Während weltweit die Börsen Achterbahn fahren, bleibt Afrika auf Kurs. Im laufenden Jahr brachten Afrika-Investments zweistellige Renditen ein. Der Grund ist klar: Die Wirtschaft des Kontinents ist auf Wachstumskurs. Laut Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird das Bruttoinlandsprodukt des Kontinents 2014 um 4,8 Prozent und 2015 um weitere fünf bis sechs Prozent wachsen - so stark wie seit der Weltwirtschaftskrise von 2009 nicht mehr. O-Ton OECD: "Obwohl in vielen Regionen der Welt die Konjunktur immer noch schwach ist, erweist sich Afrika weiterhin als widerstandsfähig." Und das fast überall. Laut IWF (Internationaler Währungsfonds) sind die Erwartungen an das Wachstum im kommenden Jahr bei fast allen afrikanischen Ländern höher als 2014.

Dennoch befindet sich Afrika, von einigen Ausnahmen abgesehen, nicht gerade im Fokus der Investoren - gerade im Vergleich zur allseits beliebten Wachstumsregion Asien. Für Jean Pierre Gerber vom Afrika-Fonds BB African Opportunities ein Fehler: "Es gibt viele Argumente für Anleger, etwa die hohen Wachstumsraten in vielen afrikanischen Volkswirtschaften, dazu die noch immer sehr niedrige Korrelation mit dem Weltaktienmarkt", erklärt der Afrika-Kenner. Geht es nach ihm, dann sollten Anleger handeln. Wer ohnehin in Schwellenländer investiert, könnte das Depot durch einige Positionen in Afrika optimieren.



Neben dem Wachstumsaspekt gibt es weitere Entwicklungen, die grundsätzlich positiv stimmen: "Das Bildungsniveau hat sich in Afrika insgesamt sehr stark erhöht", erklärt Michael Monnerjahn vom Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft. "Das sieht man beispielsweise an der Einschulungsquote. Auch die Anzahl der Schulabschlüsse ist nach Angaben der Weltbank innerhalb der letzten 20 Jahre von 50 auf über 70 Prozent gestiegen", so Monnerjahn. Zudem nimmt die Sekundärausbildung deutlich zu. Ein positiver Trend, sind doch stark wachsende Volkswirtschaften wie Nigeria, Kenia, Tansania und Ruanda auf gut ausgebildete junge Menschen angewiesen.

Insbesondere Nigeria gilt als der Wachstumsmotor des Kontinents. Anfang des Jahres hat das erdölexportierende Land sogar Südafrika als größte Volkswirtschaft Afrikas abgelöst. "Das Bemerkenswerte daran ist, dass das Wachstum vor allem außerhalb des Ölsektors generiert wird", erklärt Experte Gerber. "Die Wachstumstreiber in Nigeria sind vor allem der Infrastrukturund damit verbunden der Finanzsektor." Zu tun hat das auch mit Nigerias Bevölkerungszahl: 176 Millionen Menschen sorgen für einen starken Binnenmarkt. Hinzu kommt, dass immer mehr Produkte auch im Inland hergestellt werden.

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Ebola und die Folgen

Internationale Investoren haben Nigeria daher bereits für sich entdeckt und für teilweise ambitionierte Bewertungen gesorgt: "Der Konsumbereich Nigerias hat in den vergangenen Jahren etwas zu viel Zuspruch erhalten. Wir halten den Bereich für überbewertet", sagt Gerber. Lieber will er noch die bevorstehenden Präsidentschaftswahlen 2015 abwarten. Mit den jüngsten Attentatsmeldungen habe dies aber nichts zu tun. "Der islamistische Terror durch Boko Haram bleibt im Nordosten Nigerias ein Sicherheitsproblem. Die ökonomisch wichtigere Region ist allerdings der Süden", bestätigt auch Monnerjahn.

Auch die Ebola-Epidemie beunruhigt Afrika-Investoren eher wenig. "Die Mehrzahl der Länder hat das relativ gut im Griff", bestätigt Michael Monnerjahn. "Die Epidemie hat in den betroffenen Ländern sicherlich starke Auswirkungen auch auf die Wirtschaft. Bezogen auf den gesamten Kontinent spielen die betroffenen Länder gemessen an ihrer Wirtschaftsleistung aber keine große Rolle", so der Afrika-Kenner.

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Freihandel und die Folgen

Neben Nigeria steht vor allem Ostafrika im Fokus der Investoren. Grund ist die starke regionale Zusammenarbeit: Die 2010 eingeführte Freihandelszone in der East African Community (EAC) hat zu verstärktem Handel zwischen den Ländern geführt. "Freier Personen-, Waren- und Dienstleistungsverkehr bringen nun bereits seit vier Jahren allen daran beteiligten Volkswirtschaften viele Vorteile", erklärt Gerber. Neben Kenia tut sich hier vor allem Ruanda hervor, das seinem Nachbarn Konkurrenz machen und selbst zu einem IT-Zentrum werden will. Denn in Kenia haben sich in den vergangenen Jahren etwa schon Microsoft und auch SAP engagiert. Damit das mit dem Aufschwung in der Region so bleibt, sind indes weitere Investitionen in die Infrastruktur nötig. Das sind dann auch für Gerber positive Signale: "Die Mehrzahl unserer Investments tätigen wir in Volkswirtschaften, die einen positiven Wandel durchlaufen. Dabei ist uns wichtig, dass Wachstum aus strukturellen und weniger aus zyklischen Impulsen entsteht."

Ein gutes Beispiel dafür sei Ägypten. Dort sorgt die technokratische Regierung um Präsident Abd al-Fattah al-Sisi für Stabilität und kurbelt mit Großprojekten die Wirtschaft an. Neue Arbeitsplätze und gute Investitionsbedingungen haben Priorität. Das Land hat ein Infrastrukturprogramm aus vier Kernelementen aufgelegt, worunter die Erweiterung des Suezkanals als Prestigeprojekt gilt und vollständig von Ägyptern finanziert wird. "Von diesem Programm versprechen wir uns starke Impulse für die Wirtschaft, zudem hat es gegenüber ausländischen Investoren eine große Signalwirkung", erklärt Gerber, dessen Fonds stark in Ägypten investiert ist. Daneben setzt die Regierung auch auf sozialen Wohnungsbau, um die Lage der ärmeren Bevölkerungsgruppen zu verbessern. Auch Monnerjahn sieht Ägypten auf einem guten Weg: "Nach den Umbrüchen der vergangenen Jahre ist man in einer Stabilisierungsphase. Dies wirkt sich auch wirtschaftlich positiv aus."

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