Würzig und etwas säuerlich, leicht bitter und von zäher Konsistenz - so etwa lässt sich der britische Brotaufstrich Marmite beschreiben. Das beliebte Produkt aus dem Hause Unilever war Thema eines landesweiten Aufschreis in Großbritannien: Der britisch-niederländische Konsumgüterkonzern hatte die Lieferung des kultigen Hefeextrakts und anderer Produkte an die führende Supermarktkette Tesco gestoppt. "Teile Großbritanniens sind nicht mehr mit Marmite versorgt", schrieb der "Guardian" auf seiner Webseite - als warnte er vor einer nationalen Bedrohung.

Die befürchtete Unterversorgung mit der schmierigen Paste gründete auf einer Preisschlacht mit der Supermarktkette Tesco und der Entscheidung der Briten für den EU-Austritt. Diese hatte den Kurs des Pfunds in den Keller sausen lassen - was bei dem Lebensmittelkonzern mit höheren Kosten für Einkäufe im Euro- und Dollarraum zu Buche schlägt. Diese will er an die Kunden weitergeben und verlangt Medienberichten zufolge deshalb bis zu zehn Prozent mehr für seine Produkte. Da Tesco das nicht mitmachen wollte, leerten sich die Regale. Auch die Supermarktketten Sainsbury’s, Asda und Morrisons sollen sich beschwert haben. "Ein schwächeres Pfund kann nur höhere Preise für die Konsumenten bedeuten oder niedrigere Margen für Lieferanten und Einzelhändler oder eine Kombination von alldem", sagte Analyst Neil Wilson von ETX Capital. "Die Supermärkte schrecken vor Preiserhöhungen zurück, und der Streit von Tesco und Unilever ist Ausdruck eines erbitterten Preiskampfs, der auf die Margen drückt."

Rund 400 Marken zählen zur Produktpalette, darunter Lipton-Tee, Knorr-Fertig-suppen, Speiseeis von Ben & Jerry’s oder Magnum, aber auch Hygieneartikel wie Deos und Duschgel. Unilever dürfte es damit in diesem Jahr auf 53 Milliarden Euro Umsatz bringen.



Bei den Jahreszielen auf Kurs



Inzwischen ist der Streit mit Tesco beigelegt und klar: Ohne Preiserhöhungen macht Unilever es nicht. Diese bringen dem Konzern nicht nur Ärger ein, sie füllen auch die Kasse: Im dritten Quartal stieg der Umsatz überraschend kräftig um 3,2 Prozent auf 13,4 Milliarden Euro. Von Wechselkursen getriebene Preiserhöhungen seien "ganz normal", sagte Finanzchef Graeme Pitkethly, wollte auf den Streit mit Tesco aber lieber nicht eingehen. Im vergangenen Quartal bekam Unilever eine Abschwächung des Umsatzwachstums zu spüren, das Management verwies auf die Konjunkturabkühlung in Schwellenländern wie Brasilien und Argentinien und betonte, das jüngste Ergebnis sei mit dem ungewöhnlich starken Vorjahresquartal nur schwer vergleichbar. Bei den Jahreszielen sieht sich der Konzern aber auf Kurs.