Es ist vergleichsweise einfache Mathematik, die Rendite einer Geldanlage zu berechnen. Dennoch machen sich nur die wenigsten Anleger bewusst, welche Konsequenzen ein ungebremster Kurssturz hat: Fällt eine Aktie um 50 Prozent, muss sie sich - ausgehend von dieser niedrigeren Basis - erst wieder um 100 Prozent erholen, um wieder auf dem Ursprungskurs zu notieren. Dieses Beispiel zeigt, wie wichtig es ist, rechtzeitig bei abstürzenden Papieren die Notbremse zu ziehen. Wer nur daneben steht und zusieht, wie das Depot immer wertloser wird, muss sonst am Jahresende empfindliche Einbußen in der Gesamtrendite seiner Geldanlagen hin nehmen.

Besser ist es, sich von kritischen Papieren frühzeitig zu trennen und - wenn überhaupt - bei einer sich abzeichnenden Bodenbildung nach dem Kurssturz vereinzelt wieder auf Schnäppchenjagd zu gehen. Wir zeigen, welche Papiere besonders gefährdet sind.

Beginnen wir mit einem Überblick über die Trends aller 30 im Index enthaltenen Papiere. Dabei hilft die in Zusammenarbeit mit den Experten des Börsenstatistik-Magazins "Index Radar" erstellte Trendstärke-Matrix. Dort zeigt sich ein eindeutiges Bild: Kein einziger Titel weist mehr einen mittelfristigen Aufwärtstrend auf (grüne Balkenfarbe), nur noch wenige Papiere notieren überhaupt in einem Seitwärtstrend (grau), zeigen also zumindest gleich bleibende Preise im Vierwochen-Durchschnitt. Fast alle Aktien befinden sich dagegen in Abwärtstrends (rot), und notieren auch unterhalb ihrer Vierwochen-Mittelkurse (schwarzer Punkt links der Mittellinie).



Besserung wäre erst in Sicht, sobald mehrere Papiere wieder über ihren Vierwochen-Durchschnitten notieren. Bis dahin bleibt die Situation angespannt, wobei einige Aktien besonders kritisch zu bewerten sind. Obwohl die meisten Papiere Verkaufsdruck verzeichnen, sind einige TecDAX-Titel besonders angeschlagen: Die nächste Zone mit stärkeren Käufen in der Vergangenheit ist bei diesen Aktien entweder weit entfernt, oder eine dieser Zonen wurde gerade unterschritten was auf starke Abgabebereitschaft hin deutet. Wir stellen auf den folgenden Seiten sieben Papiere vor, die Anleger besser meiden sollten.



Evotec



Die auf einmal ausbleibende Nachfrage bei rund 3,30 Euro läutete einen massiven Ausverkauf ein. Die nun erreichte 2,50er-Marke war in der Vergangenheit zwar oft der Ausgangspunkt einer vorübergehenden Bodenbildung, konnte sich aber meist nicht dauerhaft bewähren. Gekauft wird erst wieder zwischen 1,58 und 2 Euro, bis dahin ist noch jede Menge Luft nach unten.



Jenoptik



Bei Jenoptik waren es die auf einmal fehlenden Käufer in der bis dahin zuverlässigen Zone 11,25 / 11,70 Euro, die den Absturz auslösten. Erst zwischen 6 und 6,75 Euro zeigen sich Wendepunkte im Chart, hier ist frühestens wieder mit einer dauerhaften Bodenbildung zu rechnen. Jede Menge Abwärtspotenzial also, dem sich Anleger nicht aussetzen sollten.



LPFK



Einstige Börsenlieblinge wie LPKF treffen starke Marktkorrekturen oft besonders hart. Die Erklärung dafür ist simpel: Während eines steilen Anstiegs haben diese Papiere oft gar keine Zeit, Kursbereiche zu etablieren, an denen sie regelmäßig nachgefragt werden. Bei einem Absturz wissen Investoren dann nicht, wo verlässlich wieder nachgekauft werden kann. Diese Zonen müssen sich jetzt erst ausbilden, Anleger sollten sich dafür nicht als Versuchskaninchen zur Verfügung stellen. Finden sich keine mutigen Vorab-Käufer, könnte es zudem passieren, dass der Kurs der Aktie bis in das Areal 6,65 / 8 Euro zurück fällt. Erst dort zeigt das Kursbild wieder eine potenzielle Unterstützung.



Nordex



Auf den ersten Blick sieht der Chart von Nordex gar nicht so übel aus. Auf den zweiten Blick dann aber doch: Die optisch nahe gelegene Kaufzone - der blau markierte Bereich zwischen 8,85 und 10 Euro - ist in Wirklichkeit noch mindestens 20 Prozent entfernt. Willkommen in der schwankungsfreudigen Welt der TecDAX-Aktien. Warum Anleger diesen potenziellen Verlust nicht aussitzen sollten, haben wir in der Einleitung des Beitrags vorgerechnet.



RIB Software



Diese Aktie erfüllt alle Kriterien für ein hohes Absturzrisiko: Sie zeigt bereits seit Juni eine Serie fallender Zwischenhochs und Zwischentiefs, dies macht einen Abwärtstrend aus. Davor ist sie innerhalb von nur einem Jahr um 300 Prozent gestiegen. Vor der 6-Euro-Marke sollten Anleger, die risikokontrolliert investieren möchten, nicht einmal einen Seitenblick auf das Papier riskieren.



Software AG



Wie bei vielen Absturzkandidaten im TecDAX ist auch Software AG unter eine bisher recht zuverlässige Kaufzone bei rund 21,50 / 22 Euro eingebrochen, und nun in den freien Fall übergegangen. Unterstützungen finden sich erst wieder unter der 10er-Marke, neue Kaufbereiche müssen sich erst ausbilden. Auch hier gilt für den vernünftigen Anleger: Finger weg!



Telefonica Deutschland



Zum Abschluss das schlimmste TecDAX-Papier von allen: Telefonica gehört prinzipiell nicht ins Depot. Sie fällt auf immer weitere Rekordtiefs und es gibt auch kein Preisniveau aus der Vergangenheit mehr, aus dem sich potenziell attraktive Einstiegskurse ableiten lassen könnten.




Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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