Er will daher die Industriegüter- und Dienstleistungsgeschäfte ausbauen und Thyssenkrupp profitabler aufstellen. Die Stahlsparte, aber auch Einbußen im Anlagenbau, führten dazu, dass der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) um zwölf Prozent auf 1,47 Milliarden Euro schrumpfte. Im neuen Jahr soll er auf 1,7 Milliarden Euro klettern.

Von Reuters befragte Analysten hatten für das neue Geschäftsjahr knapp 1,9 Milliarden Euro in Aussicht gestellt. Auch die für 2015/16 unveränderte Dividende von 15 Cent erfüllte die Erwartungen nicht. "Das Niveau kann Sie als Aktionäre und uns mittelfristig nicht zufriedenstellen", räumte Hiesinger ein.

Er bekräftigte, dass er auf Dauer einen operativen Gewinn von zwei Milliarden Euro anpeilt, nannte dafür aber keinen Zeitraum. "Es soll möglichst schnell gehen." Die Aktie verlor im Dax zeitweise drei Prozent an Wert.

AUCH ANLAGENGESCHÄFT SCHWÄCHELT



Hiesinger hatte Anfang 2011 das Ruder bei dem Traditionskonzern übernommen. Er richtet Thyssenkrupp seitdem weniger auf Stahl aus, sondern mehr auf Aufzüge, Autoteile, Anlagen oder U-Boote. Im Anlagengeschäft musste Hiesinger nun aber einen Rückschlag hinnehmen. Der operative Gewinn schrumpfte unter anderem wegen der schwachen Nachfrage nach Chemieanlagen und im Bergbau um 16 Prozent. Ertragsperle war einmal mehr die Aufzugsparte, die ihr operatives Ergebnis erneut steigerte und mit 860 Millionen Euro mehr als die Hälfte des gesamten Konzerngewinns stemmte.

Einbußen verzeichnete einmal mehr die europäische Stahlsparte. Der Gewinn von Steel Europe fiel um gut ein Drittel auf 315 Millionen Euro. Im neuen Jahr erwartet Hiesinger hier auch wegen der gestiegenen Preise und einem leichten Anstieg der Nachfrage zwar ein deutlich besseres Ergebnis. Der Importdruck werde jedoch anhalten. Der Schwerindustrie um Weltmarktführer ArcelorMittal machen seit Jahren Billigeinfuhren aus China, Preisdruck, Überkapazitäten und immer schärfere Klimaschutzauflagen zu schaffen.

STAHLBETRIEBSRÄTE GEGEN FUSION MIT TATA STEEL



Hiesinger lotet wegen der Branchenkrise seit Monaten eine Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata Steel aus - bislang ohne Ergebnis. "Eine Konsolidierung macht absolut Sinn", sagte er. Thyssenkrupp spreche daher mit mehreren Parteien, darunter mit Tata. Der Ausgang sei aber völlig offen. Tata müsse auf jeden Fall seine milliardenschweren Pensionslasten in Großbritannien klären. Unabhängig von einer möglichen Fusion wolle der Konzern aber die Stahlsparte besser aufstellen. Ergebnisse für die geplante Restrukturierung könne es im Frühsommer geben. Ohne Einschnitte werde es nicht gehen.

In den eigenen Reihen trifft Hiesinger mit seinen Fusionsplänen auf Widerstand. Ende August protestierten Tausende Stahlkocher gegen die Pläne. Sie befürchten einen Stellenabbau und die Schließung von Standorten. Stahlbetriebsratchef Günter Back hat den Manager davor gewarnt, den Stahl aufs Abstellgleis zu stellen. "Dann ist das nicht mehr unser Mann."

rtr