Um bei der steigenden Konkurrenz und dem Innovationsdruck in der Branche die Renditeziele zu erreichen, müsse das Bewusstsein der Belegschaft für Kosten und Wirtschaftlichkeit geschärft werden, sagte der der Konzernchef der "Braunschweiger Zeitung" (Dienstagausgabe). "Volkswagen muss auch ganz vorne sein bei effizienten Prozessen, Kosten und Rendite", betonte Winterkorn.

Als Beispiel für nötige Kostendisziplin hob der Konzernchef die Ausgaben für Forschung und Entwicklung von zehn Milliarden Euro im Jahr hervor. Diese seien seit 2010 um rund 80 Prozent gestiegen. Hier gelte es, gegenzuhalten. Winterkorn brachte erneut Einschnitte in der Modellpalette ins Gespräch. So müsse man sich beispielsweise fragen, ob etwa ein Golf-Kombi mit Diesel-Aggregat und Allradantrieb in den USA wirklich benötigt werde. Mit Blick auf Europa sei zudem fraglich, ob der Konzern zwölf verschiedene Cabriolets anbieten müsse. Für die Marke VW Pkw genügten sicherlich zwei Cabrios.

Winterkorn hatte bereits auf der Automesse im Frühjahr in Genf anklingen lassen, dass es womöglich nicht mehr für jedes Automodell einen Nachfolger geben werde. Stattdessen werde es häufiger als bisher komplett neue Konzepte und Varianten geben. Die sich rasch ändernden Kundenwünsche und das Internet zwängen die Hersteller dazu, Fahrzeuge schneller zu erneuern als in den bisher üblichen Zyklen von sieben bis acht Jahren.

Die Überlegungen sind Teil der neuen Strategie "Future Tracks", die Winterkorn im Herbst näher erläutern will. Dabei wird erwartet, dass er dem Konzern Ziele über das Jahr 2018 hinaus geben wird. Statt Wachstum um jeden Preis will der Konzern mit seinen zwölf Marken künftig mehr an jedem verkauften Auto verdienen. Bislang hatten die Wolfsburger vor allem die begehrte Krone in der Autobranche im Blick und wollten Weltmarktführer Toyota vom Thron stoßen. Die Weltmarktführung ist zwar weiter erklärtes Ziel, daneben rückt jedoch die Profitabilität stärker in den Fokus. Bislang liegen die Wolfsburger nach der Zahl der verkauften Autos weltweit auf Rang drei hinter der Opel-Mutter GM.

Das ursprünglich für 2018 angepeilte Absatzziel von mehr als zehn Millionen Fahrzeugen hat Volkswagen bereits in diesem Jahr im Visier. Daneben strebt der Konzern eine Vorsteuer-Rendite von mindestens acht Prozent an. Ende des ersten Quartals lag die Rendite bei sieben Prozent. Das letzte Stück des Weges, um die Zielmarke bei der Rendite zu erreichen, werde allerdings noch erhebliche Anstrengungen kosten, betonte Winterkorn.

Reuters