Die Geldautomatenhersteller Wincor Nixdorf und Diebold wollen den dramatischen Wandel in ihrer Branche gemeinsam bewältigen. Die Nummer zwei und drei der Branche aus Deutschland und den USA einigten sich nach längerem Tauziehen auf die Eckdaten einer Fusion, teilten beide Unternehmen am Montag mit. "Dies ist der richtige Weg", warb Wincor-Vorstandschef Eckard Heidloff, der sich mit seinem Vorstand lange gegen einen Verkauf des Paderborner Unternehmens gesträubt hatte. Doch die Pläne der US-Amerikaner hätten ihn überzeugt - "eine gemeinsame Firma ist besser". Diebold bietet den Wincor-Nixdorf-Aktionären rund 1,8 Milliarden Euro in bar und eigenen Aktien, der traditionsreiche Name von Computer-Pionier Heinz Nixdorf bleibt beim neuen Unternehmen "Diebold Nixdorf" erhalten. Diebold plane zudem keinen Stellenabbau bei Wincor, versprach der aus Deutschland stammende Diebold-Chef Andy Mattes.

Heidloff und Diebold wollen einen Konzern mit einem Jahresumsatz von rund 4,8 Milliarden Euro und rund 25.000 Beschäftigen schmieden, der international besser aufgestellt sein soll als bisher - und zum Branchenprimus NCR aufschließt. Wincor Nixdorf ist vor allem in Europa stark, Diebold in Nordamerika. Rund eine Million Geldautomaten haben die Unternehmen aufgestellt, künftig könnten sie die Automaten auch selbst betreiben, kündigte Heidloff an.

"BUSINESS AS USUAL IST KEINE OPTION MEHR"



Die Branche befindet sich derzeit im Umbuch: Bargeld verliert in vielen Ländern an Bedeutung, neue Zahlungsmodelle sind bei Banken und Handel auf dem Vormarsch. Die Hersteller von Geldautomaten müssen sich daher nach neuen Erlösquellen umschauen, etwa als Software- und Dienstleistungs-Anbieter. Auch Wincor leidet unter Sparmaßnahmen der Banken und der Zurückhaltung der Händler bei Investitionen. Im Geschäftsjahr 2014/15 (per Ende September) blieben netto nur acht (Vorjahr: 104) Millionen Gewinn hängen. Die Dividende wurde gestrichen. "Wir können die Herausforderungen gemeinsam besser bewältigen", warb Diebold-Chef Mattes. "Business as usual ist keine Option mehr", sagte Heidloff.

Nun müssen noch die Wincor-Aktionäre bei den Fusionsplänen mitspielen. Sie sollen 38,98 Euro je Aktie in bar sowie 0,434 Diebold-Aktien erhalten. Das entspricht - gemessen am Schlusskurs vom Freitag - einem Wert von 54,31 Euro. Wincor-Aktien sprangen im Nebenwerteindex MDax um über fünf Prozent auf 48,30 Euro nach oben. Die Diebold-Aktie hatte schon am Freitag um 3,5 Prozent zugelegt, als die konkreten Fusionspläne bekannt wurden. Am Montag gaben die Anteilsscheine aber vorbörslich deutlich nach und verloren rund 20 Prozent. Die Übernahme kommt nur zustande, wenn Diebold mit der Offerte an mehr als 67,6 Prozent der Wincor-Aktien kommt. Zusammen mit den eigenen Aktien im Bestand von Wincor kämen die Amerikaner dann auf eine Dreiviertel-Mehrheit.

Gelingt die Fusion wie geplant bis zur Jahresmitte 2016, soll der Firmensitz von Diebold Nixdorf im US-Bundesstaat Ohio sein, gesteuert werden soll der Konzern aus North Canton und Paderborn gemeinsam. Diebold-Chef Mattes soll das Unternehmen weiter führen, Heidloff bleibt in der Rolle eines "President" an Bord. Wincor-Finanzvorstand Jürgen Wunram soll sich um die Integration kümmern. Durch die Übernahme ließen sich umgerechnet rund 150 Millionen Euro Kosten im Jahr sparen, erklärten Diebold und Wincor. Das soll sich 2017 positiv im Gewinn niederschlagen. Binnen drei Jahren soll die operative Umsatzrendite auf mehr als neun Prozent steigen. Bei der Dividende müssen sich die Diebold-Nixdorf-Aktionäre vorerst mit einem Drittel dessen begnügen, was sie von dem US-Konzern gewohnt waren. Vorrang habe zunächst die Reduzierung der Schulden.

Reuters