Damit es ein Unternehmen aus dem Klub der 500 in unser Top-Ten-Depot schafft, muss es vor allem Potenzial haben. Das heißt, die Antwort auf die Frage, welche Rendite auf das Kapital noch möglich ist, muss deutlich positiv ausfallen. Den Cut machte die Redaktion bei plus 40 Prozent. Eine solide Dividende sollte dieses Potenzial noch ergänzen. Vorsicht: Das Depot hat keine regionale oder über Branchen ausgewogene Gewichtung. Anleger, die es nachbauen wollen, sollten je nach Risikoneigung bei jedem Wert Stoppkurse setzen.


Alphabet

Dass die Aktie von Alphabet im vergangenen Jahr zu den besten Werten im Depot zählte, ist nicht der Grund, warum sie erneut dabei ist. Alphabet ist überall in unserem Leben vertreten und hat über die Jahrzehnte viele Daten gesammelt. Und die Google-Mutter hat gerade erst begonnen, diesen Schatz zu nutzen. Sei es Mobilfunk, Navigation oder autonomes Fahren und in Zukunft beispielsweise auch medizinische Anwendungen - die Anwendungen werden eher zunehmen. Ebenfalls ganz vorn steht Alphabet bei neuen technischen Entwicklungen wie etwa bei Quantencomputern, die unsere Welt womöglich verändern werden. Natürlich gibt es die Befürchtung, dass der Konzern zerschlagen wird. Analysten sagen jedoch, dass die Summe der Einzelteile mehr wert sei als der Konzern heute. Das Geschäft von Alphabet wirft sehr viel Bargeld ab. Die Bewertung gemessen an der Cashflow-Rendite ist beim aktuellen Zinsniveau noch zu niedrig, und deshalb hat die Aktie nach unserer Ansicht noch viel Luft nach oben.


BASF

Zum ersten Mal überhaupt qualifiziert sich BASF für das Depot. Der Grund: Die Einschätzung des Markts impliziert eine negative Kapitalrendite. Das ist sehr pessimistisch, um es vorsichtig zu sagen. Nach der Restrukturierung 2020 dürften die Ludwigshafener die Kapitalkosten gut verdienen können. Übernimmt der Markt diese Einschätzung, könnte das zumindest theoretisch Kursgewinne von mehr als 50 Prozent bringen. Auch vom Zyklus her betrachtet, scheint im Moment kein schlechter Zeitpunkt zu sein, den Wert ins Depot aufzunehmen. Das Unternehmen sollte als weltgrößter Chemiekonzern vom Wirtschaftswachstum nach dem Corona-Einbruch profitieren. BASF ist in allen wichtigen Regionen mit Verbundstandorten vertreten und sollte deshalb auch von den Billionen Euro profitieren, die vor allem die USA und Europa ausgeben wollen, um die Wirtschaft wieder boomen zu lassen. Die Aktie ist zudem durch ihre hohe Dividende ein Stabilitätsanker. Selbst für das schwache Jahr 2020 hat der Konzern 3,30 Euro gezahlt. Wird das wiederholt, beträgt die Rendite fast fünf Prozent.


Bristol-Myers Squibb

Die Aktie von Bristol-Myers Squibb (BMS) gehört zu den preiswertesten der Branche. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) auf Basis der bereinigten Ergebnisse ist einstellig. In den niedrigen Kursen spiegelt sich vor allem die Skepsis des Markts wegen des Blutkrebsmittels Revlimid. Dieser Blockbuster wird im kommenden Jahr, wenn auch erst in schwächerer Form, Konkurrenz durch Nachahmerprodukte bekommen und weniger Geld einbringen. Der US-amerikanische Pharmariese verfügt weiter über spannende Blockbuster wie das Gerinnungsmittel Eliquis. Zudem ist die Pipeline gut gefüllt. Insbesondere gehört BMS zu den führenden Firmen im Bereich Immunonkologie, einem jungen Forschungsgebiet, dem hohe Wachstumsraten vorausgesagt werden. Hier dürfte BMS in den kommenden Monaten Zulassungen bekommen können. Sollte sich abzeichnen, dass die "Revlimid-Delle" gut ausgeglichen werden kann, dürfte die Aktie deutlich steigen.


Facebook

Unter den großen amerikanischen Technologiekonzernen in der Rangliste 2021 hat der erst 2004 gegründete Social-Media-Riese Facebook das höchste Potenzial im Modell der Redaktion. Die Erklärung ist relativ einfach: Wegen der geringeren Investitionen ist die Kapitalrendite des Konzerns weit höher als zum Beispiel die von Alphabet. Die im Kurs implizierte Rendite ist hingegen ähnlich niedrig. Diese Differenz sorgt dafür, dass sich beim aktuellen Zinsniveau und bei der Ergebnisprognose der Analysten die Kurse zumindest theoretisch auch verdoppeln könnten. Die im Vergleich dazu zurückhaltende Einschätzung des Konzerns durch Investoren liegt vor allem daran, dass Facebook in der Vergangenheit etwa wegen seines Umgangs mit Kundendaten immer wieder negative Schlagzeilen machte. Auch hier gibt es Stimmen, die fordern, den Konzern zu zerschlagen. Und eine globale Mindeststeuer würde die Gewinne drücken. Doch die Dienste des Unternehmens wie beispielsweise Instagram gewinnen weiterhin neue User. Jeden Tag nutzen fast 1,9 Milliarden oder, anders ausgedrückt, jeder vierte Mensch die Dienste des Konzerns.


Intel

Intel ist die Turnaround-Story im Depot. Der US-Halbleiterkonzern hatte früher ein Abo auf Top-Ten-Plätze in der €uro-Rangliste. Das Unternehmen hatte sich auf dem Erfolg ausgeruht und viele Trends der Branche verpasst, schlecht investiert und zu wenig für neue Entwicklungen ausgegeben. Im vergangenen Jahr machten Investoren Druck. Seitdem hat sich einiges getan. Das Management wurde ausgetauscht, und Intel besinnt sich auf seine Stärken. Ob sich das in den kommenden zwölf Monaten bei der Aktie bemerkbar machen wird, ist natürlich nicht prognostizierbar. Das Unternehmen verfügt aber über sehr solide Erträge. Zudem steigt der Bedarf an Halbleitern weiter an, was den Turnaround sicherlich unterstützt. Sollte es Intel gelingen, zu alter Stärke zurückzukehren, kann sich der Kurs der Aktie auch verdoppeln.


Moderna

Trotz des starken Anstiegs hat die Aktie von Moderna gemessen an allen Werten der 500er-Liste das theoretisch höchste Potenzial. Die Aktie dürfte im Portfolio aber auch eine der riskantesten sein. Die Biotechfirma ist mittlerweile den meisten wegen ihres mRNA-Impfstoffs ein Begriff. Das Unternehmen wird 2021 sehr hohe Umsätze und Gewinne melden. Die Renditen auf das eingesetzte Kapital dürften dreistellig ausfallen. Der Kurs impliziert, dass das Geschäft im kommenden Jahr stark einbrechen wird, die Renditen negativ werden. Das ist eine sehr pessimistische Einschätzung. Moderna sollte weiter gut verkaufen, bis es einen besseren Impfstoff gibt oder das Virus global ausgerottet ist. Interessant ist, dass die Pipeline über das Corona-Vakzin hinausgeht. Die Erfahrungen, die jetzt mit der mRNA-Technologie gemacht wurden, dürften helfen, künftig neue Krebsmedikamente, etwa auch in Zusammenarbeit mit dem US-Wettbewerber Merck & Co., an den Markt zu bringen.


Newmont

Die großen Zentralbanken haben im vergangenen Jahr ihre Geldpolitik noch mal deutlich gelockert. Die Zinsen sind niedrig, und es wird weiter Liquidität in das System gepumpt. Eine hohe Inflation wäre die logische Folge. Das ist ein günstiges Umfeld, dass Anleger Gold in ihren Depots höher gewichten und damit der Preis des Edelmetalls deutlich ansteigt. Um hier positioniert zu sein, ist wie im vergangenen Jahr auch - allerdings leider mit weniger Erfolg - die Aktie von Newmont im Depot vertreten. Beim aktuellen Goldpreis verdient der mittlerweile kostenbewusste Konzern sehr gut und kann auch seine Gewinne ausschütten. Die Quartalsdividende wurde gerade auf 55 US-Cent angehoben. Eine Rendite von mehr als drei Prozent sollte den Kurs stützen. Die Chance: Pro Quartal fördert die wertvollste Goldmine mehr als 1,4 Millionen Unzen zu gut 1000 Dollar Vollkosten pro Unze. Das zeigt den Hebel. Steigt der Goldpreis um zehn Prozent, würde sich der Ertrag von Newmont um ein Viertel verbessern.


Qualcomm

Die Digitalisierung der Gesellschaft geht nicht ohne Halbleiter. Gerade bei Chips und entsprechender Software für die Mobilfunkindustrie gehört der US-Konzern Qualcomm zu den führenden Anbietern weltweit. Das Unternehmen lizenziert seine Technologie, ohne die keine Mobilfunkanwendung funktioniert, und kassiert sehr hohe Cashflows. Auch bei den neuen Breitband-Mobilfunknetzen der fünften Generation ist Qualcomm mit wichtigen Patenten vertreten. Das Potenzial der sogenannten 5G-Netze geht aber über den reinen Mobilfunk hinaus. Das "Internet der Dinge", in dem Fahrzeuge, Haushaltsgeräte, Häuser und Fabriken digital gesteuert werden, gehört ebenfalls dazu. Das vergrößert den Markt für Qualcomm deutlich und sollte für wachsende Lizenzeinnahmen sorgen. Die gemessen am Markt recht niedrig bewertete Aktie hat ein Potenzial von mehr als 50 Prozent.


Rio Tinto

Der britisch-australische Bergbaukonzern gehört zu den größten der Welt. Rio Tinto fördert Eisenerz, Aluminium und Kupfer sowie Spezialitäten wie Diamanten, Düngemittel und Titanoxid. In den vergangenen Jahren hat die Branche für die Erschließung neuer Minen wenig ausgegeben. Auch Rio Tinto geht mit seinem Geld vorsichtiger um als noch vor 15 Jahren. Weil die Wirtschaft nun anzieht und Rohstoffe gesucht sind, steigen die Preise. Vor allem in der größten Sparte Eisenerz sollten die Gewinne steigen. Auch bei Kupfer dürfte Rio Tinto 2021 mehr verdienen können als 2020. Die große Frage wird sein, wie lange der Zyklus anhält. Der aktuelle Kurs ist jedenfalls niedrig genug, um mehr Potenzial nach oben als nach unten zu haben.


TotalEnergies

Ölkonzerne bekämen über kurz oder lang Probleme, heißt es. Allerdings wird der Rohstoff nicht über Nacht wertlos. Weil Umweltvorschriften immer strenger werden, dürfte weniger nach neuen Quellen geforscht werden. Das heißt: Eine relative stabile Nachfrage wird auf ein sinkendes Angebot treffen. Davon sollten Unternehmen profitieren, die günstig fördern können. Eines davon ist TotalEnergies. Die Franzosen zeigen mit dem Zusatz "Energies" zu dem alten Namen Total, dass sie sich breiter aufgestellt haben. Die Förderkosten im Stammgeschäft sind niedrig. Da bleiben Milliarden, um auf erneuerbare Energien zu setzen. Die hohe Dividende von rund drei Euro pro Aktie ist schon bei Ölpreisen von über 40 Dollar verdient. Eine Dividendenrendite von rund sieben Prozent sichert den Kurs und das Depot nach unten ab. Das im Modell ermittelte Potenzial ist größer als 50 Prozent.


BILANZ DES VORJAHRES Den Index wieder klar geschlagen

Jedes Jahr stellt die Redaktion aus den 500 größten Firmen ein Top-Ten-Depot zusammen, das Anleger gut nachbauen können. Ziel ist es, den Weltaktienindex MSCI World zu schlagen. Das ist wie im Vorjahr gelungen, auch die absolute Entwicklung war erfreulich. Das gleichgewichtete Top-Ten-Depot stieg um 37,9 Prozent, der MSCI World legte in Euro um 30 Prozent zu. Für die gute Wertentwicklung sorgten vor allem die Aktien von Volkswagen und Alphabet. Sie konnten das schwache Abschneiden der Biotechfirma Gilead Sciences und des Goldminenkonzerns Newmont kompensieren. Überraschend stark war auch die Aktie von Berkshire Hathaway. Das liegt vor allem daran, dass Investorenlegende Warren Buffett eine riesige Wette mit Apple-Aktien eingegangen ist, die aufgegangen ist.

Die Redaktion stellt das Portfolio anhand eines Modells zusammen. Interessanterweise würden sich trotz der guten Entwicklung bis auf Biogen und Gilead Sciences alle Werte auch für das neue Portfolio qualifizieren. Das heißt, die Aktien sind zumindest solide Haltepositionen, und mit Alphabet und Newmont sind auch zwei im neuen Depot.