In den vergangenen Tagen verdichteten sich Spekulationen um einen Börsengang der Volkswagen-Tochter Porsche AG und beflügelten die VW-Aktie. Medienberichten zufolge soll VW bereits die Investmentbank Goldman Sachs und die Beratungsfirma Freshfields mit der Vorbereitung der Transaktion beauftragt haben. Auf Anfrage von BÖRSE ONLINE sagte ein VW-Sprecher dazu: "Der VW-Konzern prüft ständig Optionen, die der Weiterentwicklung und der Umsetzung der Konzernstrategie dienen und die den Unternehmenswert steigern. Wir werden uns heute aber nicht näher zu Details äußern."

Der Autobauer Porsche AG ist nicht zu verwechseln mit der Beteiligungsgesellschaft Porsche Automobil Holding SE, die seit Kurzem im DAX notiert ist und die 53,3 Prozent der VW-Stammaktien hält. Die VW-Sportwagentochter Porsche AG wiederum ist neben Audi der größte Gewinnbringer im Wolfsburger Konzern. 2021 wird der Edelkarossenhersteller rund 35 Milliarden Euro umsetzen und fünf bis sechs Milliarden Euro verdienen. Zudem ist Porsche die bekannteste Sportwagenmarke der Welt, was eine zusätzliche Prämie an der Börse bringen könnte.

Ferrari als Maßstab


Wie viel Porsche an der Börse tatsächlich wert sein könnte, lässt sich am besten abschätzen, wenn man Ferrari als Vergleich heranzieht. Der italienische Sportwagenhersteller ist seit Oktober 2015 an der New Yorker Börse notiert und über ein Zweitlisting in Mailand.

Ferrari kommt derzeit bei einem Jahresumsatz von vier Milliarden Euro und einer Milliarde Euro Ergebnis auf einen Börsenwert von 35 Milliarden Euro. Wird der gleiche Gewinnmultiplikator wie bei Ferrari am unteren Ende des Porsche--Ergebnisses angelegt, müsste der Börsenwert der Zuffenhausener bei 175 Milliarden Euro liegen. Selbst wenn hier noch deutliche Abschläge eingerechnet werden, könnte die Porsche AG damit an der Börse eine Kapitalisierung erreichen, die den aktuellen Marktwert von VW in Höhe von etwa 125 Milliarden Euro übersteigt.

Autoexperten wie Ferdinand Dudenhöffer halten es für realistisch, dass derzeit innerhalb der Familien und des VW-Konzerns über einen Börsengang von Porsche intensiv gesprochen wird. Vor allem lockten die hohen Bewertungen beispielsweise von Tesla, aber auch von chinesischen Start-ups wie Nio oder Xiapeng. Zudem benötige VW Kapital für die anstehenden Zukunftsinvestitionen in Elektromobilität und autonomes Fahren. Als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen hätte Porsche mehr Bewegungsfreiheit und könnte zusätzlich Wert schaffen.