Flauschig kommt sie daher, besteht ganz aus Naturstoffen und die für ihre Herstellung notwendigen Materialien sind zu 99 Prozent wiederverwertbar. Mit der Spezialfaser der Marke Refibra ergänzt Lenzing den aus Holz gewonnenen Zellstoff mit Verschnitten aus Baumwollstoffen, die in der Produktion der Modefirmen auf der Resterampe landen. Internationale Modemarken machen mit. Seit Februar wird Refibra beispielsweise in T-Shirts, Pullovern und Tops von Zara, einer Tochtergesellschaft von Inditex, verarbeitet. Patagonia, ein Spezialist für Outdoor-Bekleidung, ist seit Kurzem als zweiter Partner dabei.

Klasse statt Masse



Dank Spezialprodukten wie Refibra hat Lenzing nach den Krisenjahren 2012 bis 2014 wieder Tritt gefasst. Weil das Geschäft mit synthetischen Fasern ein hart umkämpfter und zyklischer Markt ist, hat der runderneuerte Vorstand die österreichische Firma vom Volumen- hin zum qualitätsgetriebenen Produzenten neu aufgestellt. Zwischen 2014 und 2016 schnellte die operative Marge von 5,1 auf 13,9 Prozent und die Kapitalrendite von null auf 15,1 Prozent. Zuletzt glänzte Lenzing im ersten Quartal 2017 mit einem Rekordergebnis bei Umsatz und Gewinn.

Auch an der Börse ist Lenzing wieder gefragt. Allein auf Jahressicht hat sich der Aktienkurs nahezu verdoppelt. Die Kurskorrektur vom Mai bietet einen Einstieg, denn der Absacker wurde dadurch ausgelöst, dass die B & C Privatstiftung als Hauptaktionär ihren Anteil von 62,6 auf 50 Prozent heruntergefahren hat.

Langfristig soll der Fokus auf qualitativ umweltfreundliche Nischenprodukte weiter steigende Margen bescheren. "Über das profitable Wachstum mit Spezialfasern wollen wir uns von den täglichen Schwankungen der Viskosepreise abkoppeln", erklärt Firmenchef Stefan Doboczky. Angesichts des Preisdrucks aufgrund anhaltender Überkapazitäten bei klassischen Viskosefasern will Lenzing bis 2020 den Umsatzanteil mit Öko-Fasern von zuletzt 41,5 auf 50 Prozent ausbauen, zum Beispiel durch den Ausbau von Produktionsstätten in Thailand und den USA für die Biofaser der Marke Tencel.

Dafür nimmt Doboczky Geld in die Hand. "Wir investieren in neue Fasertechnologien, um Holz und Zellstoff noch besser zu verwerten", erläutert der Firmenchef. Zugleich will er die Eigenversorgung mit Zellulose, die zuletzt zu 56 Prozent gedeckt war, durch den Bau von weiteren Produktionsstätten in den USA und Thailand weiter ausbauen.

Finanzieller Spielraum ist da. Die liquiden Mittel stiegen weiter auf 611,9 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote liegt bei 54 Prozent. Dazu ist Lenzing schuldenfrei. Gelingt es der Gesellschaft, bei der von Doboczky angestrebten "deutlichen Ergebnisverbesserung gegenüber dem Vorjahr" zu überraschen, dürfte das neue Höhenflüge für die weiterhin moderat bewertete Aktie bedeuten.