Am kommenden Donnerstag wird Volkswagen-Chef Matthias Müller die Zahlen zum dritten Quartal vorlegen. Während die rechtlichen Folgekosten der Dieselaffäre noch längst nicht eingegrenzt sind, scheinen die Wolfsburger zumindest beim Absatz allmählich wieder Tritt zu fassen, gestützt durch hohe Nachfrage aus China.

So konnte der Konzern in den ersten neun Monaten 2016 nach vorab veröffentlichten Zahlen erstmals wieder ein kleines Absatzplus von 0,6 Prozent vorweisen. "Das China-Geschäft bleibt auch in den nächsten Monaten stabil, was auch VW etwas stabilisieren wird", sagte Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer.

Auch in der Abgasaffäre könnte der Konzern etwas weiterkommen: Für den 25. September signalisierte ein US-Bezirksgericht seine Zustimmung zu einem Zehn-Milliarden-Dollar-Vergleich zwischen VW und knapp einer halben Million Autobesitzern in den USA mit Zwei-Liter-Dieselfahrzeugen. Der Vergleich könnte den Konzern insgesamt bis zu 15 Milliarden Euro kosten. Es wäre die größte Summe, die je ein Autobauer in den USA an Wiedergutmachung leisten musste.

Volkswagen hatte vor einem Jahr auf Druck der US-Umweltbehörden zugegeben, in Diesel-Pkw illegale Software eingesetzt zu haben. Weltweit sind davon rund elf Millionen Fahrzeuge betroffen. Weiter ungelöst ist das Abgasproblem bei 85 000 Fahrzeugen in den USA mit Drei-Liter-Motoren. Dem Konzern drohen zudem Strafzahlungen der US-Justiz sowie milliardenschwere Schadenersatzklagen von VW-Aktionären, die sich zu spät informiert fühlen und Kursverluste beklagen.

Weiter hohe Risiken für Aktie



"Sogar Bundesländer wie Bayern, Hessen, Baden-Württemberg haben Klagen eingereicht oder prüfen Schadenersatzklagen", sagt Autoexperte Dudenhöffer. "Bei den Aktionärsklagen muss man mit zweistelligen Milliardenbeträgen rechnen." Zudem hätten in den USA bislang 17 Bundesstaaten Klagen gegen VW wegen Verletzung der Umweltgesetze und Gesundheitsgefährdung von Menschen eingereicht. "Der vermutliche 15-Milliarden-Euro-Vergleich in den USA ist noch längst nicht das Ende der Fahnenstange."

VW hat für die absehbaren Kosten bislang insgesamt 17,8 Milliarden Euro zurückgelegt. Analysten rechnen damit, dass die Aufarbeitung des Abgasskandals den Konzern insgesamt zwischen 20 und 35 Milliarden Euro kosten könnte. Dudenhöffer schließt einen Gesamtbetrag von 30 Milliarden Euro nicht aus. Ob dafür weitere Rückstellungen gebildet wurden, wird sich am Donnerstag zeigen, wenn Konzernchef Müller die Zahlen vorstellt. Ansonsten dürfte der Gewinn unter dem Vorjahresquartal liegen, aber nicht einbrechen.

rtr