Der Jahreswechsel ist an den Börsen traditionell immer die Zeit, in der Research-Anbieter ihre Favoriten für die nächsten zwölf Monate vorstellen. Dieses Treiben zieht sich bis in den Januar hinein. In dieser Woche ist etwa das zur Privatbank MM Warburg zählende Analyse-Haus Warburg Research mit der hauseigenen Favoritenliste für den deutschen Aktienmarkt vorstellig geworden.

Mit Blich auf die konjunkturelle Ausgangslage stellen die Hamburger dabei zunächst folgendes fest: Die Weltwirtschaft läuft auf Hochtouren, das Wachstum wird sich 2018 weiter beschleunigen. Die globale Inflation bleibt im Zaum, die Zinsen sollen niedrig gehalten werden und Deutschland ist nach wie vor ein wichtiger Wachstumsmotor in Europa. Damit bewegen wir uns in der Besten aller Welten für Aktienanlagen, schlussfolgert Warburg Research daraus.

Ausgerüstet mit dieser Grundüberzeugung durchforsteten die Analysten das von ihnen beobachtete Anlageuniversum, das aus mehr als 200 Aktien besteht, nach den interessantesten Anlageideen. Hängen geblieben sind am Schluss 17 Unternehmen, denen man in diesem Jahr in Sachen Wertentwicklung besonders viel zutraut.

Bei jedem der favorisierten Titel haben die Analysten ein bestimmtes Thema oder einen bestimmten Kurskatalysator identifiziert, der sich im Laufe des Jahres 2018 positiv auf die Aktie auswirken sollte. Außerdem wurden bei der Auswahl natürlich auch Bewertungsüberlegungen berücksichtigt.

Zu den Empfehlungen zählen vor allem Unternehmen mit exzellenten Wettbewerbspositionen, die nach Meinung von Warburg Research dadurch in einer starken Ausgangslage sind, um nachhaltig attraktive Renditen zu erwirtschaften. Einige Unternehmen befänden sich in einer Erholungsphase, in der sie ihre Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen, was ein erhebliches Kurspotenzial biete. Hinzu kommen Aktien, die einfach vom starken Konjunkturzyklus profitieren, über ein erhebliches Effizienzsteigerungspotenzial verfügen, sich in Sondersituationen befinden, die hohes Kurspotenzial versprechen oder einfach als günstig bewertet einzustufen sind.

Wer haben von den 17 Favoriten jene vier herausgepickt, die bei Veröffentlichung der Studie am 09. Januar über das größte Kurspotenzial verfügen. Konkret bewegen sich die Kursziele um 21 Prozent bis 38 Prozent über den aktuellen Notierungen. Mehr dazu auf den nachfolgenden Seiten.

Auf Seite 2: Medios





Medios (WKN: A1MMCC)



Zu den Favoriten von Warburg Research zählt für 2018 die mit einer Marktkapitalisierung von 259 Millionen Euro ausgestattete Medios AG. Bei einem Kursziel von 23,00 Euro birgt die Kaufempfehlung ein Kurspotenzial von 21,4 Prozent.

Nach einem von ihm als sehr erfolgreich bezeichneten Start am Kapitalmarkt wittert der zuständige Analyst Michael Heider für den Spezial-Pharma-Vertreter auch im Jahr 2018 weiteres Kurspotenzial. Als Anbieter von Spezialmedikamenten in Deutschland (Großhandel und Zubereitung von Patienteneinzelinfusionen), biete die erwartete Marktkonsolidierung des letztgenannten Geschäfts ein erhebliches Wachstumspotenzial. Trotz seines Start-up-Charakters und seines hohen Wachstumsprofils sei Medios bereits profitabel.

Die Qualität des Unternehmens basiere auf einem einfachen, aber überzeugenden Konzept: Im Großhandel schaffe Medios Mehrwert für alle Partner. Apotheken profitierten von attraktiveren Einkaufs- und Zahlungskonditionen und vor allem von spezialisiertem Know-how. Viele der Kunden von Medios seien auch Hersteller von personalisierter Medizin und profitierten von Medios' Know-how in Bezug auf die bestmögliche Verwendung von austauschbaren Inhaltsstoffen, was sich positiv auf ihre Rentabilität auswirkt.

Die Lieferanten profitieren von einer effizienteren Distribution von hochpreisigen Arzneimitteln, die von den führenden Großhändlern aufgrund einer Preisregulierung und der damit verbundenen geringeren Rentabilität abgelehnt werden. Auf der Fertigungsseite sei Medios ein Preis- und Serviceführer. Die Kombination dieser beiden Geschäftseinheiten macht Medios einzigartig, so Heider.

Seinen Schätzungen zufolge soll der Umsatz von 2016 bis 2020 von 160,4 Millionen auf 457,2 Millionen Euro steigen. Für den Nettogewinn sagt er für den genannten Zeitraum eine Verbesserung von 3,1 Millionen auf 13,3 Millionen Euro voraus. Beim Ergebnis je Aktie wäre das dann gleichbedeutend mit einem kontinuierlichen Anstieg von 0,25 Euro auf 0,98 Euro. Für 2020 errechnet sich daraus ein KGV von 19,3.

Charttechnik





Seit einem Ende 2016 durchgeführten Reverse-IPO hat der Aktienkurs von Medios von 7,31 Euro auf 19,95 Euro vorgelegt. Das zuletzt erwähnte Hoch stammt vom 02. Januar und ist somit taufrisch. Das verhilft dem Nebenwert zu einem intakten Aufwärtstrend und damit zu einer guten charttechnischen Ausgangslage.

Profil



Medios bezeichnet sich als einer der führenden Kompetenzpartner und Lösungsanbieter für Specialty Pharma Arzneimittel in Deutschland. Dabei handelt es sich um Medikamente für Patienten mit seltenen oder chronischen Erkrankungen wie zum Beispiel Krebs, HIV und Hepatits, deren oft individualisierte Therapie wegen individueller Anforderungen langwierig und kostenintensiv ist. Medios deckt die wichtigsten Bestandteile der Versorgungskette im Specialty Pharma Bereich ab. Dazu gehören der spezialisierte Großhandel, die Herstellung und Lieferung von personalisierten Zubereitungen sowie ergänzende Dienstleistungen.

Auf Seite 3: Rocket Internet





Rocket Internet (WKN: A12UKK)



Die Kaufempfehlung für Rocket Internet hat Warburg Research derzeit mit einem Kursziel von 30,00 Euro versehen. Für den Fall das die Rechnung aufgeht, würde dieser Titel somit über 31,6 Prozent Luft nach oben verfügen.

Anzumerken ist allerdings, dass der zuständige Analyst Lucas Boventer das Kursziel für den Spezialisten von Beteiligungen an Internet-Startups im Dezember deutlich von 37,00 Euro gesenkt hat, wobei er den fairen Wert der bereits börsennotierten Beteiligungen auf 24,00 Euro bezifferte.

Grundsätzlich stuft Boventer das Chance-Risiko-Profil bei Rocket Internet als weiterhin attraktiv ein. Besonders hervorzuheben sind aus seiner Sicht die drei großen Transaktionen mit einer Gesamtbewertung von über zehn Milliarden Euro. Gemeint sind damit die Börsengänge von Delivery Hero und Hellofresh und der Verkauf von Lazada an Alibaba. Als mögliche nächste Transaktionen kämen Anlagen im Bereich Logistik, IT und Direktverkauf an den Verbraucher in Frage.

Die unlängst von CEO Oliver Samwer im Volumen von 34 Millionen, sowie zu Kursen von 20,50 Euro getätigten Käufe eigener Aktien wertet Boventer als ein sehr starkes Zeichen dafür, dass Samwer das Bewertungsniveau für günstig erachte. Schließlich hätte seine Zukäufe einem Prozent der damaligen Marktkapitalisierung entsprochen. Als Kursstütze sei auch das offiziell noch bis zum 30. April 2018 laufende Aktienrückkaufprogramm zu sehen.

Die Planungen von Warburg Research sehen von 2016 bis 2019 einen Umsatzanstieg von 50,4 Millionen auf 176,0 Millionen Euro vor. Mit einem positiven Nettogewinn wird aber erst im Geschäftsjahr 2018 gerechnet und zwar in Höhe von 89,1 Millionen Euro. Beim Gewinn je Aktie könnten damit dann 0,54 Euro hängen bleiben. Das würde einem geschätzten KGV von gut 42 entsprechen.

Charttechnik





Die Performance-Bilanz von Rocket Internet seit dem Börsengang am 02. Oktober 2014 lässt zu wünschen übrig. Gegenüber dem damals auf 42,50 Euro festgezurrten Ausgabepreis hat sich die Notiz jedenfalls beim derzeitigen Stand fast halbiert. Aber nach einer zwischenzeitlich starken Talfahrt hat sich der Kurs im Vorjahr zu auf tiefem Niveau zu stabilisieren begonnen. Mit den jüngst aufgestellten höchsten Notierungen seit April 2016 besteht charttechnisch gesehen sogar die Chance auf einen baldigen erfolgreichen Abschluss dieser Bodenbildung.

Profil



Die Rocket Internet SE ist ein deutscher Internetinkubator, der Beteiligungen an verschiedenen Internet-Startups hält. Das Unternehmen geht die Beteiligungen in der Gründungsphase der jungen Firmen ein und stellt für sie verschiedene Infrastrukturdienstleistungen bereit. Dabei setzt Rocket Internet häufig auf Neugründungen von Unternehmen, die bereits ein internationales Vorbild aufweisen können.

Die Beteiligungen werden verwaltet, zum Teil aber auch schon nach wenigen Jahren wieder abgestoßen. Zu den Firmen, die unter dem Dach von Rocket groß geworden sind, zählen unter anderem der Mode-Versandhändler Zalando, die Partnerbörse eDarling und die Möbel-Shops Westwing und Home24. Rocket Internet sieht sich als führende E-Commerce-Plattform in den Schwellenländern und hat das Ziel, die größte Internet-Plattform außerhalb der USA und Chinas zu werden.

Auf Seite 4: Datagroup





Datagroup (WKN: A0JC8S)



Beim Mitfavoriten Datagroup hat Warburg Research das Kursziel auf 53,00 Euro festgezurrt. Das verspricht im Falle einer Zielerreichung einen Anstieg von 32,3 Prozent. Hinzu käme auch noch eine für das Geschäftsjahr 2017/18 auf 0,50 Euro je Aktie geschätzte Ausschüttung, was beim derzeitigen Kursniveau einer Rendite von 1,25 Prozent entspricht.

Der zuständige Analyst Andreas Wolf billigt dem IT-Dienstleister Datagroup im Jahr 2018 weiteres Aufwärtspotenzial zu, weil das von ihm geschäftlich beackerte Marktumfeld angesichts des enormen IT-Investitionsbedarfs des deutschen Mittelstands weiterhin lebhaft bleiben dürfte.

Das umfassende IT-Dienstleistungsangebot "Corbox" von Datagroup sei mit seinem modularen Aufbau, das von Cloud-basierten Rechenzentrumsdiensten über Sicherheit, SAP-Outsourcing bis hin zu großen Datenmengen reiche, auf die Bedürfnisse dieser Kunden zugeschnitten. Datagroup sei damit als anhaltender Profiteur des Megatrends Digitalisierung einzustufen.

Das Schöne am Geschäftsmodell sei darüber hinaus die hohe Visibilität durch wiederkehrende Verträge mit einer durchschnittlichen Laufzeit von 3-5 Jahren und einer Erneuerungsrate von über 98 Prozent. Die Aktie sei vor diesem Hintergrund sicherlich noch nicht zu teuer. Dafür spreche unter anderem auch eine sechsprozentige Rendite auf den freien Cash Flow sowie ein Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA für 2018/19 von unter zehn.

Beim Umsatz kann sich Wolf vom Geschäftsjahr 2016/17 bis 2019/20 einen Anstieg von 223,1 Millionen auf 311,2 Millionen Euro vorstellen. Für den Nettogewinn prognostiziert er eine Verbesserung von 11,2 Millionen auf 20,0 Millionen Euro. Und beim Ergebnis je Aktie sollen bis zum Ende des genannten Zeitraums 2,39 Euro hängen bleiben, nach 1,41 Euro im Geschäftsjahr 2016/17.

Charttechnik





Die Aktie von Datagroup kommt mit einem ganz starken Chartbild daher. Dank einem seit Dezember 2018 eingefahrenen Anstieg von 1,83 Euro auf in der Spitze 43,00 Euro hat sich ein überzeugender langfristiger Aufwärtstrend herausgebildet. Dieser macht einen so stabilen Eindruck, dass die Chancen auf ein Trendfortschreibung als gut einzustufen sind.

Profil



Datagroup zählt sich zu den führenden deutschen IT-Dienstleister. Rund 1.900 Mitarbeiter an Standorten in ganz Deutschland konzipieren, implementieren und betreiben Business Applikationen und IT-Infrastrukturen im IT-Outsourcing. Mit der modularen Komplettlösung CORBOX bietet man Kunden alle IT-Services an, die sie für einen stabilen IT-Betrieb benötigen. Die IT-Solutions decken die Bereiche App-Entwicklung, IT Beratung sowie weitere Technologien und Branchenlösungen ab. Das selbstgesteckte Ziel lautet, bis 2021 der führende Anbieter von IT-Outsourcing-Dienstleistungen für den gehobenen deutschen Mittelstand zu sein.

Auf Seite 5: Adler Modemärkte





Adler Modemärkte (WKN: A1H8MU)



Am optimistischsten unter den deutschen Aktienfavoriten für 2018 ist Warburg Research gemessen an der Erwartungshaltung beim Kursziel bei Adler Modemärkte. Denn die Kaufempfehlung ist in diesem Fall mit einem Kursziel von 8,00 Euro garniert. Daraus errechnet sich theoretisch immerhin ein Aufwärtspotenzial von 37,5 Prozent.

Aus Sicht des zuständigen Analysten Jörg Philipp Frey bietet die Aktie der mit einem Börsenwert von 108 Millionen Euro versehenen Textil-Einzelhandelskette aus mehreren Gründen Luft nach oben. Schließlich gebe es eine interessante Kombination aus zu erwartenden operativen Verbesserungen, einem voraussichtlich guten Nachrichtenfluss sowie eine attraktive Bewertung.

Für das Jahr 2018 rechnet Frey jedenfalls mit einer Rückkehr zu einem Umsatzwachstum auch auf vergleichbarer Fläche. Zudem geht er von einer deutlichen Ertragserholung aus sowie einer kräftigen Erholung des Cash Flows.

Adler habe ein umfangreiches Effizienzprogramm umgesetzt, das Früchte trage. Insgesamt sollen diese Maßnahmen zu Einsparungen von rund zehn Millionen Euro führen und sie wären damit der wesentliche Treiber für den Anstieg des bereinigten EBITDA um acht Millionen Euro, den warburg Research für 2017 prognostiziert.

Laut Frey dürfte der Gewinn je Aktie bereits im Geschäftsjahr 2017 von 0,02 Euro auf 0,57 Euro gestiegen sein. Daraus errechnet sich ein geschätztes KGV von 10,2. Außerdem setzt er für das abgelaufene Geschäftsjahr auf eine Wiederaufnahme der Dividendenzahlung und zwar in Höhe von 0,25 Euro je Anteilsschein. Geht es nach Frey, sollen es 2018 und 2019 dann sogar 0,30 und 0,35 Euro je Aktie werden. Für 2018 ergibt sich auf der genannten Basis eine Rendite von 4,3 Prozent.

Charttechnik





Wie gewonnen, so fast zerronnen, lautete bei Adler Modemärkte das Motto von Ende 2012 bis Ende 2016. Denn der zunächst eingefahrene Kursanstieg von 3,90 Euro auf 14,10 Euro ging anschließend fast komplett wieder verloren. Seit dem vierten Quartal 2016 versucht sich der Titel nun schon an einer Bodenbildung. Als charttechnisch abgeschlossen ist diese aber erst bei einem nachhaltigen Sprung über das Vorjahreshoch von 6,32 Euro zu bezeichnen.

Profil



Die Adler Modemärkte AG ist eine deutsche Textil-Einzelhandelskette. Das Unternehmen konzentriert sich insbesondere auf Kunden über 45 Jahre und bietet Mode im unteren Mittelpreissegment. Mit seinem Angebot gehört der Konzern zu den führenden Unternehmen innerhalb seines Kernsegments. Neben einem breiten Produktsortiment unterschiedlicher Damen- und Herrenbekleidung sowie Wäsche bietet Adler auch ein Ergänzungssortiment bestehend aus Accessoires, Schuhen, Kinder- und Babybekleidung, Trachtenmode, Sportbekleidung und Hartwarenprodukten an.

Zentrale Strategie des Unternehmens sind Großflächenkonzepte mit Flächen von mehr als 1000 m² pro Ladengeschäft. Das variable und modularisierte Flächenkonzept erlaubt es dem Konzern, flexibel auf das Angebot von Ladenflächen zu reagieren und stadtortspezifisch Marktnischen zu besetzen. Neben eigenen, großflächigen Filialen betreibt die Gesellschaft einen Online-Shop, über den die Kunden sämtliche Kollektionsteile auch online bestellen können.