Investoren, die sich oft nur geringfügig an einem Konzern beteiligen, aber aktiv ins Geschäft eingreifen, sind hierzulande auf dem Vormarsch. Nach prominenten Fällen wie Stada (Bain, Cinven), Thyssenkrupp (Cevian) oder zuletzt Gea (Singer) sind weitere Konzerne ins Blickfeld dieser sogenannten aktivistischen Investoren gerückt. Gerade in Deutschland fänden sie eine "attraktive Spielwiese" vor, wie es Fondsmanager Ingo Speich formuliert.

Konzerne in der Komfortzone



Nach Einschätzung von Steve Roberts vom Beratungskonzern PWC könnten die Firmenjäger mit ihrer Finanzstärke demnächst auch größere Transaktionen in DAX und MDAX stemmen. "Sie rütteln Unternehmen wach, die sich in der Komfortzone befinden", sagt Roberts.

Das hat auch eine aktuelle Studie der größten deutschen Vereinigung der Finanzanalysten DVFA ergeben. Fast zwei Drittel der befragten Finanzprofis in Deutschland bewerten demnach die Einflussnahme der aktivistischen Investoren auf Geschäftsmodell oder Strategie grundsätzlich positiv. Damit verbunden sei auch eine längerfristige Steigerung der Rendite für alle Aktionäre. "Man muss zwar schon auf deren Motivation achten", erläutert DVFA-Präsident Stefan Bielmeier. Doch selbst aggressive Investoren wie der Amerikaner Daniel Loeb, die offenkundig rein eigennützige Motive verfolgten, könnten positive Impulse setzen, wie sich beim Schweizer Konzern Nestlé gezeigt habe.

Auch eine volle Kasse lockt



Der Einfluss der Aktivisten ist dabei umso größer, je stärker die Mehrheit der Aktionäre schweigt oder von passiven Fonds dominiert wird. Hat das Unternehmen dann noch strategische Defizite oder ein träges Management, ist das Angriffsziel perfekt. "In dieses Raster passt beispielsweise Osram mit seinem verlustreichen Bereich Lichtlösungen und Systeme (LSS)", erläutert Bielmeier. Aber auch Beiersdorf könnte ins Visier geraten. "Der Hamburger Konsumgüterkonzern ist zwar grundsolide, weist aber eine geringe Dividendenrendite auf und verfügt gleichzeitig über vier Milliarden Euro Barmittel."

Als positive Firmenjägerstory gilt inzwischen der Arzneimittelhersteller Stada. Die Investoren Bain und Cinven haben hier eine längst überfällige strategische Neuausrichtung mit neuem Management durchgesetzt. Davon haben auch die restlichen Stada-Aktionäre über kräftige Kurssteigerungen profitiert.

Bei Thyssenkrupp wiederum drängt der schwedische Fonds Cevian auf eine Abspaltung unrentabler Sparten bis hin zur Zerschlagung. "Das ist laut Thyssen-Satzung gar nicht möglich", erklärt Bielmeier. "Dennoch stößt Cevian hier trotz seines aggressiven Vorgehens wichtige Diskussionen über Sinn und Zweck einzelner Geschäftsfelder an."

Der jüngste Zugriff erfolgte beim MDAX-Konzern Gea. Der Anlagenbauer kommt nicht voran und verfehlt permanent seine Ziele. Im Oktober ist US-Aktivist Paul Singer mit dem Hedgefonds Elliott bei Gea eingestiegen. Singer hat auch schon bei Stada mitgemischt. Für Gea-Chef Jürg Oleas, der seit 2004 an der Spitze steht, könnte es ungemütlich werden.