Schwachpunkt des größten europäischen Autobauers ist weiter die Hauptmarke VW, die den Großteil von "Dieselgate" zu schultern hat. Sie kehrte nach dem Verlust im Schlussquartal 2015 zwar in die schwarzen Zahlen zurück. Mit 73 Millionen Euro war der Gewinn zu Jahresbeginn jedoch marginal.



Das operative Ergebnis von des Zwölf-Marken-Konzerns sank im Auftaktquartal im Jahresvergleich auf 3,1 Milliarden Euro. Im Schlussquartal 2015 hatte Volkswagen noch einen Verlust von 7,4 Milliarden Euro verbucht. Analysten hatten im ersten Quartal mit einem Betriebsgewinn von 2,7 Milliarden Euro gerechnet. "Wir sind mit unserem Start in das anspruchsvolle Jahr insgesamt zufrieden und haben unter schwierigen Bedingungen respektable Ergebnisse erwirtschaftet", sagte Konzernchef Matthias Müller. Im vergangenen Jahr hatte Volkswagen die Rückstellungen wegen der Abgasaffäre auf 16,2 Milliarden Euro aufgestockt und deshalb den größten Verlust der Geschichte eingefahren.

"MIT MÜHE UND NOT"



Analysten sahen Licht und Schatten. Gut entwickelt hätten sich Porsche, Skoda und der Lkw-Bauer MAN sowie die Finanzierungs- und Leasingsparte. Dagegen habe die Hauptmarke VW, auf die die Hälfte des Konzernumsatzes von 51 Milliarden Euro entfällt, nur "mit Mühe und Not" die Rückkehr in die Gewinnzone geschafft, sagte Marc-René Tonn vom Bankhaus M.M. Warburg. Für den Zeitraum Januar bis März wies der Hersteller mit dem VW-Logo eine operative Marge von 0,3 Prozent aus. "Das ist im Endeffekt eine Null", sagte Tonn. VW habe neben MAN allerdings das größte Potenzial, um sich zu verbessern. Die von dem früheren BMW-Manager Herbert Diess geleitete Marke trägt die Hauptlast der Dieselmanipulation und muss zugleich die Kosten für die Neuausrichtung stemmen. Zudem schlagen nach Schätzungen von Analysten bei ihr die Preisnachlässe zu Buche, die VW wegen der Abgasmanipulation gewährt. Der VW-Absatz sank zu Beginn des Jahres dennoch um vier Prozent.

Auch Branchenexperte Arndt Ellinghorst von Evercore ISI monierte die schwache Entwicklung: "Die Marke VW verdient kein Geld in Zeiten wo quasi alle Volumenhersteller Rekordrenditen ausweisen." Frank Schwope von der NordLB sieht Volkswagen auf Kurs. Sorgen bereite ihm jedoch das China-Geschäft, wo VW 40 Prozent seiner weltweit verkaufen Pkw losschlägt. Auf dem größten Automarkt verbuchte der Konzern einen Rückgang des Betriebsgewinns um ein Viertel auf rund 1,2 Milliarden Euro. Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler vermutet dahinter hohe Rabatte. Außerdem hätten Kosten für Produktanläufe das Ergebnis belastet.

AUDI UND PORSCHE STÜTZEN GEWINN



Ertragsstützen des Wolfsburger Konzerns waren abermals Audi und Porsche. Der Ingolstädter Oberklassehersteller kam im ersten Quartal mit 1,3 Milliarden Euro fast an das Ergebnis vor Jahresfrist heran. Porsche steigerte sich um 17 Prozent auf 895 Millionen Euro. Die tschechische VW-Tochter Skoda glänzte mit einem operativen Gewinnplus von fast einem Drittel auf 315 Millionen Euro. Auch die spanische Schwester Seat legte zu, der operative Gewinn kletterte auf 54 (33) Millionen Euro. Die Finanzsparte trug 492 (403) Millionen Euro zum Gewinn bei.



Nach dem guten Jahresauftakt sieht sich Volkswagen auf Kurs für seine Ziele 2016. Der Umsatz soll nicht um mehr als fünf Prozent schrumpfen, die Rendite (Ebit-Marge) zwischen fünf und sechs Prozent liegen. Die endgültigen Lasten des Dieselskandals sind jedoch noch nicht absehbar. VW hatte sich mit den US-Behörden im April zwar auf Grundzüge eines Entschädigungsplans geeinigt, der unter anderem den Rückkauf von manipulierten Dieselautos vorsieht. Details sollen die US-Regierung und VW dem Bezirksgericht in San Francisco bis zum 21. Juni präsentieren. Spätestens dann wird auch klar, welche Strafe wegen Verstößen gegen US-Umweltrecht fällig wird. Offen ist noch, wieviel der Konzern den klagenden Autobesitzern, Händlern und Investoren an Schadensersatz zahlen muss.

Reuters