Darunter seien E.ON, die RWE -Tochter Innogy und Siemens. "Das ist eine konzertierte Aktion, um die Infrastrukturfrage richtig anzupacken", sagte ein Insider. Die Gespräche mit möglichen Partnern seien angelaufen, berichtete ein Sprecher von Ford im Namen des Konsortiums. Es würden wohl mehrere Versorger ins Boot geholt. Namen nannte er nicht.

E.ON und Innogy wollen ihre Aktivitäten im Bereich der Elektromobilität vorantreiben und haben dazu gerade eigene Geschäftsbereiche aufgebaut. Die Versorger können sowohl den Ökostrom für die Ladestationen liefern, die Säulen selbst oder für Stadtwerke und Unternehmen betreiben oder privaten Haushalten die Ladesäulen in die Garage stellen. Trotz des Hypes um das Thema Elektromobilität rät der Portfoliomanager von Union Investment, Thomas Deser, zur Vorsicht: "Der Markt ist betreffend der Wirtschaftlichkeit von Ladestationen noch im Niemandsland". Es gebe neben dem kostenlosen Angebot von Tesla mehrere verschiedene Konzepte. "Alle Anbieter unterliegen großen Wettbewerbs-, Kosten- und Technologierisiken", sagte Deser. Für die Stromversorger gehe es vorläufig eher ums Image als um neue Gewinnquellen.

SCHNELLES TANKEN IST DIE SCHLÜSSELFRAGE



Mit der Bündelung der Kräfte senken die Unternehmen auch ihr Risiko. Die langen Ladezeiten der E-Autos gelten als eines der größten Hindernisse für einen Durchbruch der Technik, lassen sich Verbrennungsmotoren doch in Windeseile volltanken. Lange Strecken lassen sich bei den E-Autos ohne zeitaufwändigen Zwischenstopp nicht bewältigen. Das Konsortium plant Ladestationen mit einer Leistung von 350 Kilowatt, das wäre rund dreimal soviel wie die von Tesla. Doch Tesla-Chef Elon Musk will sich nicht geschlagen geben. Auch 350 Kilowatt seien letztlich noch Kinderkram.

Die Autokonzerne haben sich in Sachen E-Autos ehrgeizige Ziele gesetzt. Daimler-Chef Dieter Zetsche erwartet bei Mercedes bis 2025 einen Anteil von 15 bis 25 Prozent. Aber zunächst muss das Problem der langen Ladezeiten gelöst werden. In Europa gibt es zwar bereits 72.000 öffentliche Ladepunkte, die meisten brauchen aber für einen kompletten Ladevorgang Stunden. Die Internationale Energieagentur stuft rund 5800 Stationen als "schnell" ein. Die schnellsten Stationen hat Tesla. Die mehr als 1800 Geräte verfügen über 120 Kilowatt. Für eine Strecke von 270 Kilometer brauchen allerdings auch sie eine halbe Stunde Ladezeit. Bei Stationen mit 350 Kilowatt könnte der Ladevorgang auf unter zehn Minuten verkürzt werden.

KEIN ZUSCHUSSGESCHÄFT AUF DAUER - KOSTENLOSES TANKEN VORBEI



Auf Dauer werde es in einem wachsenden Markt einfacher für die traditionellen Autokonzerne, gegen Tesla zu bestehen, sagt der Autoanalyst von IHS Markit, Graham Evans. Tesla sei zwar unabhängig. Die Platzhirsche in der Autoindustrie könnten aber auf größere Ressourcen zurückgreifen. Und die werden gebraucht. Ein weltweites Ladenetz erfordert Milliardeninvestitionen. Die Ladesäulen des Konsortiums kosten pro Stück etwa 200.000 Euro. US-Marktführer Charge Point will selbst ab Juli Ladesäulen mit bis zu 400 Kilowatt Leistung anbieten.

Derzeit geht es in dem Rennen vor allem darum, möglichst viele Säulen aufzustellen. Früher oder später dürfte aber auch immer wichtiger werden, was die Ladepunkte einbringen. Tesla hatte bislang den Strom für seine Fahrzeuge umsonst angeboten. Für Autos, die ab Mitte Januar bestellt werden, gilt dies nur noch bis zu einem bestimmten Limit. "Geld zu verbrennen, weil Markt und Technik in der Breite noch nicht reif sind, dürfte auch von den Aktionären nicht honoriert werden", sagte Union Investment-Experte Deser.