Bereits die Studie ließ die Aktie weiter steigen. Als Citigoupanalyst Atif Malik gestern seine neuen Schätzungen für Nvidia veröffentlichte, sprang das Papier um sieben Prozent in die Höhe. Der Kurs stieg damit auf einen neuen Rekordstand von fast 160 Dollar. Grund: der Aktienexperte traut dem Grafikchiphersteller in seinem besten Szenario beinahe ein Verdopplung zu. Langfristig hält der Citi-Banker einen Kurs von 300 Dollar möglich. Doch auch kurzfristig bietet die Aktie laut Malik weiteres Potential für Nvidia. Der Analyst hob sein Kursziel auf 180 Dollar an. Laut dem Datendienst Factset traut dem Konzern niemand mehr zu. Zuvor lagen die höchsten Schätzungen für den Chiphersteller bei 168 Dollar, während das durchschnittliche Kursziel 124 Dollar betrug.

Grund für die Kursrally sowie die Schätzungen von Malik ist, dass der Konzern von gleich von drei Megatrends profitiert. Nvidias Chips finden im boomenden Markt der Computerspiel-Industrie reißenden Absatz, während die Halbleiter in den Bereichen künstliche Intelligenz (KI) und autonomes Fahren als Schlüsselkomponenten gelten. Im vergangenen Quartal stieg der Umsatz mit den Spiele-Chips fast 50 Prozent auf gut eine Milliarde Dollar. Der Bereich stellte damit fast die Hälfte der gesamten Einnahmen. Noch größer fiel das Wachstum im Segment Datencenter aus, die Einnahmen konnten fast verdreifacht werden. Mit Facebook, der Google-Mutter Alphabet, IBM oder Microsoft setzen mittlerweile fast alle großen Internet- und IT-Konzerne die Leistungsstarken Chips von Nvidia für ihre KI-Entwicklungen ein.

Dabei steht der Markt erst am Anfang seiner Entwicklung. Lagen die weltweiten KI-Umsätze 2015 erst bei zwei Milliarden Dollar, sollen sie den Prognosen zufolge bis zum Jahr 2025 auf 127 Milliarden Dollar steigen. Das würde einer durchschnittlichen jährlichen Steigerungsrate von mehr als 50 Prozent entsprechen. Inzwischen findet die Technologie sogar Einzug in unsere Haushalte. Egal, ob Siri, Cortana oder Echo, die digitalen Assistenten geben auf fast jede Frage eine Antwort.

Big Data stellt in dem Forschungsgebiet einen entscheidenden Faktor dar. Um aus der steigenden Informationsflut letztendlich eine Maschine intelligent zu machen, bedarf es einer schnellen Analysemöglichkeit. Dies geht umso besser, je mehr die Daten "strukturiert" zur Verfügung stehen. Um die Informationen auch effizient verarbeiten zu können, bedarf es einer enormen Rechenleistung. Die Analysten von Julius Bär sehen dabei die Cloud als wichtigen Katalysator, welche die beiden Kräfte günstige Rechenleistung und hohe Datenspeicherung miteinander verbindet.

Um Maschinen das Lernen beizubringen, fällt der Rechenleistung eine entscheidende Rolle zu. Hier spielt das US-Unternehmen Nvidia eine zentrale Rolle. Den meisten ist der Entwickler von Grafikkarten und Chipsätzen nur aus dem Bereich E-Gaming ein Begriff. Doch lassen neue Prozessoren des Konzerns für das "Supercomputing" auch in der wirklichen Welt die Grenzen zwischen Realität und Fiktion immer mehr verschwimmen. Rechenkarten wie die Tesla P40 sind perfekt zugeschnitten auf KI-Berechnungen und Deep Learning.

Diese Fahigkeit macht die Nvidia-Chips auch für das autonome Fahren interessant. Laut dem Konzern ist "künstliche Intelligenz die einzige Lösung für autonomes Fahren. Die beinahe endlose Bandbreite an Straßenbedingungen, Verkehrsmustern und unerwarteten Ereignissen sind unmöglich mit einer allein von Menschen geschriebenen Software zu antizipieren."

Citi-Analyst Malik glaubt daher, dass die Börse das anhaltende Wachstum im Bereich Datacenter und den steigenden Einsatz der Nvidia-Chips in Autos nicht einpreist. Zudem glaubt Malik, dass Nvidia mit seinem Cloudgeschäft eine höhere Bewertung zugestanden werden muss. So werden Software-Dienstleister, die über Cloudplattformen auf Abobasis IT-Infrastrukturen stellen, höher bewertet als die Chipbranche.

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Einschätzung der Redaktion



Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 50 ist die Aktie hoch bewertet. Allerdings liefert Nvidia derzeit die nötigen Wachstumsraten um das aktuelle Kursniveau zu rechtfertigen. Die Chips des Konzerns finden mit PC-Spielen, KI und autonomem Fahren gleich in drei Wachstumsbereichen hohe Nachfrage. Die zählt damit zu einem Basisinvestment für Anleger im Technologiesektor. Allerdings eignet sich das Papier aufgrund der hohen Volatilität nur für spekulativ orientierte Anleger. Weil das Momemtum von Nvidia unverändert stark ist, können risikofreudige Anleger trotz der Kursrally nach wie vor zugreifen. Aller anderen sichern die Gewinne mit einen nachgezogenen Stoppkurs ab.

Kursziel: 160 Euro
Stoppkurs: 111 Euro