Aber egal, ob es um die Verantwortung von Vorstandsmitgliedern, die ausbleibende Veröffentlichung eines umfassenden Aufklärungsberichts oder eine Prüfung durch neutrale Experten ging, PSE-Vorstandschef Hans-Dieter Pötsch und Rechtsvorstand Manfred Döss beschieden den Fragestellern, dies sei allein Sache von Volkswagen. Die von den Familien Porsche und Piech kontrollierte Finanzholding betreibe keine eigene Aufklärung.

Firmenpatriarch Ferdinand Piech, der seit seinem Rücktritt vom Aufsichtsratsvorsitz bei VW vor gut zwei Jahren zu den Aktionärstreffen nicht mehr erschienen war, verfolgte die siebenstündige Versammlung weitgehend reglos.

Volkswagen ist durch die Manipulation der Abgasreinigung bei elf Millionen Diesel-Pkws weltweit in die Krise gestürzt. Nach gut 22 Milliarden Euro an Strafen und Entschädigungen sieht sich der Autokonzerns einer beispiellosen Klagewelle von Kunden und Aktionären gegenüber. Auch die Porsche SE wurde vielfach auf Schadenersatz verklagt und sieht sich so wie VW staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen Marktmanipulation ausgesetzt. Den Vorwurf, die Aktionäre im September 2015 beim Auffliegen des Skandals zu spät über die finanziellen Konsequenzen gewarnt zu haben, wies Pötsch ebenso wie sämtliche Schadenersatzforderungen in Deutschland zurück.

PIECH IM AMT BESTÄTIGT



Unterstellungen von bekannten Hauptversammlungsrednern wie Manfred Klein aus Saarbrücken, die PSE und der VW-Konzern seien wegen des Dieselskandals eine kriminelle Vereinigung, alle Abfindungen und Boni an ausgeschiedene Manager Schweigegeld oder es werde Geldwäsche mit Hilfe von Anwaltskanzleien betrieben, traten Pötsch und Döss entgegen. "Wir weisen den in der Frage liegenden Vorwurf zurück", sagte Döss mehrmals.

Der Wirtschaftsprofessor Christian Strenger, Experte für Standards guter Unternehmensführung, bemängelte "rekordnahe zehn Abweichungen" von den Empfehlungen des deutschen Corporate-Governance-Kodexes bei der PSE. Auch prangerte er die Personalunion etwa von Pötsch an, der zugleich PSE-Vorstandschef und Aufsichtsratschef bei VW ist. "Selbstbestellung, Selbstkontrolle, Selbstprüfung und Selbstentlastung durch eine ziemlich verschworene Gemeinschaft von Familienmitgliedern" sei das, sagte er. Doch für Abstimmungen bleibt die Kritik von Kleinaktionären bei der Porsche SE per se folgenlos. Denn die einzig stimmberechtigten Stammaktien sind allesamt in der Hand der Familien Porsche und Piech. Auch die Neuwahl des Aufsichtsrats, dem auch der im Groll aus allen VW-Kontrollgremien ausgeschiedene Piech noch angehören soll, war reine Formsache. Piech und die fünf anderen Aufsichtsratsmitglieder wurden einstimmig im Amt bestätigt.

Trotz Aufforderungen von Kleinaktionären äußerte sich Piech nicht zu seiner erneuten Kandidatur und wie lange er das Mandat wahrnehmen wolle. Seinen Anteil von knapp 15 Prozent an der Porsche SE hatte der 80-Jährige im April an seinen Bruder Hans Michel Piech verkauft. So lange die Transaktion noch nicht förmlich abgeschlossen ist, will Piech dem Aufsichtsrat weiter angehören. Piech hatte sich 2015 durch einen Machtkampf mit seinem langjährigen Vertrauten und früheren VW-Chef Martin Winterkorn mit Familienmitgliedern und den anderen VW-Aufsichtsräten zerstritten.

rtr