Hermes-Manager Hans-Christoph Hirt will erreichen, dass ein externer Prüfer der Frage nachgeht, ob bei Volkswagen die Grundsätze guter Unternehmensführung eingehalten werden. Dabei soll auch die Rolle der Hauptaktionäre unter die Lupe genommen werden. Die Mehrheit der VW-Stimmrechte liegen in Händen der Familien Porsche und Piech, die über die Porsche Holding gut 52 Prozent an den Wolfsburgern halten.

Nach Ansicht von Hermes gibt es im VW-Aufsichtsrat zu wenig unabhängige Vertreter. 20 Prozent der Stimmrechte liegen beim Land Niedersachsen, weitere 17 hält das Emirat Katar. Angelsächsische Investoren kritisieren seit langem, dass die großen Aktionäre bei Volkswagen alles unter sich ausmachen.

Nach dem Wunsch von Hermes soll der Prüfer die Zusammensetzung und Effizienz des Aufsichtsrats untersuchen und einer möglichen Haftung von Vorständen und Aufsichtsratsmitgliedern für den Skandal nachgehen. Der britische Aktionärsberater vermutet, dass Volkswagen die Anleger zu spät über den Abgasskandal informiert hat. Das könnte für mögliche Schadensersatzforderungen wichtig werden. Hermes berät große Aktionäre wie Investmentfonds und stimmt in deren Auftrag auf Hauptversammlungen börsennotierter Unternehmen ab.

Die DSW hat ebenfalls einen Antrag auf Sonderprüfung angekündigt. Die Schutzvereinigung will feststellen lassen, ob die von Volkswagen gebildeten Rückstellungen für Strafzahlungen oder zivilrechtliche Ansprüche reichen. Zudem will die DSW klären lassen, ob die Kontrollmechanismen von VW mittlerweile so verbessert wurden, dass sich solch ein Skandal nicht wiederholen kann.

BERATER WITTERN IHRE CHANCE



Der Aktionärsberater Deminor mit Sitz in Brüssel, der nach eigenen Angaben von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) unterstützt wird, stimmte in den Chor ein. Auch er will einen Sonderprüfer beauftragen, möglichen Pflichtverletzungen von Vorständen und Aufsichtsratsmitgliedern nachzugehen. Deminor berät eine Gruppe institutioneller Anleger, darunter den Pensionsfonds der Stadt New York.

Auch der Governance-Experte Christian Strenger hat einen Antrag auf Sonderprüfung angekündigt. Er will zudem erreichen, dass Vorstand und Aufsichtsrat wegen der Abgasmanipulation für das abgelaufene Jahr nicht entlastet werden. Ähnliche Anträge haben auch die Aktionärsberater und einige weitere Aktionäre angekündigt oder bereits eingereicht. Volkswagen betrachtet diese als unbegründet. Der Aufsichtsrat empfiehlt den Aktionären trotz der laufenden Ermittlungen in dem Dieselskandal, der kompletten Führungsspitze, also allen Mitgliedern von Vorstand und Aufsichtsrat, das Vertrauen auszusprechen. Bei den Untersuchungen zur Affäre hätten sich keine eindeutigen und schwerwiegenden Pflichtverletzungen von amtierenden oder früheren Vorstandsmitgliedern ergeben, die gegen eine Entlastung sprächen.

Die Wolfsburger hatten auf Druck der US-Behörden zugegeben, Abgaswerte durch eine spezielle Software manipuliert zu haben. Weltweit sind rund elf Millionen Fahrzeuge davon betroffen. Dem Konzern drohen deshalb milliardenschwere Schadensersatzforderungen und Strafen. Die Niedersachsen haben noch bis zum 21. Juni Zeit, um einen Kompromiss mit der US-Regierung auszuarbeiten. Davon hängt unter anderem ab, wie hoch die Strafe wegen Verstößen gegen US-Umweltrecht ausfällt. Am Tag danach kommen die Aktionäre auf dem Messegelände in Hannover zusammen.

Reuters