"Das hilft der Aktie heute, denn das Ergebnis der Abstimmung war nicht selbstverständlich", sagte ein Aktienhändler. Nicht wenige Analysten hatten die Gefahr gesehen, dass eine kleine Gruppe von Aktionären von TUI Travel die Übernahme blockiert. DZ-Bank-Experte Herbert Sturm hob die erwarteten Einsparungen von 170 Millionen Euro im Jahr hervor und bekräftigte seine Kaufempfehlung für die TUI-Aktie.

Die Aktionäre der beiden Firmen stimmten dem Vorhaben, mit dem der größte Reisekonzern der Welt entsteht, am Dienstag mit jeweils großer Mehrheit zu. In Hannover votierten auf einer dafür einberufenen Hauptversammlung 99,85 Prozent der Anteilseigner für den Schulterschluss. In London stimmten 79,8 Prozent der Minderheitsaktionäre mit Ja. TUI besitzt bereits eine Mehrheit von TUI Travel.

Der neue Konzern mit 74.000 Mitarbeitern und 18,5 Milliarden Euro Umsatz wird von Hannover aus geführt, aber an der britischen Börse notiert. Das Traditionsunternehmen, dessen Ursprünge bis in die 20er Jahre zurückreichen, hat damit sieben Jahre nach der umstrittenen Abspaltung von großen Teilen des Reisegeschäfts zu TUI Travel wieder die Kontrolle. TUI sei nun kapitalkräftiger und strategisch besser aufgestellt, sagte Aufsichtsratschef Klaus Mangold zum Schluss des knapp zehnstündigen Gesellschaftertreffens. "Wir sind noch nicht am Ende des Weges, aber ein gutes Stück weiter."

Ein großer Coup ist die Übernahme, bei der TUI nach einer Kapitalerhöhung mit eigenen Aktien bezahlt, für Konzernchef Friedrich Joussen. Der 51-Jährige übernahm bei dem Konzern vor gut eineinhalb Jahren das Ruder und verordnete dem MDax-Konzern ein Rosskur. Dabei kann er aus Investorensicht Erfolge vorweisen: Im Geschäftsjahr 2013/14 soll der operative Gewinn um mindestens 23 Prozent steigen und die Dividende auf 33 Cent pro Aktie mehr als verdoppelt werden. Nur dank der Erfolge sei der Kauf von TUI Travel möglich, betonte der einstige Vodafone-Manager. "Jetzt kommt zusammen, was zusammen gehört", sagte Joussen. Die gut 1000 Anteilseigner feierten ihn dafür. "Wir als Aktionäre sind sehr glücklich", betonte Anteilseigner Bernd Günther.

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TUI-CHEF IST BISLANG KÖNIG OHNE REICH

Mit dem Schulterschluss macht Joussen eine Entscheidung seines Vorgängers Michael Frenzel rückgängig. 2007 hatte TUI sein Reisegeschäft nahezu komplett mit dem britischen Rivalen First Choice gebündelt und später unter dem Namen TUI Travel abgespalten. An der in Londoner Tochter halten die Niedersachsen seitdem 54 Prozent und haben nur begrenzten Einfluss. Rund 95 Prozent des Jahresumsatzes laufen über die Tochter.

Die Eigner von TUI Travel sollen nach Joussens Plänen für jedes Papier 0,399 neue TUI-AG-Aktien erhalten. Die gesamte Transaktion ist TUI zufolge drei Milliarden Euro schwer. Das fusionierte Unternehmen wäre an der Börse etwa 6,5 Milliarden Euro wert. Nach der Zustimmung der Aktionäre soll die Fusion frühestens im Dezember abgeschlossen sein.

Reuters