieter die Annahmeschwelle für das Gebot von 67,5 auf 63 Prozent. Dennoch liegen Bain und Cinven eigenen Angaben zufolge bereits Verkaufszusagen über gut 20 Prozent der Aktien vor. Die Angebotsfrist läuft bis zum 16. August.

Das Angebot wird erneut vom Unternehmen, dass seine Konzernspitze zwischenzeitlich austauschte, unterstützt. Laut Stada hätten die Kaufinteressenten in wesentlichen Punkten nachgebessert, was Unteranderem die verlängerte Beschäftigungsgarantie zeige.

Im ersten Anlauf waren Bain und Civen an ihrer Annahmequote gescheitert, die um etwa zwei Prozent verfehlt wurde. Wegen der geringen Unterschreitung hatten Börsianer schnell auf ein zweites Übernahmeangebot spekuliert. Der aktivistische Investor Paul Singer hatte offenbar dieselbe Idee. Mit seinem aktivistischen Hedgefonds Elliot hat sich der Amerikaner mit knapp neun Prozent bei dem Unternehmen aus Bad Vilbel in Hessen eingekauft.

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Einschätzung der Redaktion



Der minimal angehobene Kaufpreis kann zweierlei bedeuten. Entweder Bain und Cinven sind mit ihrem Gebot, wie von zahlreichen Analysten geschätzt, sehr nah an der Grenze des wirtschaftlich sinnvollen oder sie pokern. Mit dem um 25 Cent je Aktie nachgebesserten Angebot lassen sie all jene Auflaufen, die auf mehr gehofft hatten. Die abgesenkte Annahmequote dürfte zusätzlich helfen. Wer bereits für 66 Euro verkauften, dürfte dies für 66,25 Euro je Aktie weiterhin wollen.

Ein Risikofaktor ist Paul Singer. Der Amerikaner steigt gerne bei Übernahmen ein, um den Preis zu treiben. Das kann funktionieren, ging in Deutschland zuletzt aber schief. Als sein Hedgefonds General Electric zu einem höheren Gebot für SLM Solution zwingen wollte, blies der Konzern die Übernahme des Herstellers von 3D-Druckern ab.

Allerdings liegen bei Stada etwa 27 Prozent der Aktien fest in den Händen von Privatanlegern, maßgeblich Ärzte und Apothekern. Diese Anlegergruppe wollte bereits das erste Kaufanagebot zu großen Teilen nicht annehmen. Hinzukommt, dass etwas über zehn Prozent der Aktien von Index-Fonds gehalten werden. Diese dürfen ihre Aktien aber erst verkaufen, wenn das Übernahmeangebot klappt. An etwa ein Drittel der Stada-Aktien ist damit nur schwer heranzukommen. Unter anderem aus diesem Grund hatten Bain und Cinven die Annahmeschwelle schon im ersten Versuch von 75 auf 67,5 Prozent gesenkt.

Die gut neun Prozent von Singer könnten als mehr als das Zünglein an der Waage sein. Ob es bei einem erneuten Scheitern zu einem dritten Kaufversuch kommen wird oder Bain und Cinven unter nun starkem erfolgsdruck das Angebot substantiell verbessern, ist schwer einzuschätzen.

Empfehlung: Verkaufen.