Smartphonehersteller wie Apple und Samsung sowie Mobilfunkanbieter wie die Deutsche Telekom und Vodafone haben den Boden dafür bereitet, dass weltweit immer mehr Kunden auch in Ladengeschäften über Nahfunk (NFC) mit dem Handy bezahlen. "In Summe nimmt das Thema massiv an Fahrt auf", sagte Braun. "Das Thema mobiles Bezahlen ist noch nicht in der Masse beim Kunden angekommen. Der erste Durchbruch ist erst 2016 zu erwarten." Wirecard wickelt diese Zahlungen für große und kleine Anbieter im Hintergrund ab.

Den Löwenanteil des Geschäfts macht immer noch die Abrechnung von Bestellungen und Buchungen bei Online-Händlern aus, von denen Wirecard Gebühren kassiert. Der Konzernumsatz legte im vergangenen Jahr um 25 Prozent auf 601 Millionen Euro zu. Das Betriebsergebnis (Ebitda) kletterte ungleich stärker um 37 Prozent auf 173 Millionen Euro und soll im laufenden Jahr bis zu 230 Millionen Euro erreichen. Grund der steigenden Profitabilität sei die hohe Automatisierung der Abrechnungsdienste, sagte Finanzchef Burkhard Ley.

Der Nettogewinn legte um 30 Prozent auf 108 Millionen Euro zu. Wie im Vorjahr will Wirecard die Dividende um einen Cent erhöhen und nun 13 Cent je Aktie an die Anteilseigner ausschütten. Das entspreche 15 Prozent des Gewinns, rechnete Braun vor und kündigte an, auch künftig rund 85 Prozent des Gewinns für Investitionen zu behalten: "So lange wir von einem derart starken Wachstum ausgehen, halten wir dieses Verhältnis für ein sehr gutes." Die Wirecard-Aktien verloren 2,5 Prozent und gehörten damit zu den größten Verlierern im Technologieindex TecDax.

Nachdem sich Wirecard zuletzt mit Übernahmen in Asien, Australien und Afrika verstärkt hat, plant das Unternehmen nun den Schritt nach Nord- und Südamerika, wie Braun bereits im Januar im Reuters-Interview angekündigt hatte. "Wir verfügen über eine Kriegskasse von 650 Millionen Euro, womit wir für mögliche Übernahmen bestens gerüstet sind", sagte Finanzchef Ley nun. In den USA prüfe Wirecard angesichts hoher Kaufpreise aber auch den Markteintritt aus eigener Kraft, fügte Braun hinzu. Jedenfalls werde sich Wirecard dort kein Wettrennen mit Finanzinvestoren um mögliche Übernahmeziele liefern.

Reuters