Noch liegen die Positionen auseinander: Athen, EU-Kommission und der IWF ringen erneut heftig um die Frage, wie das mit 180 Prozent des Bruttoinlandsprodukts verschuldete Griechenland aus der Krise kommen kann. Christine Lagarde forderte die griechische Regierung jüngst erneut zu einer Absenkung des Steuerfreibetrags und weiteren Rentenkürzungen auf. Zugleich appellierte die IWF-Chefin an die europäischen Gläubiger, dem Land Schuldenerleichterungen zu gewähren.

Ohne ein solches Abkommen, so hieß es zumindest in den vergangenen Wochen, wolle sich der IWF nicht an einem weiteren Rettungspaket beteiligen.

Schwierige Suche nach Kompromiss



Beide Adressaten reagierten mit Kritik. Lagarde möge aufhören, unerfüllbare Forderungen zu stellen, entgegnete Finanzminister Efklidis Tsakalotos. Weitere Lasten könne man den Bürgern nicht zumuten. Tatsächlich hat Griechenland seit 2010 bereits zwölfmal die Pensionen abgesenkt. Gegen den von Lagarde vorgeschlagenen Schuldenverzicht hat Tsakalotos dagegen nichts einzuwenden.

Dazu sind aber insbesondere die Niederlande und Deutschland nicht bereit. In den beiden Ländern finden in diesem Jahr Parlamentswahlen statt. Die Sorge: Komme man Athen entgegen, könne dies den eurokritischen populistischen Parteien in die Hände spielen.

Die Zeit für einen Kompromiss wird allerdings knapp: Im Juli muss Athen sieben Milliarden Euro an Schuldentilgungen an die Gläubiger überweisen. Das kann Tsakalotos aber nur, wenn die Eurogruppe zuvor einen weiteren Kredit aus dem derzeit laufenden dritten Hilfsprogramm gewährt. Diesen wollen die Geldgeber nur dann auszahlen, wenn die anstehende Prüfung der daran geknüpften Reformauflagen Griechenlands positiv ausfällt.

Für Anleger ist ein Kauf griechischer Staatsanleihen also äußerst riskant. Doch bislang haben sich Gläubiger und Schuldner immer wieder geeinigt. Zuletzt signalisierte auch der IWF Entgegenkommen. An neuen Grexit-Ängsten kann auch der Französin und Merkel-Sympathisantin Lagarde nicht gelegen sein.