Zu den bekanntesten Unternehmen in Deutschland zählt zweifellos die Deutsche Telekom. Fast genau so populär wie der Bonner Konzern sind Marken wie 1&1, GMX oder WEB.DE. Hinter diesen Diensten steht United Internet. Das Unternehmen aus Montabauer ist nach der Deutschen Telekom der größte Internet-Provider in Europa und genießt inzwischen das Vertrauen von gut 13 Millionen Kunden.

Während der Aktienkurs des DAX-Konzerns aber seit Jahren ein Trauerspiel abliefert, zählen die Papiere von United Internet zu den trendstärksten Werten im deutschen Technologiesegment. Anfang 2009 noch zu fünf Euro gehandelt, werden aktuell Kurse von mehr als 30 Euro aufgerufen. Allein im vergangenen Jahr zählte die Aktie mit Zuwächsen von knapp 90 Prozent zu den besten Titeln auf dem heimischen Kurszettel.

Die starke Performance der vergangenen Jahre von rund 500 Prozent wird durch eine ebenso beeindruckende Geschäftsentwicklung untermauert. Für 2013 meldete das Unternehmen einen Umsatzanstieg von 10,8 Prozent auf die Rekordmarke von 2,7 Mrd. Euro. Auch unter dem Strich weist der Trend unvermindert aufwärts. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um rund ein Viertel auf 407 Mio. Euro zu, während der Unternehmensgewinn je Aktie mit 1,07 Euro sogar um 51 Prozent über dem Vorjahresniveau lag. Überzeugend ist besonders die nach wie vor starke Cash-Generierung. Trotz hoher Anlaufverluste in neuen Geschäftsfeldern und Aufwendungen für den Ausbau des zukunftsweisenden Kundenbestandes lag der Free Cashflow mit 212 Mio. Euro erneut auf einem hohen Niveau.

Auf Seite 2: Klare Ziele für das laufende Jahr

Klare Ziele für das laufende Jahr

Basis des Erfolgs ist überwiegend das anhaltend hohe Kundenwachstum. Deren Anzahl kletterte um 1,41 Millionen Verträge auf insgesamt 13,45 Millionen. Davon wurden gut eine Millionen organisch generiert, 330.000 stammen aus der Übernahme des spanischen Spezialisten für Webhosting- und Cloud-Produkte, Arsys. Anleger sollen von der positiven Geschäftsentwicklung profitieren und erhalten für das vergangene Jahr eine um zehn Cent auf 0,40 Euro erhöhte Dividende.

Der eingeschlagene Wachstumskurs wird auch in den kommenden Quartalen beibehalten. Im laufenden Jahr sollen die Erlöse um rund zehn Prozent auf über 2,9 Mrd. Euro zulegen, zugleich peilt das Management einen Anstieg der kostenpflichtigen Kundenverträge um 0,8 Millionen an. Unter Berücksichtigung von Anlaufkosten und Werbeausgaben von rund 50 Mio. Euro wird das Ebit im Bereich von rund 520 Mio. Euro erwartet. Beim Ergebnis je Aktie könnten 1,40 bis 1,50 Euro hängen bleiben. Die Analysten vom Bankhaus Lampe rechnen für das laufende Jahr mit einer Dividende von 0,55 Euro und 0,65 Euro für 2016.

Auf Seite 3: Kein Mangel an Kursfantasie

Kein Mangel an Kursfantasie

Zahlreiche Katalysatoren lassen für die Zukunft eine Fortsetzung der auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsentwicklung erwarten. Im Vergleich zum Gesamtmarkt befindet sich das TecDAX-Unternehmen auf der Überholspur. So rechnet der Branchenverband BITKOM für 2014 mit einem weltweiten Wachstum in der IT- und Telekommunikationsbranche von rund 4,5 Prozent. In die Karten spielt United Internet die vergleichsweise geringe Abhängigkeit von konjunkturellen Zyklen. Sowohl das mobile Internet als auch das Hosting bleiben in schwächeren Wirtschaftsphasen gefragt.

Dank der hohen Cashflows sowie den bestehenden Kreditlinien sind ausreichend finanzielle Mittel vorhanden, um künftiges Wachstum organisch oder durch Übernahmen sicherzustellen. United Internet dürfte schon bald die Früchte aus seinen jüngsten Investitionen und der insgesamt breit angelegten Wertschöpfungskette ernten. Mit der "1&1 My Website" bietet das Unternehmen besonders kleinen Gewerbetreibenden eine einfache und flexible Möglichkeit, im Internet präsent zu sein. Abgerundet mit passenden Markting- und Vertriebstools steigen die Chancen für den digitalen Geschäftserfolg der Kunden und sichern United Internet nachhaltige Erlöse. Dabei darf natürlich auch das Thema Sicherheit nicht vernachlässigt werden. Innerhalb des "E-Mail made in Germany"-Verbundes werden elektronische Nachrichten verschlüsselt übertragen, während Kunden von United Internet mit "De-Mail" eine zusätzliche rechtsverbindliche Kommunikation nutzen können.

Im vergangenen Jahr erfolgten besonders hohe Investitionen in den Bereich der neuen Top-Level-Domains. Mit den neuen Domain-Endungen werden die bislang begrenzten Namensräume um ein Vielfaches erweitert und erhöhen die Flexibilität bei der individuellen Adress-Gestaltung. Ende 2013 lagen die Vorregistrierungen bei 5,9 Millionen. Bei Verfügbarkeit der Endungen sollen diese sukzessive in kostenpflichtige Kundenverträge transferiert werden. Der Eintritt in neue Ländermärkte liefert weitere Wachstumsimpulse und ist dank der guten Exportierbarkeit der Produkte deutlich einfacher als in anderen Branchen. Mögliche Beteiligungsverkäufe von nicht-strategischen Vermögenswerten werden vom Bankhaus Lampe mit 170 Mio. Euro angesetzt und stellen neben einer mittelfristig erneut aufkeimenden Konsolidierungsfantasie weitere Kurstreiber dar.

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Rückschlag clever nutzen

Bleibt abschließend ein Blick auf die Bewertung der Aktie. Börse Online erwartet nach einem Gewinn je Papier von 1,07 Euro im vergangenen Jahr 1,41 Euro für 2014 und peilt zunächst die untere Grenze der von United Internet angegebenen Spanne an. Im kommenden Jahr könnten unter dem Strich 1,74 Euro hängen bleiben. Bezogen auf den aktuellen Aktienkurs liegt das 2015er-Kurs-Gewinn-Verhältnis bei 18,4. Mit diesem Wert liegen die Titel ungefähr auf Höhe des Mittelwertes einer breit gestreuten Vergleichsgruppe. Nach Meinung der Analysten vom Bankhaus Lampe ist ein Aufschlag gerechtfertigt, da United Internet zuletzt ein stärkeres Wachstum hinlegte und auch der Ausblick der Finanzexperten für das mittelfristige Wachstum über der Vergleichsgruppe liegt.

Interessant erscheint die Aktie besonders aufgrund der jüngsten Korrektur. Mit Kursen von derzeit 32 Euro notieren die Papiere um rund elf Prozent unter ihrem im April erreichten Rekordhoch. Beim Blick in den Finanzkalender stehen mit den Quartalszahlen am 20. Mai und der Hauptversammlung am 22. Mai zwei wichtige Termine unmittelbar bevor. Aktienanalystin Heike Pauls von der Commerzbank rechnet mit einem beschleunigten Gewinnwachstum im ersten Semester. Das "Buy"-Votum wurde mit Kursziel 40 Euro bestätigt. Warburg Research verweist auf bisher unterschätzten Skaleneffekte im Bereich der Internetzugangsprodukte bei höheren Kundenzahlen sowie dem Einsparpotenzial im Anwendungsgeschäft und erhöhte den fairen Wert von 31 auf 39 Euro. Berenberg, JPMorgan und das Bankhaus Lampe geben ebenfalls Kursziele im Bereich 39 bis 42 Euro aus. Mit einem Stoppkurs um 24 Euro eröffnet die Aktie somit gerade nach der frischen Korrektur ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis mit besten Perspektiven für die Zukunft.