Am Abend vor der Brexit-Abstimmung hat Surteco-Vorstandschef Herbert Müller mit seinem Aufsichtsratschef auf den EU-Ausstieg der Briten gewettet - und gewonnen: Die Übernahme der britischen Nenplas-Gruppe war in den Verhandlungen weit fortgeschritten und hing nun erst einmal in der Luft.

"Richtig und wichtig" sei der Zukauf im United Kingdom (UK) jedoch ungeachtet des Votums der Briten gewesen, sagt Müller im Gespräch mit BÖRSE ONLINE. "UK ist für uns ein wichtiger Markt. Nenplas produziert und vertreibt ausschließlich dort, ist also völlig exportunabhängig." Zudem zeichne sich, etwa durch den verstärkten Trend zum Caravaning in Großbritannien, eine steigende Nachfrage ab. Inzwischen hat das einstige SDAX-Unternehmen aus dem schwäbischen Buttenwiesen-Pfaffenhofen - das unter anderem Holzdekore aus Papier und Kunststoff herstellt, wie sie eben auch im Inneren von Wohnmobilen verwendet werden - den Zukauf vollendet: "Die Integration ist intern abgeschlossen, das Geschäft ist hochprofitabel, und es entstehen keine Integrationskosten", so Müller. Auch die Integration der 2013 im Papierbereich zugekauften Süddekor sei komplett abgeschlossen. "Die letzten Belastungen wurden im dritten Quartal 2016 gebucht", berichtet der Firmenlenker. Es stünden höchstens noch einige "Resthausaufgaben operativer Art" an. Für weitere Zukäufe sieht sich der Möbelzulieferer im Kunststoffbereich um. "Wir sind der Treiber der Konsolidierung und bauen unsere Geschäfte weiter aus - organisch und durch Akquisitionen."

Seiner bisherigen Finanzierungspolitik bleibe er treu: Auch künftig werde für Zukäufe nicht mehr als das Fünf- bis Sechsfache des operativen Ergebnisses (Ebitda) gezahlt. "Die solide Finanzierungspolitik fahren wir fort." Die Eigenkapitalquote, Ende September 2016 bei 49,5 Prozent, dürfe zwar "mal unter 50 Prozent, nie jedoch unter 40 Prozent rutschen", sagt Müller. Vor diesem Hintergrund gebe es gewisse Spielräume für Zukäufe. "Eine Expansionspolitik durch zunehmende, dauerhafte Verschuldung wird es mit mir nicht geben", betont Müller. "Langfristig höhere Verschuldung, nur um Wachstum generieren zu können? Nein!"

Geschäft in ruhigem Fahrwasser



Auch die Nettofinanzverschuldung, von Ende September 2015 bis Ende September 2016 um zwei Prozent auf 126,3 Millionen Euro geschmolzen, solle weiter sinken. Der Ausschüttungspolitik bleibe Surteco ebenfalls treu: "Wir sind ein Dividendenwert, und das wollen wir auch bleiben", bekräftigt Müller. Im vergangenen Jahr war die Dividende von 70 auf 80 Cent erhöht worden. Mit dem Start ins neue Jahr ist Müller zufrieden: "Das Geschäft läuft und ist in ruhigem Fahrwasser, in einem konjunkturell guten Umfeld."