Dass TUI in seinem ersten Quartal von Oktober bis Dezember einen Verlust macht ist normal. Wie die meisten Reiseveranstalter verdient auch der Touristikkonzern sein Geld während der Hochsaison im Sommer. Doch trotz eines Streiks bei seiner Fluggesellschaft Tui Fly hat der Konzern das saisonal typische Minus verkleinert. Der Verlust belief sich auf 67 Millionen Euro und fiel damit um fast 17 Prozent kleiner aus als im Vorjahr.

Möglich machen das Kreuzfahrten sowie im Besonderen die Hotels der Marke Riu. Während die Feriendampfer voll ausgelastet waren, liegen die Riu-Häuser in als sicher geltenden Urlaubsländern. In der Sparte Hotels & Resorts verdoppelte sich das bereinigte Ebita fast von 25,2 auf 48,8 Millionen Euro. In den Riu-Hotels konnte Tui die Preise um sechs Prozent anheben werden, während ein Aufenthalt in den Robinson-Clubs drei Prozent mehr kostete. Vor allem werden die Clubs außerhalb der Türkei und Nordafrika gebucht. In der Kreuzfahrt-Sparte wiederum konnte Tui sein bereinigtes Ebita mit einem Anstieg von 8,2 auf 191 Millionen Euro sogar mehr als verdoppeln

Angesichts des guten Jahresstarts verwundert es nicht, dass Tui-Chef Fritz Joussen die Jahresprognose bestätigte. Demnach soll der operativen Gewinn dieses Jahr um mindestens zehn Prozent zu steigern. Damit die Erträge auch in Zukunft weiter wachsen, will Joussen in neue Märkte expandieren. Sein Plan: Touristen aus südeuropäische Länder wie Portugal und Spanien sowie China, Indien und Südamerika, sollen vermehrt mit Tui reisen. "Dort wollen wir kräftig wachsen", sagte der 53-Jährige vor Beginn der Hauptversammlung in Hannover. "Aus diesen Quellmärkten erwarten wir im Jahr 2022 mindestens eine Million Tui-Kunden", gibt Joussen das Ziel vor. Der Umsatz, verspricht er, erhöhe sich damit laut Plan um eine Milliarde Euro.

Bisher spielt Südeuropa bei Tui nur als Urlaubsregion eine Rolle. Um die Reiselustigen Südländer oder Asiaten für sich zu gewinnen setzt auf digitale Vertriebswege, das soll die Kosten niedrig. Auf die Hilfe von Reisebüros soll dagegen weitgehend verzichtet werden. Gerade für China sei das wichtig. Viele Handelsunternehmen seien nach dem Versuch, in dem Land Fuß zu fassen, mit einer blutigen Nase heimgekehrt. "Das soll uns nicht passieren", sagte der Tui-Chef.

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Einschätzung der Redaktion

Mit den guten Zahlen ist Tui der Ausbruch über den Wiederstand bei 14 Euro gelungen. Charttechnisch hat das Papier damit ein Kaufsignal generiert. Auch die operative Entwicklung spricht für einen Kauf. Neben dem guten ersten Quartal kommt der Konzern bei seiner Fokussierung immer weiter voran. Gestern trennte sich Reisekonzern von weiteren Randgeschäften. So gehen nun auch die unter "Travelopia" gebündelten Spezialreise-Veranstalter für 381 Millionen Euro an den Finanzinvestor KKR. Bereits im vergangenen Jahr wechselte der Hotelbetten-Vermittler Hotelbeds für 1,1 Milliarden Euro an einen Finanzinvestor, während derzeit die Flugtochter Tuifly Deutschland an eine Gemeinschaftsfirma mit Etihad abgegeben wird. Mit den Verkaufserlösen werden Schulden getilgt, doch auf für weitere Investitionen hat der Konzern noch eine Reserve. Tui ist mit 12,3 Prozent an der Reederei Hapag-Lloyd beteiligt. Die Papiere stehen bei Tui mit einem Kurs von 16,10 in den Büchern, notieren aktuell jedoch bei etwa 28 Euro. Der Verkauf wäre daher ein gutes Geschäft "Bei Hapag-Lloyd gibt es leider nur einen geringen Free-Float", sagte Joussen. "Deshalb muss der Verkauf clever und zum richtigen Zeitpunkt über die Bühne gehen." Eile habe er jedoch nicht. Eine zusätzliche Kursstütze war in der Vergangenheit zumdem der russische Oligarch Alexej Mordaschow. Der Großaktionär will seinen Tui-Anteil von zuletzt 22 Prozent wieder auf 25 Prozent ausbauen. Kaufen.

Kursziel: 16,50 Euro Stoppkurs: 11,60 Euro