MARCEL FRATZSCHER, DIW-PRÄSIDENT:



"Es gibt keinen guten Grund für den gegenwärtigen Enthusiasmus über die stärkere Preisentwicklung. Der jüngste Anstieg der Inflation ist temporär und spiegelt vor allem eine Normalisierung der Energiepreise wieder. Die EZB wird wohl ihr Ziel der Preisstabilität nicht vor Ende 2018 erreichen. Deutschland und die Euro-Zone müssen sich auf zwei bis drei weitere Jahre der Niedrigzinsen einstellen.

Die positive Inflationsentwicklung ist keine Rechtfertigung für die öffentlichen Attacken der vergangenen Wochen in Deutschland gegen die EZB-Geldpolitik. Der Anstieg der Inflationserwartungen in der Euro-Zone ist ein Zeichen dafür, dass die EZB-Geldpolitik sowie die Reformen in Südeuropa greifen und sich die Euro-Zone langsam von der Krise erholt."

ULRIKE KASTENS, SAL. OPPENHEIM:



"Alles wie erwartet: Nichts Neues von der EZB. Sie versucht weiterhin jeglichen Eindruck zu vermeiden, dass eine Reduktion der Wertpapierankäufe anstehen könnte. Dennoch wird die Diskussion darüber in den kommenden Monaten an Dynamik gewinnen, denn die Inflationsraten in der Euro-Zone werden weiter leicht steigen. Da dies jedoch zu einem großen Teil dem Ölpreis geschuldet ist, die Kernraten (auch wegen der moderaten Lohnentwicklung) verhalten bleiben und signifikante Konjunkturüberraschungen nicht zu erwarten sind, dürfte es zu keiner Abweichung vom geldpolitischen Kurs der EZB kommen, das heißt: Käufe bis Ende 2017 und darüber hinaus."

CHRISTOPH KUTT, DZ BANK:



"Draghi wird wohl weiter auf Zeit spielen und hinsichtlich der EZB-Strategie in ein Mantra verfallen, dass die niedrige Inflationsdynamik und Abwärtsrisiken wiederholt. Die nächsten EZB-Sitzungen drohen damit kein Knaller mehr zu werden. Und die Marktteilnehmer werden lernen müssen, ohne größere EZB-Impulse zurechtzukommen."

ALEXANDER KRÜGER, BANKHAUS LAMPE:



"Die EZB hatte wichtige Weichen im Dezember bereits gestellt, sie befand sich daher heute nicht in Zugzwang. Ihre weitgehend unveränderte Rhetorik überrascht somit nicht. Auch hinsichtlich der im Dezember etwas stärker gestiegenen Inflationsrate überwog Gelassenheit statt Hektik. Bleibt das Wirtschaftswachstum robust, wird sich beim Leitzins und bei den Wertpapierkaufvolumina 2017 nichts mehr tun. "

HOLGER SANDTE, NORDEA:



"Ich sehe keine Zugeständnisse der EZB an die Kritiker. Steigende Energie- und Nahrungsmittelpreise allein sind kein Grund für eine straffere Geldpolitik. Auch wies Draghi darauf hin, dass der angestrebte Anstieg der Inflation im gesamten Euro-Raum sichtbar sein muss. Damit meint er: nicht nur in Deutschland. Nach meiner Einschätzung wird die EZB etwa bis Mitte 2018 Anleihen kaufen. Zinserhöhungen könnte es 2019 geben."

JÖRG ZEUNER, KFW:



"Die EZB trägt dem makroökonomischen Umfeld aus robustem Wachstum und steigender Inflation Rechnung: Sie wird ab April einen Schritt weniger expansiv. Wir wissen alle, dass die Inflationshochs nur vorübergehend sind. Wichtig ist, dass die Konjunkturerholung weitergeht und die Kerninflation ohne Energiepreise in Richtung Normalwerte steigt. Angesichts der politischen Unsicherheiten und schwacher Banken in Europa ist das keinesfalls garantiert. Je schneller sich die Euro-Mitglieder auf mutige gemeinsame Antworten auf die Herausforderungen aus den Nachbar- und Partnerländern einigen und ihre Architektur nachhaltig stärken, desto besser."

rtr