Bei der Pizza bevorzugen die Deutschen es klassisch: Der jährlichen Auswertung von Pizza.de zufolge war die Pizza Salami im vergangenen Jahr hierzulande die am häufigsten bestellte Teigscheibe. Insgesamt steigt der Pizzakonsum in Deutschland seit Jahren. Jede fünfte Essensbestellung geht inzwischen bei einem Pizzalieferdienst ein, was den deutschen Markt zunehmend interessant macht für die großen Player der Branche.

Vor allem der US-Riese Domino’s Pizza hat den Markt der Pizzadienste binnen kürzester Zeit erobert. Gerade einmal acht Jahre sind vergangenen, seit die Amerikaner ihre erste Filiale in Berlin eröffnet haben. Mit der Übernahme des einstigen Marktführers Joey’s für 79 Millionen Euro hat sich Domino’s Anfang 2016 selbst zur Nummer 1 gekürt und die Spitzenposition mit dem Kauf des schärfsten Konkurrenten Hallo Pizza im vergangenen Jahr gleich noch ausgebaut. Auf fast 400 Filialen bringt es Domino’s heute, 1000 sollen es in Deutschland in nicht allzu ferner Zukunft sein. Dabei ist Deutschland nur ein Teil der Wachstumsoffensive der Schnellrestaurantkette, die vor gut zehn Jahren noch am Scheideweg stand. Obwohl das 1960 gegründete Unternehmen zu den bekanntesten Marken der USA gehört, schlitterte Domino’s zwischen 2006 und 2008 in eine ernste Krise. Ein angestaubtes Image der Restaurants hatte für stark rückläufige Umsatzzahlen gesorgt, der Aktienkurs fiel auf ein Rekordtief von 2,83 US-Dollar.

Der Wechsel des Marketinggenies Russell Weiner von PepsiCo zu Domino’s im Oktober 2008 erwies sich als Glücksgriff für das Unternehmen, mit Patrick Doyle wurde 2010 auch der Posten des Vorstandschefs neu besetzt. Das Marken-image wurde erneuert, das Rezept der Grundpizza überarbeitet, neue Menüs in die Speisekarte genommen. Die vielleicht wichtigste Entscheidung jedoch war die Investition in die IT-Infrastruktur.

Etwa die Hälfte aller Bestellungen wird heute digital per App oder über die Webseite übermittelt. Das Unternehmen entwickelte eine Applikation zur Sprachbestellung sowie Domino’s Tracker, mit dem Kunden ihre Pizza vom Ofen bis zur Haustür verfolgen können, oder den 3-D-Pizza-Builder, über den sich die Pizza via Tablet zusammenstellen lässt.

Wenn Patrick Doyle im Juni seinen Vorstandsposten aufgibt, ist ihm einer der bemerkenswertesten Turnarounds der zurückliegenden Jahre gelungen. In den vergangenen sieben Jahren ist die Zahl der Domino’s-Restaurants und Lieferdienste weltweit von 9742 auf über 14 400 gewachsen. Der Gewinn je Aktie ist zwischen 2011 und 2016 von 1,69 auf 4,30 US-Dollar geklettert, was den Aktienkurs durch die Decke gehen ließ. In New York notiert der Titel inzwischen bei knapp 220 US-Dollar - eine Performance, mit der sich Domino’s selbst vor Technologie-Highflyern wie Amazon, Facebook, Netflix oder Alphabet nicht verstecken muss.

Nach Einschätzung der Deutschen Bank dürfte das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Nettogewinn von 5,82 US-Dollar je Aktie eingefahren haben, der bis 2019 auf 8,10 US-Dollar je Aktie zulegen soll. Das in der Erststudie vergangenen Dezember ausgeflaggte Kursziel hat der Titel allerdings längst überrannt.

Auf Seite 2: Ableger in aller Welt





Ableger in aller Welt



Der künftige Erfolg der Restaurantkette liegt praktisch komplett in den Händen der Franchisenehmer, die 97 Prozent aller Domino’s-Läden betreiben. Einige der Master-Franchise-Nehmer, die regionale Exklusivität genießen und ihrerseits wiederum Sublizenzen vergeben, sind wie der Mutterkonzern selbst an der Börse notiert. Etwa Domino’s Pizza Enterprise. Das Unternehmen beliefert neben Australien, Neuseeland und Japan zusammen mit der britischen Domino’s Pizza Group auch einige europäische Länder mit Teigfladen.

Während sich die Analysehäuser beim australischen Ableger zurückhaltender zeigen, sehen Numis und Credit Suisse bei der britischen Domino’s zwischen 25 und 30 Prozent Potenzial. Die hübschesten Töchter scheinen allerdings die jüngsten zu sein: DP Poland ist mittlerweile in 19 polnischen Städten vertreten, wo man die Zahl der Filialen im vergangenen Jahr von 35 auf 50 gesteigert hat und bis 2020 eine weitere Verdopplung anpeilt. Schon im kommenden Jahr soll der Umsatz bei 23 Millionen Pfund liegen - das wäre mehr als eine Verdreifachung der 2016er-Erlöse. Leider ist die Polen-Aktie nur in London handelbar.

Das gilt zum Glück nicht für die wachstumsstärkste Tochter der DP-Familie. Mit jährlich 24 Prozent Umsatzanstieg und 40 Prozent durchschnittlichem Gewinnplus zwischen 2016 und 2019 gibt derzeit DP Eurasia das Tempo vor. Das Unternehmen konnte sich bereits einen großen Teil des türkischen Pizzamarkts sichern und gewinnt auch in Russland immer schneller Marktanteile. Gut möglich, dass sich die Erfolgsgeschichte der mittlerweile happig bewerteten Mutter bei den Töchtern wiederholt.