"Auf 30 Millionen Euro mehr oder weniger kommt es Zalando nicht an. Das Unternehmen hat ohnehin fast zu viel Geld", erläuterte ein Beteiligter die Beweggründe. "Wichtiger ist, wie sich die Aktie nachher entwickelt."

Mit einem Erlös von 605 Millionen Euro ist Zalando auch so der größte Börsengang in Deutschland in diesem Jahr - für genau einen Tag: am Donnerstag will Rocket Internet bei der Erstnotiz 1,6 Milliarden Euro einsammeln. Von der vom chinesischen Internetriesen Alibaba ausgelösten weltweiten Börsen-Euphorie will auch der Kabelanbieter Tele Columbus profitieren und in den nächsten Wochen den Sprung auf das Frankfurter Parkett wagen.

ZALANDO-AKTIEN KOSTEN IM GRAUMARKT BIS ZU 30 EURO

Den Ausgabepreis nicht am oberen Ende der Preisspanne festzulegen, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagte ein Zalando-Sprecher. Sie kostet Zalando aber nur 28 Millionen Euro. Mehr als die Hälfte der 500 zeichnungswilligen Anleger seien bei der Zuteilung komplett leer ausgegangen, teilte die begleitende Bank Credit Suisse mit. Zwei Drittel der Aktien gingen an 20 große Investoren. Ein Fünftel der Papiere waren schon im Voraus Anlegern versprochen worden, die unabhängig vom Preis gezeichnet hatten. Im Graumarkt wurden am Dienstag Preise bis zu 30 Euro für Zalando-Aktien geboten. Daher erwarten Börsenexperten deshalb am ersten Handelstag steigende Kurse.

Dann werden 11,3 Prozent an Zalando in den Händen neuer Investoren sein. Die Altaktionäre - allen voran der schwedische Finanzinvestor Kinnevik (bisher 35,6 Prozent) und die Internet-Investoren Oliver, Marc und Alexander Samwer (bisher 16,7 Prozent) - geben beim Börsengang keine Aktien ab, lassen ihren Anteil aber verwässern. Allein die Beteiligung der Samwers ist nun knapp 800 Millionen Euro wert.

BÖRSENASPIRANTEN STEHEN SCHLANGE

Institutionelle Investoren sind derzeit wegen der niedriger Zinsen verzweifelt auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten. Die Rahmenbedingungen für Börsengänge seien daher günstig, sagt Klaus Fröhlich, der für die Zalando-Emissionsbank Morgan Stanley das Geschäft in Deutschland und Österreich betreut. "Für jeden, der seine Hausaufgaben gemacht hat, ist es jetzt an der Zeit, an die Börse zu gehen." Die Unternehmensberatung EY rechnet inzwischen damit, dass in diesem Jahr bis zu 20 Unternehmen den Sprung an eine deutsche Börse schaffen.

Mit Zalando wären es nach ihrer Rechnung acht. Rocket Internet, der größte Börsengang in Deutschland seit dem Motorenbauer Tognum im Jahr 2007, wäre der neunte Neuling auf der Kurstafel. Weitere Kandidaten stehen schon in den Startlöchern. Am Dienstag sprang Tele Columbus auf den Zug auf: Deutschlands drittgrößter Kabelanbieter nach UnityMedia und Kabel Deutschland erhofft sich durch den Börsengang Mittel für notwendige Investitionen und für den Abbau der Schulden auf gut 300 von 550 Millionen Euro. Mindestens 300 Millionen Euro soll die Platzierung neuer Aktien bringen. Daneben wollen auch die bisherigen Eigentümer - allen voran verschiedene Hedgefonds - Kasse machen. Für sie ist es der zweite Versuch, sich von dem Unternehmen zu trennen. Ein Verkauf an den Marktführer Kabel Deutschland für gut 600 Millionen Euro war am Widerstand des Bundeskartellamts gescheitert.

Bereits vergangene Woche hatte die Gewerbeimmobilienfirma TLG ihren Börsengang angekündigt. Noch im Oktober will sich Bankern zufolge die Online-Anzeigenbörse Scout24 auf den Weg an den Aktienmarkt machen. Noch sei die Euphorie nicht übertrieben, sagt Marktexperte Fröhlich: "Wir sind noch nicht in der Phase, in der Unternehmen, die eigentlich nicht an die Börse gehören, die Marktlage ausnutzen und ihre IPOs planen."

rtr