In den USA läuft es für den bestehenden Bullenmarkt weiterhin gut. Der S&P 500 Index hat weiter Tuchfühlung zu seinem Rekordhoch und was den Bankensektor angeht, hat etwa der Philadelphia KBW Bank Index im September bereits neue Mehrjahreshochs markiert.

Nach einer kleinen Auszeit wieder gut unterwegs ist auch der Aktienkurs von Wells Fargo & Co. (WKN: 857 949, 52,13 Dollar). Die Notiz der bereits 1852 gegründeten US- Universalbank mit Hauptsitz in San Francisco hat am 19. September bei 53.36 Dollar einen neuen Schlussrekord aufgestellt. Nachhaltig bestätigt werden könnte dieser Ausbruch nach oben zwar noch nicht, doch viel spricht dafür, dass dies noch passieren wird.

Charttechnisch gesehen präsentiert sich der Titel jedenfalls in einer guten Verfassung. Im Zuge der Finanzkrise war der bedeutendste Hypothekenfinanzierer der USA zwar auch in ein schwieriges Fahrwasser geraten und der Kurs war im Tief bis auf 8,12 Dollar abgestürzt. Doch seitdem hat sich die Notiz vervielfacht und heute kann der Wert mit einem intakten Aufwärtstrend aufwarten.

Auf Seite 2: Kurzfristig fehlt es etwas an Gewinndynamik

Kurzfristig fehlt es etwas an Gewinndynamik

Als treuer Wegbegleiter auch in den phasenweise sehr turbulenten Zeiten hat sich mit Warren Buffet der weltweit angesehenste Aktien-Investor erwiesen. Über sein Investment- Vehikel Berkshire Hathaway ist Buffett seit 1989 Aktionär, wobei die Position während der Kreditkrise noch einmal deutlich aufgestockt wurde. Inzwischen ist die Aktie von Wells Fargo Berkshire Hathaway die größte Position abgesehen von den eigenen Tochterfirmen und hat damit Coco-Cola als Nummer eins abgelöst.

Auch nach den starken Kurssteigerungen der vergangenen Jahre, durch den der Börsenwert inzwischen gut 223 Milliarden Euro beträgt, lobt Buffett Wells Fargo immer wieder und es scheint, als ob er noch länger beteiligt bleiben sollte. Wells Fargo Vorstandschef John Stumpf braucht derzeit jedenfalls keine Angst vor seinem Großinvestor zu haben, zumal sich dieser offenbar auch aus dem Tagesgeschäft heraushält. Allerdings sorgt sich Stumpf um den Gesundheitszustand von Buffett, denn beim gemeinsamen Essen ist im aufgefallen, wie ungesund sich der Starinvestor ernährt.

Ein Problem, mit dem Well Fargo aber zusehends zu kämpfen hat, ist die angesichts der erreichten Größe bestehende Schwierigkeit, auch künftig stark zu wachsen. Kurzfristig gesehen dürfte es jedenfalls zunächst etwas bescheidener zugehen. Für die am 14. Oktober erwarteten Quartalszahlen sagen Analysten nur ein kleines Plus von 0,99 auf 1,02 Dollar beim Gewinn je Aktie voraus. Für das Gesamtjahr wird im Schnitt mit 4,12 Dollar gerechnet nach 3,89 Dollar im Vorjahr und 2015 sollen es dann laut der Konsensschätzung 4,28 Dollar werden.

Auf Sicht der nächsten fünf Jahre veranschlagen die Analysten das voraussichtliche Wachstum beim Ergebnis je Aktie aber immerhin auf 9,7 Prozent. Bei einer Zielerreichung wäre das ganz passabel und würde sich auch mit dem KGV vertragen, das sich auf Basis des für 2015 erwarteten Ergebnisses auf 12,2 beläuft.

Auf Seite 3: Eigenkapitalrendite kann sich sehen lassen

Eigenkapitalrendite kann sich sehen lassen

Liegt Vorstandschef Stumpf mit seiner Lagebeurteilung richtig, dann könnte es geschäftlich mittelfristig vielleicht sogar noch etwas besser laufen, als es derzeit allgemein erwartet wird. Zumindest zeigte er sich jüngst in einer Rede sehr optimistisch mit Blick auf die Konjunktur in den USA und für die weitere Zukunft gab er sich sogar sehr zuversichtlich. Einem sich zum Halbjahr selbst auferlegten Stresstest hat das Institut übrigens ebenfalls bestanden, was signalisieren soll, dass man auf der Kapitalseite ausreichend ausgestattet ist. Falls die US-Konjunktur wider Erwarten plötzlich einbrechen sollte, würde das zwar in Verluste resultieren, die Kapitalausstattung sei aber ausreichend, um das zu überstehen.

Überzeugend sind auch die vergleichsweise stabile Ergebnisentwicklung sowie die im ersten Halbjahr erreichte Eigenkapitalrendite. Mit 13,9 Prozent lag diese über der von Konkurrenten wie JP Morgan Chase, Bank of America oder Citigroup erreichten Eigenkapitalrendite und sie bewegt sich auch im selbst vorgegebenen Zielkorridor von 12-15 Prozent. Für das zweite Quartal hatte Wells Fargo ein Plus beim Nettogewinn von vier Prozent auf 5,7 Milliarden Dollar ausgewiesen. Damit ist es gelungen, den Gewinn in jedem Quartal der vergangenen vier Jahre zu steigern.

Allerdings beinhaltete das Zahlenwerk auch einen Wermutstropfen in der Form geringfügig auf 21,1 Milliarden Dollar gesunkener Einnahmen. Damit musste bereits zum vierten Mal in Folge gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum ein Rückgang bei den Einnahmen hingenommen werden, aber immerhin war der vorgelegte Wert etwas besser als die von Analysten im Schnitt erwarteten 20,8 Milliarden Dollar. Beim Gewinn wurden die Vorgaben dagegen lediglich erreicht, nachdem in den vorangegangenen sechs Quartalen die Konsensgewinnschätzungen jeweils um mindestens zwei Cent je Aktie überboten werden konnte. Vermutlich war das auch der Grund, warum sich der Kurs zwischenzeitlich wie bereits erwähnt eine kleine Auszeit genommen hatte.

Analysten sehen auch jetzt die Bäume nicht so schnell in den Himmel wachsen. Im Schnitt taxieren sie das Kursziel auf 54,94 Dollar, was nur etwas über der aktuell gültigen Notiz liegt. Wir können uns aber gut vorstellen, dass Wells Fargo bei den Drittquartalszahlen wieder etwas besser als erwartet abschneiden wird. Stimmt diese Annahme, könnte dies den Aktienkurs zu neuen Rekorden führen. Eine Stütze stellen auch die anhaltenden Aktienrückkäufe dar, die im aktuellen Programm noch bis März 2015 laufen dürften. Außerdem gilt das auch für die Dividende. Mit 2,70 Prozent ist die Rendite zwar nicht sonderlich hoch, zuletzt wurde die Quartalsdividende aber von 0,33 auf 0,35 Dollar erhöht und was vor allem besticht, ist die Dividendenkontinuität. Denn Ausschüttungen werden schon seit 1939 gezahlt. Das ist die Art von Kontinuität, die auch Anlage-Guru Buffett an Wells Fargo zu schätzen weiß.