Die US-Bank State Street hat Meldungen dementiert, sie strebe eine Übernahme der krisengeplagten Schweizer Großbank Credit Suisse an. Die Marktgerüchte seien haltlos, teilte der Finanzkonzern mit. Zuvor hatte das Schweizer Finanzportal "Inside Paradeplatz" berichtet, State Street beabsichtige eine Offerte von neun Franken je Aktie. Daraufhin kletterten die Titel um bis zu 14 Prozent auf fast sieben Franken, büßten das Plus aber rasch wieder ein.

Insider bezeichneten die Übernahmespekulationen von Anfang an als "totalen Quatsch". Keine Bank der Welt werde derzeit sich derzeit auf die unkalkulierbaren Risiken und Altlasten einlassen, die die Schweizer Krisenbank noch immer in ihren Büchern halte. Schlagzeilen machten ihre verunglückten Engagements beim insolventen Lieferkettenfinanzierer Greensill und beim zusammengebrochenen Hedgefonds Archegos.

Allenfalls ein Herauslösen einzelner Bereiche etwa in der Vermögensverwaltung sei vorstellbar, heißt es in der Branche. Dem erteilte Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein am Donnerstag auf einer Konferenz jedoch erneut eine Absage.

Die zweitgrößte Schweizer Bank gilt inzwischen als größtes Sorgenkind des europäischen Bankensektors. Hohe Kosten für Restrukturierungen und Rechtsstreitigkeiten belasten das Geldhaus. Am Mittwoch gab es die vierte Gewinnwarnung innerhalb von fünf Quartalen. Im laufenden Geschäftsjahr wird demnach mit rückläufigen Erträgen insbesondere im Investmentbanking und einem Konzernverlust gerechnet. Wesentlich wahrscheinlicher als eine Übernahme gilt derzeit, dass sich die Bank über eine Kapitalerhöhung frische Mittel beschaffen muss.

Die Aktie brach daraufhin um sieben Prozent ein - und zog auch andere Bankenwerte mit nach unten, darunter Deutsche Bank und Commerzbank.

Neue Risiken für Banken


Der europäische Finanzsektor ist derzeit ohnehin in einem labilen Zustand. In normalen Zeiten hätten die jüngsten EZB-Beschlüsse von Donnerstag für eine Zinswende ab Juli ein Kursfeuerwerk bei Banken auslösen können. Denn die Geldhäuser profitieren von steigenden Zinsen insbesondere in ihrem Kreditgeschäft, allen voran Häuser wie die Commerzbank mit ihrem Schwerpunkt bei Firmenkunden.

Mit der Perspektive steigender Zinsen hatten Bankaktien schon im vergangenen Jahr und zum Jahreswechsel deutlich zugelegt, bevor der Ukraine-Krieg die Welt auf den Kopf gestellt hat. Seitdem rücken statt Zinsphantasien Inflationsängste in den Vordergrund, und dass damit verbundene Kostenanstiege die höheren Zinserträge schnell übertreffen könnten - von den wachsenden Konjunkturrisiken ganz zu schweigen.

Insbesondere die Commerzbank erscheint nach den kräftigen Kurszuwächsen der vergangenen Monaten im Branchenvergleich als vergleichsweise teuer. Die Gefahr von Rückschlägen hat deutlich zugenommen - und das gilt für die gesamte Bankenbranche.