Gerade mal zwei Frauen finden sich in der Liste der 100 weltweit bestverdienenden Konzernchefs, die der "Harvard Business Manager" alljährlich erstellt. Immerhin eine davon schafft es auf Platz 10: Carol Meyrowitz kommt als Vorstandschefin des Einzelhandelskonzerns TJX auf rund 20 Millionen Dollar im Jahr. Ein ordentliches Salär.

Doch Meyrowitz, Jahrgang 1954, zählt auch zu den effizienteren Unternehmenslenkern: Seit die Managerin mit Bachelor- Abschluss in Marketing den Posten 2007 übernommen hat, steigerte sie den Umsatz von 16 auf über 27 Milliarden US-Dollar und den Gewinn von 690 Millionen auf 2,1 Milliarden. So landete sie denn auch auf einer anderen Liste: Jener, die Bundeskanzlerin Angela Merkel anführt und in der "Forbes" die mächtigsten Frauen der Welt benennt. Meyrowitz verbesserte sich im aktuellen Ranking von Platz 83 auf 76.

Unter ihrer Ägide wurde TJX zum größten Off-Price-Händler der Welt, zu einem Paradies für Schnäppchenjäger. Wobei man bei Schnäppchen landläufig schnell mal an Ramschprodukte denkt. TJX aber ist so etwas wie ein Nobelbilligheimer.

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Große Namen, kleine Preise

Die Firma mit Sitz in Framingham in Massachusetts ist die Mutter des Geschäftsmodells von hierzulande beliebten Internetportalen wie BuyVip von Amazon, Vente-privee oder Westwing. Der Konzern verkauft Designermode, Schuhe und Accessoires wie Sonnenbrillen oder Koffer sowie in eigenen Ketten sogenanntes Interior Design wie Lampen, Geschirr oder Bettdecken mit massiven Preisnachlässen. Nur eben vornehmlich nicht im Web, sondern in realen Geschäften, wo sich die Sachen anfassen oder anprobieren lassen.

Die Ware stammt aus Restposten, Überproduktionen oder Musterkollektionen bekannter Marken. In den Läden finden sich Labels wie Karl Lagerfeld, DKNY, Michael Kors, Stefanel oder Vivienne Westwood. Hier kostet die Markenjeans statt 189 Euro TJ-Maxx-Filiale von TJX: Unscheinbar, vielleicht sogar etwas altbacken, aber erfolgreich schon mal nur 59,90 Euro.

Das Erfolgsrezept ist ein ständig neues Sortiment. Die Kunden könnten aus 50 000 vorrätigen Artikeln auswählen, verspricht TJX. Wöchentliche Lieferungen und eine ausgeklügelte Logistik sorgen für einen anhaltenden Fluss an frischer Ware. Wer allerdings das Sakko nicht in der richtigen Größe findet, darf nicht darauf hoffen, dass es später noch nachkommt. Das Geschäft lebt vom ständigen, ununterbrochenen Wechsel.

In Deutschland betreibt der Konzern unter dem Namen TK Maxx an die 80 Filialen. Zuletzt eröffnete eine im Oktober vorigen Jahres im Frankfurter Nordwestzentrum. In Großbritannien und Irland sind es bereits mehr als 300 Geschäfte. Kein Vergleich allerdings zum Heimatmarkt USA und Kanada. Dort unterhält der Konzern mehr als 2400 Läden der Marken TJ Maxx, Marshalls und Home Goods - Letztere handeln mit Wohninterieurs. Seit Dezember 2012 gehört auch der Outdoorspezialist Sierra Trading Post zum Unternehmen.

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Spät dran im Netz

Auf den Internetzug ist TJ Maxx sehr spät aufgesprungen - erst im September 2013 ging Tjmaxx.com ans Netz. Dem Kursverlauf der Aktie hat diese Verspätung keinen Abbruch getan. Er strebt beinahe ebenso beständig nach oben wie Umsatz und Gewinn des Konzerns. Derzeit erwartet Managerin Meyrowitz ein jährliches Umsatzwachstum von sechs Prozent, sodass in diesem Geschäftsjahr die Marke von 30 Milliarden Dollar fallen dürfte.

Allerdings haben sich die Marktbedingungen im dritten Quartal, das am ersten November endete, ein bisschen eingetrübt. Konkret: Der Herbst war in den USA und in Europa zu warm, es wurden etwas weniger Klamotten verkauft als prognostiziert. Dennoch legte das Geschäft unter dem Strich um die anvisierten sechs Prozent auf 7,37 Milliarden Dollar zu.

Besonders stark zeigten sich dabei die Möbelhäuser von Home Goods, die ein Umsatzplus von 15 Prozent erreichten. Die Gesamterlöse auf vergleichbarer Fläche stiegen währungsbereinigt um zwei Prozent. Und: Der Konzern habe einen "sehr guten Start" ins vierte Quartal hingelegt, erklärte Meyrowitz. Wie gut der tatsächlich war und wie das Gesamtjahr gelaufen ist, darüber wird sie am 25. Februar berichten.

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Noch nicht ausgereizt

Trotz der leicht enttäuschenden Zahlen zum dritten Quartal erreichte der Aktienkurs im Dezember ein Allzeithoch. Derzeit ist Luftholen für den nächsten Anstieg angesagt. Das und die Aussicht auf gute Zahlen bieten Anlegern Einstiegschancen. Und dass der Kurs wieder nachhaltig gen Norden dreht, scheint ausgemacht. Binnen drei Jahren hat die TJX-Aktie um mehr als 100 Prozent zugelegt. Und noch immer ist sie nicht zu teuer: Die Investmentbanker von Goldman Sachs etwa setzten sie im Dezember auf ihre Liste der 20 attraktivsten Aktien. Nicht zuletzt auch wegen der Expansionsstrategie des Billigheimers. Mit Home Goods ist es TJX gelungen, in einen neuen Markt vorzustoßen. Gleiches gilt für die Übernahme von Sierra Trading Post.

Doch auch das bestehende Business baut Carol Meyrowitz sukzessive aus. Langfristig soll die Zahl der in der Marmaxx Group gebündelten Mode- und Mobiliargeschäfte in Nordamerika auf 3000 ansteigen. Daneben sieht die Konzernspitze gerade in Europa noch großes Potenzial. Hier soll die Zahl der Läden auf 875 steigen. Allein in Deutschland soll sie sich verdoppeln, im kaufkräftigen Bayern etwa ist TJX bislang kaum vertreten.

Zudem finden sich noch etliche weiße Flecken auf der europäischen Landkarte. So steht für dieses Jahr die Eröffnung des ersten Geschäfts in Österreich auf dem Plan. An potenziellen Käufern, die Gutes gern billig erstehen, dürfte es nicht mangeln. Und an Klamotten, die verkauft werden wollen, auch nicht.

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