Die weitere Abwertung wirke sich "negativ auf mehr als die Hälfte unseres Umsatzes und damit auch negativ auf die Marge" aus. Dies könne Infineon "nicht mehr kompensieren".

Im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz nur rund fünf Prozent statt wie bisher geplant neun Prozent wachsen; dabei gilt wie üblich eine Schwankungsbreite von zwei Prozent nach oben und unten. Die operative Marge soll 16,5 Prozent betragen; zuvor waren 17 Prozent angepeilt.

Etliche Analysten betonten - wie auch Infineon selbst -, dass die gesenkte Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr 2017/18 (Ende September) lediglich der Euro-Stärke im Vergleich zum US-Dollar geschuldet sei. Zugleich sprachen sie von einer operativ guten Entwicklung. So richtig überzeugen konnte das die Investoren aber nicht: Zuletzt büßte die Aktie am Dax-Ende 2,62 Prozent auf 23,03 Euro ein und notierte damit auf dem tiefsten Stand seit Jahresbeginn.

Der Halbleiterhersteller hatte bereits im Spätsommer unter der Dollarschwäche gelitten. In den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres, das am 1. Oktober begonnen hat, fuhr Infineon ein Segmentergebnis von 283 Millionen Euro ein - 15 Prozent mehr als vor Jahresfrist und mehr als von Analysten erwartet. "Der Markt für Elektromobilität bleibt ein Wachstumstreiber", sagte Ploss. Der Halbleiterhersteller biete Produkte für alle Antriebsformen, von Hybrid- bis zu reinen Elektrofahrzeugen. Infineon macht einen Gutteil seines Geschäfts mit der Autoindustrie. Auch Leistungsbauelemente für Solaranlagen oder Rechenzentren waren zuletzt erneut gefragt.

"Operativ sind wir voll auf Kurs", betonte der Infineon-Chef. Der Umsatz ging im Startquartal saisonal bedingt zurück auf 1,78 Milliarden Euro, das sind zwei Prozent weniger als im Vorquartal. Infineon hatte einen Rückgang in dieser Größenordnung angekündigt. Die operative Marge lag mit 15,9 Prozent über dem prognostizierten Wert von 15 Prozent. Für das laufende zweite Geschäftsquartal geht der Konzern von einem Umsatzzuwachs von rund vier Prozent aus, bei einer Rendite von 16 Prozent.

rtr/dpa-AFX

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Einschätzung der Redaktion



Trotz des saisonbedingten Rückgangs beim Umsatz im ersten Quartal des Geschäftsjahres hat Infineon mehr Gewinn und höhere Margen als in Aussicht gestellt erreicht. Die Anpassung der Umsatzprognose als Reaktion auf eine voraussichtlich stärkere Belastung von Umsatz und Marge durch den im Vergleich zum Euro schwächeren Dollar sollte Anleger nicht nervös machen. Hintergrund dazu: das operative Geschäft des DAX-Konzerns wird davon nicht nachhaltig belastet. Ein für den derzeit stärkeren Effekt der Dollar-Schwäche ist Infineons Verzicht auf Absicherungen, die über einen Zeitraum von drei Monaten hinaus reichen.

Langfristig gültig bleibt, dass der Konzern für seine Leistungshalbleiter, die rund 60 Prozent des Umsatzes liefern, und in drei von vier Sparten des Konzerns eingesetzt werden, in Dresden branchenweit die einzige Fertigung auf großen 300 Millimeter Dünnschicht Silizium-Scheiben (Wafer) betreibt. Gegenüber der herkömmlichen Chipfertigung auf kleineren Scheiben wird Kapital in Dresden 20 bis 30 Prozent günstiger eingesetzt. Das sichert Infineon gegenüber Konkurrenten langfristige Kostenvorteile, die in der gegenwärtigen Bewertung nicht berücksichtigt sind.

Die Gründe: Infineon hat die moderne Fertigung weitgehend mit eigenem Knowhow entwickelt. Als Weltmarktführer bei Leistungshalbleitern ist der Konzern mit einem Anteil von zuletzt 18,5 Prozent, doppelt so groß wie Nummer Zwei ON Semiconductors. Auch deshalb ist Infineon einer der wenigen Konzerne in der Branche, die eine 300-Millimeter-Fertigung mittelfristig überhaupt auslasten kann. Die meisten Hersteller bleiben deshalb bei der teuren Fertigung auf kleineren Scheiben. Ein Großteil der Zuwächse in Infineons Chipgeschäft findet derzeit in 300-Millimeter statt. Um lieferfähig zu bleiben wir derzeit in Dresden viel investiert. Aktuell sind 25 bis 30 Prozent der Reinraum-Fläche in Dresden ist mit 300-Millimeter-Anlagen belegt. Während nicht zu erwarten ist, dass Konkurrenten in absehbarer Zeit mit eigenen 300-Millimeter-Fertigungen starten, schätzen Experten, dass sich Infineons Marge mit jedem zehn Prozent Schritt in der Auslastung der Gesamtkapazität in Dresden um bis zu einem Prozentpunkt verbessern wird. Damit bleibt die Aktie, trotz einer anspruchsvollen Bewertung langfristig aussichtsreich

Empfehlung: Kaufen.
Kursziel: 28,00 Euro
Stoppkurs: 19,50 Euro

Von Klaus Schachinger