Neue Medikamente sind dringend erforderlich. Der Patentschutz auf die wichtigsten Arzneien des britischen Pharmakonzerns AstraZeneca - wie etwa der Cholesterinsenker Crestor - ist abgelaufen. Generikahersteller produzieren die gleichen Wirkstoffe nun kostengünstiger. Darunter leidet AstraZeneca. Im vergangenen Jahr sank der operative Kernbetriebsgewinn um drei Prozent auf 6,7 Milliarden Dollar, im ersten Quartal 2017 ging der Umsatz um zwölf Prozent auf 5,4 Milliarden Dollar zurück.

Große Hoffnungen auf einen Blockbuster verbindet Vorstandschef Pascal Soriot mit einer klinischen Studie namens Mystic. Die gleichzeitige Einnahme der bereits bestehenden Krebsmedikamente Tremelimumab und Durvalumab soll auf längere Sicht Chemotherapien für Patienten mit Lungenkrebs überflüssig machen. Erste Ergebnisse der Versuchsreihe, die derzeit an über 1000 Patienten in 17 Ländern durchgeführt wird, werden in den kommenden Wochen erwartet. Schlägt die Therapie an, würde AstraZeneca zu den führenden Pharmaunternehmen aufsteigen, die bei der Krebsbekämpfung auf die Aktivierung des Immunsystems setzen. Analysten trauen der Mystic-Therapie ein jährliches Umsatzpotenzial von rund 2,5 Milliarden Dollar zu.

So weit ist es aber noch nicht. Ein wenig zufriedenstellendes oder gar negatives Ergebnis ist nicht auszuschließen. Das wäre für die Krebsstrategie zwar ein schwerer Rückschlag, aber nicht das Ende des Unternehmens, versuchte Soriot Anleger jüngst vorab zu beruhigen. Tatsächlich testet AstraZeneca derzeit über 130 weitere Therapien, die sich neben der Krebsbekämpfung auf die Behandlung von Herz- und Atemwegserkrankungen konzentrieren.

Nach Einschätzung der Ratingagentur Moody’s verfügt das Unternehmen über eine der stärksten Pipelines im ganzen Pharmasektor. Die Bonitätsdiagnose für den Konzern dürfte daher weiterhin sehr stabil ausfallen.