Tata Steel hatte im Juli angekündigt, den Verkauf seines Werks im britischen Port Talbot auszusetzen und stattdessen Chancen für Partnerschaften mit Konkurrenten, darunter mit Thyssenkrupp, auszuloten. An der Spitze des Tata-Mutterkonzerns Tata Sons hatte es Anfang der Woche einen Chefwechsel gegeben. Dies hatte Spekulationen genährt, dass sich die Gespräche mit Thyssenkrupp verzögern könnten.

Die Thyssenkrupp-Zentrale in Essen wollte sich am Donnerstag zum Stand der Gespräche nicht äußern. Zwischenstände würden nicht genannt. Dem Indien-Chef des Konzerns zufolge könnten sich die Verhandlungen noch hinziehen. Es sei zu früh für Aussagen, ob und was für ein Ergebnis es geben könnte oder wie ein Zeitplan aussehen könnte, sagte der Landeschef von Thyssenkrupp, Ravi Kirpalani, in einem am Donnerstag von der indischen Zeitung "Mint" veröffentlichten Interview. Es gebe zudem Gespräche auch mit anderen Stahlkonzernen in Europa. All diese Diskussionen seien in einem frühen Stadium. Er selbst sei an diesen aber nicht direkt beteiligt, sagte der Manager.

THYSSENKRUPP VERHANDELT SEIT MONATEN MIT TATA



Thyssenkrupp führt seit Monaten Gespräche mit Tata Steel über eine Zusammenlegung des durch Überkapazitäten und Billigimporte unter Druck geratenen Stahlgeschäfts. Als ein Hindernis gelten die verlustreichen britischen Anlagen und die hohen Pensionslasten von Tata in dem Land. Einen Rückschlag hatten die Gespräche zudem durch die überraschenden Entscheidung für einen Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union erhalten.

Zweifel an einem raschen Ergebnis waren durch den Chefwechsel bei Tata Sons verstärkt worden. Vorstandschef Cyrus Mistry wurde vom Patriarchen des Familienunternehmens, Ratan Tata, abgelöst. Er soll für die nächsten vier Monate die Geschicke des Konzerns lenken. Schon vor Mistrys Amtsantritt 2012 hatte er das Unternehmen für 21 Jahre geleitet. Zwar sei es noch zu früh, um die Folgen der Entwicklung bei Tata für eine Konsolidierung der Stahlbranche abzusehen, schrieb Analyst Rochus Brauneiser von Kepler Cheuvreux. Auf jeden Fall dürfte eine Einigung erst später zustande kommen. "Der Deal könnte um sechs Monate nach hinten geschoben werden."

rtr