Luxus läuft wieder. Mit der Lockerung der Ausgangsbeschränkungen finden neue Kollektionen von Handtaschen, Schmuck und Mode reißenden Absatz. Dasselbe gilt für Mascara, Lippenstift und Co in der Kosmetikindustrie. Im ersten Quartal 2021, so hat eine aktuelle Branchenstudie der Unternehmensberatung Bain & Company ermittelt, lagen die globalen Verkäufe für persönliche Luxusgüter wie Kleidung, Lederwaren, Parfüm und Schmuck auf demselben Niveau wie im gleichen Zeitraum 2019.

Das nötige Geld für das gewisse Extra ist durchaus da. Im Corona-Jahr 2020, so die jährlich aufgelegte Vermögensstudie von Credit Suisse, erhöhte sich das globale Gesamtvermögen der Privathaushalte um 7,4 Prozent auf 418,3 Billionen US-Dollar. Bereits im Juni 2020 war der durch den Corona-Schock zum Jahresanfang ausgelöste Rückgang wieder kompensiert.

Vor allem bei den asiatischen Konsumenten saß das Geld bald wieder locker in der Tasche. "Die größten globalen Luxusmarken und hier vor allem die im obersten Preissegment kehrten dank der schnellen Erholung in China schon im zweiten Halbjahr 2020 wieder in die Wachstumsspur zurück", erläutert Julie Saussier, Kapitalmarktanalystin bei Credit Suisse. Dass die Käufe asiatischer Touristen wegen der Corona-bedingten Reisestopps wegfallen, belastet nur das Europa-Geschäft der Luxuskonzerne. Im Gegenzug sind die Konsumenten in China und den USA dazu übergegangen, die Edelmarken im eigenen Land zu kaufen.

Begünstigt durch die wieder anziehende Konjunktur in den USA setzte sich dieser Aufwärtstrend im ersten Quartal quer durch alle Bereiche des Luxusgütermarkts fort. Beim weltgrößten Luxuskonzern LVMH glänzten die Bereiche Luxusmode und Lederwaren mit einem satten Umsatzplus von 52 Prozent, während Richemont mit seinem Schmuck 62 Prozent mehr Erlöse als noch vor einem Jahr erzielte. Die meisten Unternehmen haben nach dem starken Auftaktquartal ihre Umsatz- und Gewinnprognosen für 2021 nach oben angepasst.

An den Börsen ist die Botschaft angekommen. So stieg der Aktienkurs der Luxusmarke Christian Dior seit Jahresanfang um 50 Prozent und der von Richemont um 40 Prozent. Bei anderen Luxusaktien lagen die Zugewinne zwischen 25 Prozet und 30 Prozent. Die meisten Bewertungen haben damit wieder optisch luftige Höhen erreicht. Für Swetha Ramachandran, Fondsmanagerin bei GAM Investments, ist das kein Grund zur Sorge, solange sich die Titelauswahl genau auf die Segmente konzentriere, die ihre Profitabilität in Zukunft kontinuierlich steigerten. Dazu zählt sie die persönlichen Luxusgüter wie Mode, Lederwaren, Schmuck und Kosmetik, aber auch Sportartikel oder hochpreisige Spirituosen.

Starke Marken und E-Commerce

Um auch in Zukunft ganz vorn mitzumischen, müssen einige Qualitätsmerkmale vorhanden sein. "Bei den börsennotierten Unternehmen wird sich in der Zeit nach Corona beim Wachstum weiter die Spreu vom Weizen trennen", ist Fondsmanagerin Ramachandran überzeugt. Eine Schlüsselrolle spiele die Markenmacht, die es etwa Chanel oder Louis Vuitton seit 2020 ermöglicht habe, Preiserhöhungen durchzudrücken. Eine solche Preissetzungsmacht mache es möglich, auch in Zeiten steigender Inflation die Margen dauerhaft zu steigern.

Die Diversifikation der Verkaufskanäle ist der zweite große Erfolgsfaktor. "Globale Marktführer wie LVMH haben es während der Corona-Pandemie geschafft, die schrumpfenden Erlöse in regionalen Märkten wie Europa durch ihre weiter diversifizierten Verkaufskanäle zu kompensieren", sagt Analystin Julie Saussier. Das gilt in erster Linie für den E-Commerce, also den Verkauf über das Internet. Hier hat die Corona-Krise den Durchbruch bei den persönlichen Luxusgütern beschleunigt. Mehr als 85 Prozent aller Luxuskäufe, so hat Bain & Company ermittelt, laufen über digitale Kontaktpunkte. Und im ersten Quartal 2021 war für rund die Hälfte aller Verkäufe in Markenläden die vorherige Beratungsleistung im Internet für die Kaufentscheidung ausschlaggebend.

Marktforscher erwarten, dass der Anteil des E-Commerce innerhalb der nächsten fünf Jahre auf bis zu 35 Prozent steigen wird. "Auch die besonders internetaffine Käuferschicht der Millennials will in Zukunft nicht auf das Shoppingerlebnis in Markenläden verzichten", sagt Stefan-Günter Bauknecht, Fondsmanager bei DWS. "Mit den sozialen Medien haben die Luxusmarken sich ein Fundament geschaffen, das als virtuelles Diskussionsforum unter Einbeziehung von Influencern den Kauf der online diskutierten Produkte vorbereitet."

Luxusaktien mit glänzender Rendite

Entscheidend für die richtige Aktienauswahl sind neben den Wachstumsperspektiven die überdurchschnittlichen Margen und die kontinuierlich hohen Mittelzuflüsse. Gerade die im Hinblick auf Umsatz und Börsenwert größten Luxuskonzerne sind in der Lage, ihr Markenportfolio durch Zukäufe zu erweitern. LVMH aus Frankreich ist hier für uns die aktuell etwas bessere Wahl als der Wettbewerber Kering, ebenfalls in Frankreich ansässig. Das über vier Geschäftsfelder verteilte Portfolio umfasst Topmarken wie Dior, Louis Vuitton, Bulgari, Fendi und Dom Perignon. Mit einem Konzernumsatz von 14 Milliarden Euro hat LVMH im ersten Quartal das Vorkrisenniveau von 2019 und auch die Markterwartungen übertroffen. Mit dem breiten Markenmix wird LVMH von der global anziehenden Konsumlust überproportional profitieren.

Moncler ist ein erfolgreicher Nischenplayer, der sich mit einer weit über dem Branchenschnitt liegenden operativen Marge behauptet. Die Vorkrisenmarke von 30 Prozent sollte der italienische Hersteller von hochpreisiger Winterbekleidung bereits 2022 wieder erreichen. Wir stufen den Titel auf "Kaufen" hoch.

Bei den Kosmetikherstellern sind die guten Perspektiven für L’Oréal im 2022er-Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 40 weitgehend eingepreist. Der US-Wettbewerber Estée Lauder verspricht mit einem für 2021 bis 2023 erwarteten jährlichen Gewinnwachstum um 25 Prozent das größere Aufwärtspotenzial.

Bei den Marktführern für edle Spirituosen favorisieren wir Rémy Cointreau aufgrund seiner Fähigkeit, die Margen seiner im oberen Preissegment angesiedelten Tropfen hoch zu halten. Bei den Onlinehändlern von Luxusware hat die seit 2020 börsennotierte Handelsplattform Fashionette im ersten Quartal 2021 mit einem Nettoumsatzanstieg um 32 Prozent ihren Wachstumskurs fortgesetzt. Die höheren Marketingkosten sorgten für ein negatives Ebitda. Im Gesamtjahr sollte das Unternehmen schwarze Zahlen schreiben und auf Sicht der nächsten drei Jahre den Umsatz verdreifachen.

ETFs und ausgewählte Fonds sind eine aussichtsreiche Alternative, um sich Luxus ins Depot zu holen. Der Amundi S & P Global Luxury UCITS ETF (WKN: A2H 564) bildet zu jährlichen Kosten von 0,25 Prozent die 80 größten börsennotierten Unternehmen aus den verschiedenen Luxussegmenten ab. Die Wertentwicklung auf Sicht der vergangenen drei Jahre liegt bei 69 Prozent.

Bei den aktiv verwalteten Fonds stechen zwei Produkte in Sachen Performance und Anlagestrategie hervor. Der im Juni 2005 aufgelegte Pictet-Premium Brands P zählt zu den Pionieren in seinem Segment und ist auf Länder- und Branchenebene sehr breit gestreut. Der Fonds kommt auf eine Fünfjahresperformance von 16 Prozent im Schnitt. Mit 30 Titeln ist das Portfolio des GAM Multistock - Luxury Brands Equity C deutlich konzentrierter. Die zyklischen Konsumgüter sind mit 70 Prozent klar übergewichtet. Für neue Investments hält Fondsmanagerin Ramachandran stets höhere Cashquoten in der Hinterhand.

 


Auf einen Blick

Luxusgüter

Corona-Einbruch: Nach Berechnungen der Unternehmensberatung Bain & Company erlebte der globale Jahresumsatz mit Luxusgütern 2020 einen Einbruch um mehr als 20 Prozent auf eine Billion US-Dollar. Die prozentual größten Einbußen gab es im Freizeit- und Tourismusbereich. Aber auch die persönlichen Luxusgüter, die für die Hälfte der Gesamtumsätze stehen, verzeichneten Einbußen um 25 Prozent.