Die Hintergründe für Horns Rückzug blieben unklar. Insidern zufolge sollen dabei sowohl persönliche Gründe als auch Unmut über die Berufung Woebckens eine Rolle gespielt haben. "Woebcken sollte sein direkter Vorgesetzter werden," sagte ein Insider, ohne Details zu möglichen Konflikten zu nennen. Andere Personen mit Kenntnis der Situation bestätigten dies. VW äußerte sich nicht dazu.

Volkswagen muss wegen der Abgasmanipulation, die durch die US-Umweltbehörde EPA öffentlich gemacht worden war, mit milliardenschweren Strafen und Schadensersatzforderungen rechnen. In einer jüngst vor einem Distriktgericht in San Francisco eingereichten Sammelklage wird Horn neben dem früheren Volkswagen-Chef Martin Winterkorn, dessen Nachfolger an der Konzernspitze, Matthias Müller, sowie Audi-Chef Rupert Stadler als Beschuldigter genannt. Erst am Dienstag hatte das US-Justizministerium einem Eingeweihten zufolge seine Ermittlungen ausgeweitet und wendet nun auch ein Gesetz gegen Bankbetrug gegen VW an. Das "Wall Street Journal" berichtete, untersucht werde, ob Kreditgeber bei der Finanzierung von Fahrzeugen mit manipulierten Abgaswerten geschädigt wurden. Dabei gehe es auch um mögliche Verstöße gegen Steuergesetze.

Horns Ausscheiden kommt nur wenige Tage vor einer wichtigen Frist des Bezirksgerichts in San Francisco. Richter Charles Breuer hat Volkswagen und der US-Umweltbehörde EPA bis zum 24. März Zeit gegeben. Bis dahin müssen sie mitteilen, ob sie sich auf einen Weg zur Reparatur oder Rücknahme der manipulierten Dieselautos geeinigt haben. VW hatte zugegeben, Abgaswerte durch eine illegale Software geschönt zu haben. In den USA sind davon rund 580.000 Autos betroffen, weltweit sind es rund elf Millionen. Während in Europa der Rückruf bereits angelaufen ist, ziehen sich die Verhandlungen mit den US-Behörden hin.

VW VERLIERT EIN GESICHT IN DEN USA



Horn galt in den USA als das Gesicht von Volkswagen. Der 54-Jährige hatte sich im Oktober bei einer Anhörung vor US-Politikern in Washington als erster führender VW-Vertreter in vor Ort für die Abgasmanipulation entschuldigt. Dabei hatte er erklärt, die Entscheidung zum Einbau der illegalen Software sei nicht vom Konzern getroffen worden, sondern von einzelnen Mitarbeitern. "Das waren einige Software-Ingenieure, die das aus welchen Gründen auch immer getan haben." Inzwischen ermittelt die Braunschweiger Staatsanwaltschaft gegen 17 Beschuldigte aus dem Konzern wegen des Dieselskandals. Ein Vorstandsmitglied befindet sich den Angaben der Ermittlungsbehörde zufolge nicht darunter.

Mit dem Abgang Horns stellt sich für Experten auch die Frage, wie VW seine Händler weiter bei der Stange halten will, die massiv unter dem Verkaufsrückgang in den USA leiden. Die Organisation der VW-Händler bezeichnete Horns Ausscheiden als "schweren Schlag" für Volkswagen. Die Auslieferungen der Marke VW Pkw waren im Januar um fast 15 Prozent geschrumpft. Im abgelaufenen Jahr waren sie um fünf Prozent gefallen.

Reuters