Heinrich Hiesinger hat es geschafft: Der Chef von ThyssenKrupp kann nach drei Geschäftsjahren mit Verlusten von insgesamt rund elf Milliarden Euro endlich einen Nettogewinn vermelden. Das Ergebnis lag in der abgelaufenen Periode zum Ende September bei 195 Millionen Euro, Analysten hatten mit einem Gewinn von gut 150 Millionen Euro gerechnet. Und noch eine gute Nachricht für die lange gebeutelten Anteilseigner des größten deutschen Stahlkonzerns: ThyssenKrupp zahlt wieder eine Dividende. Elf Cent pro Papier gibt es - das freut besonders die beiden Großaktionäre, die Krupp-Stiftung sowie den schwedischen Finanzinvestor Cevian, die auch kräftig auf eine Ausschüttung gedrängt haben dürften. Weiterer Beschluss: Der Vertrag von Hiesinger wurde um fünf Jahre verlängert.

Schließlich ist auch nach dem ersten schwarzen Geschäftsjahr unter Hiesinger noch einiges zu tun für den Ex-Siemens-Manager. Insbesondere die Eigenkapitalquote des Konzerns ist mit immer noch unter zehn Prozent äußerst dünn. Schuld daran sind die Verluste der vergangenen Jahre, die etwa auf der größten Baustelle des Konzerns, dem Stahlwerk in Brasilien, eingefahren wurden. Und zwei schwächelnde Edelstahltöchter, die Unternehmen VDM und AST, schleppt der Konzern ebenfalls noch mit sich rum. Positiv: Hiesinger baute die Nettoschulden im Geschäftsjahr um über 1,5 Milliarden Euro auf 3,5 Milliarden Euro ab.

Einen Silberstreif gibt es auch vom Stahlgeschäft in Europa. Die Sparte hat im Geschäftsjahr den Gewinn deutlich gesteigert und sorgte dafür, dass die Werkstoff-Geschäfte des Konzerns - Stahlhandel, das europäische Stahlgeschäft sowie Brasilien - den operativen Gewinn insgesamt gegenüber dem Vorjahr verdreifachten. Auch die Industriegütergeschäfte - Aufzüge, Anlagenbau und Komponenten - legten zu und steigerten den operativen Gewinn um 13 Prozent. Konzernweit stieg der bereinigte operative Gewinn um rund 120 Prozent auf 1,3 Milliarden Euro.

Die Prognose ist optimistisch: Hiesinger plant für das laufende Periode mit 1,5 Milliarden Euro operativem Gewinn, perspektivisch sind laut Hiesinger zwei Milliarden drin. Wann genau die Marke erreicht werden soll, ließ der Vorstand offen. Es geht also aufwärts in Essen - was sich auch in einem Plus beim Auftragseingang von sieben Prozent wiederspiegelt. Dafür, dass das Industriekonglomerat unter Dampf bleibt, sorgt künftig auch Cevian-Chef Jörg Tischendorf im Aufsichtsrat. Damit bekommt auch die Aufspaltungsfantasie neuen Schwung: Immerhin wird allein die Aufzugsparte im Konglomerat auf rund zehn Milliarden Euro veranschlagt. Zum Vergleich: ThyssenKrupp insgesamt wird derzeit mit etwa elf Milliarden Euro bewertet.

Die Aktie ist langfristig auch wegen einer möglichen Aufspaltung des Konzerns den Industrie- sowie den Stahlbereich interessant. Wegen der immer noch mauen Stahlkonjunktur bleibt die Aktie allerdings wohl weiter schwankungsanfällig.

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