Der 62-Jährige frühere Porsche-Chef hatte nach unglücklichen Äußerungen in einem Interview während seiner USA-Reise intern in der Kritik gestanden. Volkswagen stellte zudem für die Hauptversammlung im April einen detaillierten Bericht über die Ergebnisse der eigenen Ermittlungen im Abgasskandal in Aussicht.

Das Aufsichtsratspräsidium habe am Dienstag umfänglich über alle Aspekte von Müllers Aufenthalt in den USA beraten, sagte der Sprecher weiter. Der Konzernchef hatte vergangene Woche bei der Detroiter Automesse wie auch in Gesprächen mit der US-Umweltbehörde EPA versucht, das durch den Abgasskandal ramponierte Image des Wolfsburger Autobauers wieder aufzupolieren. Dies misslang jedoch wegen eines Radiointerviews, in dem Müller die Affäre als "technisches Problem" bezeichnete. Nach Einschätzung von Analysten dürfte dies die Chancen auf eine gütliche Einigung mit den Behörden erschwert haben.

Müller habe im Aufsichtsratspräsidium bekräftigt, dass auch seiner Meinung nach VW gegen Gesetze verstoßen und ethische Grenzen überschritten habe, betonte der VW-Sprecher. Diese Erklärung war auch an die US-Umweltbehörden gerichtet, bei denen Müller durch seine Interview-Äußerungen für Irritation gesorgt hatte. Die US-Umweltbehörden EPA und CARB hatten ältere Vorschläge von VW zur Reparatur der vom Abgasskandal betroffenen Fahrzeuge als unzureichend zurückgewiesen. Auch ein Spitzentreffen von Müller mit EPA-Chefin Gina McCarthy während seines USA-Aufenthalts brachte keine Lösung.

Zum Stand der Aufklärung des Skandals erklärte der Sprecher, bei eigenen Ermittlungen durch die US-Anwaltskanzlei Jones Day seien in den vergangenen Wochen erhebliche Fortschritte gemacht worden. Bei der Hauptversammlung im April solle insbesondere über den Ablauf der Ereignisse und die Frage informiert werden, welche Abteilungen und hierarchischen Ebenen wann und wie informiert und involviert waren.

Volkswagen hatte im September zugegeben, Stickoxidwerte von Diesel-Autos millionenfach durch eine Software manipuliert zu haben. In den USA muss der Konzern deshalb mit milliardenschweren Schadensersatzforderungen und Strafen rechnen. Auch in Europa sammeln Anwälte Munition für Klagen.

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HEIKLE MISSION



Als neuen Chef für die Problemregion Nordamerika berief Volkswagen den langjährigen BMW -Manager Hinrich Woebcken. Der 55-Jährige werde Anfang April die Leitung der Marke VW Pkw in den USA, Mexiko und Kanada übernehmen. Darüber hatten zuvor bereits das "Manager Magazin" und die Nachrichtenagentur Reuters berichtet. Michael Horn bleibe VW-Chef in den USA.

Woebcken wird sich zunächst um den Diesel-Skandal kümmern müssen und als Nordamerika-Chef Hauptansprechpartner für die US-Umweltbehörden EPA und CARB sein. Mit den Behörden wird er auch darüber verhandeln, wie die mehreren hunderttausend manipulierten Fahrzeuge repariert werden sollen. In den USA war vor vier Monaten der Abgasskandal öffentlich gemacht worden.

Woebcken arbeitete fast zehn Jahre bei BMW, bevor er im April 2014 zum Münchner Zulieferer Knorr-Bremse wechselte. Dort war er zunächst als Nachfolger an der Unternehmensspitze vorgesehen, kam aber nicht zum Zuge, sondern musste sich mit der Nutzfahrzeugsparte begnügen. Mitte 2015 schied Woebcken bei Knorr-Bremse aus. Er kennt VW-Markenchef Herbert Diess aus seiner Zeit bei BMW. Dieser war zu der Zeit Einkaufsvorstand bei dem Münchner Autobauer.

VW hatte ursprünglich den langjährigen Skoda-Chef Winfried Vahland als Nordamerikachef vorgesehen. Dieser erklärte jedoch kurz vor seinem Amtsantritt im Oktober überraschend, dass er den Konzern verlassen werde.

Reuters