Der Verkauf seines Stahlwerks in Brasilien ist für ThyssenKrupp ein Ende mit Schrecken. Die Essener hatten ihr verlustträchtiges Werk im Februar für 1,5 Milliarden Euro an den Konkurrenten Ternium veräußert. Damit beendet der Konzern die vor über einem Jahrzehnt begonnene und insgesamt acht Milliarden Euro verschlingende Expansion nach Brasilien und Amerika. Mit dem Verkauf war klar, dass eine 900 Millionen Euro schwere Wertberichtigung auf den Dax-Konzern zukommt. Die Abschreibung beschert Thyssen im zweiten Quartal seines zum Oktober endenden Geschäftsjahres einen Nettoverlust von 879 Millionen Euro - nach 61 Millionen Euro Gewinn im Vorjahr.

Operativ konnte der Konzern dagegen deutlich zulegen. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das bereinigte EBIT um 31 Prozent auf 427 Millionen Euro. Der Umsatz legte um zwölf Prozent auf knapp elf Milliarden Euro zu. Mit den Zahlen traf der Stahlkonzern die Erwartungen des Marktes. Besonders erfreulich ist der um fast ein Drittel auf 11,6 Prozent gestiegene Auftragseingang. Dabei verbuchten alle Bereiche von der Aufzugsparte über die Komponenten für die Automobilindustrie bis zum klassischen Stahlsegment prozentual zweistellige Zuwächse. Im Stammgeschäft Stahl profitierte Thyssen dabei von einer zyklischen Preis- und Mengenerhöhungen. Allerdings würden die positiven Preiseffekte durch gestiegene Rohstoffkosten, hauptsächlich bei Kokskohle, teilweise aufgezehrt so das Management.

Wegen der guten operativen Entwicklung erhöhte Thyssen Krupp die Prognose für das operative Ergebnis. Das bereinigte Ebit sieht der Konzern nun bei 1,8 Milliarden Euro, nach knapp 1,5 Milliarden im Vorjahr. Zuvor war das Management von 1,7 Milliarden Euro ausgegangen. Das fortgeführte Geschäft soll dabei ein bereinigtes operatives Ergebnis von 1,7 Milliarden erzielen. Unter dem Strich rechnet Thyssen Krupp wegen der Brasilien-Abschreibungen mit einem deutlichen Verlust, nach einem Plus von 261 Millionen Euro im Vorjahr

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion Einschätzung der Redaktion

Der Millionenverlust zehrt weiter an der ohnehin angeschlagenen Kapitalausstattung von Thyssen. Mittlerweile übersteigen die Nettoschulden das Eigenkapital um das 2,5fache. Als kritisch werden Werte über 1,5 betrachtet. Trotz der guten operativen Entwicklung stufen wir die Aktie daher weiter mit halten ein.

Kursziel: 23,50 Euro.

Stoppkurs: 19,50 Euro.