Für die einen ist "Germany’s next Topmodel" eine gefährliche Verherrlichung des Magerwahns, für die anderen ein absoluter Fixpunkt im TV-Programm. In jedem Fall steht die Casting- Show von ProSiebenSat.1 exemplarisch für den Wandel und die Digitalisierung der Fernsehlandschaft. Wer Heidi Klums Suche nach dem vermeintlich hübschesten Mädchen Deutschlands verfolgt, kann das via Smartphone oder Tablet an jedem beliebigen Ort tun. Gleichzeitig tauschen sich die Fans über die sozialen Netzwerke aus und treten in Interaktion mit der Jury.



Auf Seite 2: Digitalisierung auf dem Vormarsch



Die Sendergruppe hat sich konsequent auf das Thema Digitalisierung ausgerichtet. Dazu zählt nicht nur die Erweiterung des klassischen Fernsehgeschäfts um die neuen Möglichkeiten. Parallel dazu forcierte ProSiebenSat.1 die Sparte "Digital & Adjacent", zu der unter anderem "Maxdome" zählt, die größte Onlinevideothek in Deutschland. In diesem Geschäftszweig ist auch die Beteiligungsgesellschaft Seven- Ventures angesiedelt, die nach attraktiven Internet-Start-ups Ausschau hält. Ihnen bietet ProSiebenSat.1 freie Werbeplätze an und erhält im Gegenzug eine Umsatz- oder Firmenbeteiligung. Das Paradebeispiel schlechthin für diese Strategie ist Zalando: Über die Werbespots mit dem Slogan "Schrei vor Glück" hat ProSiebenSat.1 den mittlerweile börsennotierten Online- Modehändler bekannt gemacht.

Der erfolgreiche Exit bei Zalando dürfte ein Thema sein, wenn Vorstandschef Thomas Ebeling am 26. Februar die 2014er-Bilanz präsentiert. Operativ sollte er ein weiteres Rekordjahr verkünden und die attraktive Ausschüttungspolitik unterstreichen. Analysten rechnen im Schnitt mit einer Dividende von 1,80 Euro je Aktie, was einer Rendite von 4,0 Prozent entspricht. Möglicherweise ist noch mehr drin. Schließlich jähren sich demnächst Gründung und Börsengang der ProSiebenSat.1 Media AG zum 15. Mal - der perfekte Anlass für eine kleine Sonderzahlung.

Eine Dividendenrendite von mehr als fünf Prozent bringt RTL Group mit. Und doch herrschte bei den Aktionären von Europas größter TV-Kette zuletzt Mattscheibe - auf Sicht von zwölf Monaten büßte der MDAX-Titel knapp fünf Prozent ein. Im August musste das Management die Prognose für 2014 kappen. Es rechnet seither mit einem rückläufigen operativen Ergebnis. Zu schaffen macht der Gruppe die Einführung einer Werbesteuer in Ungarn. Hinzu kommen die Flaute am französischen Werbemarkt sowie ein deutlicher Gewinnrückgang im Produktionsgeschäft. Zwar konnte der Wert zuletzt Boden gutmachen. Dennoch sollten Anleger die Aktie, zumindest bis zur Vorlage der 2014er-Zahlen am 5. März, allenfalls beobachten.

Auf Seite 3: Digitale Transformation



Einen Tag vorher präsentiert Axel Springer die Bilanz. Dann dürfte das MDAX-Mitglied einen weiteren Beleg für die erfolgreiche Wandlung vom klassischen Verlagshaus zu einem modernen Medienunternehmen liefern. Mittlerweile erwirtschaftet Axel Springer mehr als zwei Drittel des operativen Profits mit digitalen Angeboten. Vorstandschef Mathias Döpfner setzt zum einen auf bezahlte Webinhalte der großen Tageszeitungen "Welt" und "Bild". Zum anderen verfügt der Verlag über eine Vielzahl von Internetseiten. Dazu zählen beispielsweise die Jobbörse StepStone oder die Immobilienplattform Immonet.

Möglicherweise bauen die Berliner ihr Netzwerk demnächst massiv aus. An den Märkten kursiert das Gerücht, wonach der Vorstand mit der Deutschen Telekom über den Kauf von T-Online, Deutschlands reichweitenstärkstem Nachrichten- und Unterhaltungsportal, verhandelt. "Eine solche Transaktion würde strategisch gut passen und Springer noch stärker in Richtung Onlinegeschäft ausrichten", meint Equinet-Analyst Christoph Bast. Zwar ist die Medienaktie nach dem starken Jahresauftakt reif für eine Konsolidierung. Auf längere Sicht bleibt sie aber ein klarer Kauf.

Gleiches gilt für Ströer Media. Das Vermarktungshaus reitet ebenfalls die Digitalisierungswelle. Noch kommen Umsatz und Gewinn größtenteils aus dem klassischen Verkauf von Außenwerbeflächen. "Die Wachstumsdynamik ist jedoch im Onlinesegment weitaus höher", erklärt Marcus Silbe, Aktienanalyst bei Oddo Seydler. Erst Ende 2012 haben die Kölner das Geschäftsfeld mit einer Reihe von Zukäufen angestoßen. Bereits im vergangenen Herbst war Ströer Digital mit einer Reichweite von zwei Dritteln der Internetnutzer größter Vermarkter von Online- Werbeplätzen in Deutschland.

Das allein bringt laut Silbe zwar noch kein Umsatzwachstum. Allerdings könne Ströer nun eine breite Palette an Werbemöglichkeiten anbieten und so größere Marketingbudgets für sich gewinnen. "Wir bestätigen unsere Kaufempfehlung", lautet das Fazit des Analysten. Ein Urteil, dem wir uns angesichts der starken Positionierung von Ströer und des digitalen Rückenwinds für den gesamten Mediensektor vorbehaltlos anschließen.

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