Doch es ist ein Ende des VW-Dieselskandals in Sicht. Die Entschädigung der Besitzer von Dieselautos mit Zwei-Liter-Motoren und der Mega-Vergleich mit dem US-Justizministerium wegen Betrugs sind bereits eingetütet. Die Gesamtkosten für "Dieselgate" dürften sich damit in Nordamerika auf bis zu 22 Milliarden Euro belaufen.

"Ich glaube, dass es das in Nordamerika im Großen und Ganzen war", sagt Arndt Ellinghorst vom Investmentberater Evercore ISI am Mittwoch. Der Schaden sei auch so schon groß genug. Nach seiner Schätzung dürfte die Abgasmanipulation den Konzern einschließlich der Aufarbeitung in Europa am Ende zwischen 25 und 30 Milliarden Euro kosten - verteilt auf mehrere Jahre. "Die großen Themen sind in den USA abgearbeitet", meint auch Branchenexperte Frank Biller von der LBBW. Zivilrechtliche Klagen einzelner US-Bundesstaaten laufen allerdings noch.

Bislang hat Volkswagen 18,2 Milliarden Euro für den Skandal um weltweit millionenfach manipulierte Stickoxidwerte zurückgestellt. Ein großer Teil wurde 2015 verbucht und sorgte für den höchten Verlust in der Unternehmensgeschichte. Im abgelaufenen Jahr dürften sich aber erneut Bremsspuren gezeigt haben. Analyst Frank Schwope von der NordLB rechnet damit, dass VW weitere zwei bis vier Milliarden Euro zur Seite legen wird, um die aktuellen Lasten zu schultern. Dennoch dürfte der Aufsichtsrat Ende Februar nach seiner Schätzung unter dem Strich einen Gewinn von mehr als fünf Milliarden Euro präsentiert bekommen. Noch wichtiger: VW ist es trotz der Dieselaffäre gelungen, den Dauerrivalen Toyota als Absatzweltmeister zu verdrängen.

ZWISCHEN AUFARBEITUNG UND AUFBRUCH



Befreit aufatmen kann der inzwischen weltgrößte Autobauer deshalb aber noch lange nicht. Weltweit sieht sich der Konzern noch mit Schadensersatzklagen von Investoren und Kleinaktionären konfrontiert. Allein beim Landgericht Braunschweig liegen mehr als 1500 Klagen über insgesamt knapp neun Milliarden Euro. Zugleich laufen die Ermittlungen in den USA und in Deutschland wegen Abgasbetrugs gegen einzelne Manager weiter.

Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge mit einer Software unterwegs, die dafür sorgt, dass die Wagen nur auf dem Prüfstand die Abgasgrenzwerte einhalten. Für den Betrug und die anschließende Verschleierung macht die US-Justiz sechs Manager unterhalb der Konzernführung verantwortlich, einer von ihnen sitzt in den USA in Haft. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig sieht inzwischen Anhaltspunkte dafür, dass der frühere Vorstandschef Martin Winterkorn viel früher von den Tricksereien wusste, als er öffentlich erklärt hat - und weitete deshalb die Ermittlungen gegen den einstigen Top-Manager auch auf Betrugsverdacht aus. Das könnte Anlegerklagen neue Munition geben.

Gleichzeitig treibt Volkswagen den Umbau des Unternehmens zu einem führenden Anbieter von Elektroautos und Mobilitätsdienstleistungen voran. Das kostet Geld. VW fährt deshalb einen harten Sparkurs und baut in den nächsten Jahren Tausende Stellen ab. Bis der Konzern mit seinen 13 Marken in ruhigeres Gewässer kommt, dürften also noch einige Jahre vergehen.

rtr